Die Test Icicles halten nicht viel von Konventionen. Nicht nur, dass Rory Aggwelt und seine beiden Mitstreiter Devente Hynes und Sam E. Dangerr gerne Verwirrung bezüglich ihrer Namen stiften (“Such dir die aus, die dir gefallen.”), der Sound der britischen Newcomer führt auch sämtliche Genre-Bezeichnungen ad absurdum.

‘For Screening Purposes Only’ ist ein Sammelsurium an Einflüssen: (Post-)Punk, Hardcore, Metal und Screamo treffen auf beatlastigen Elektro und HipHop. Herauskommt ein hochexplosives Gemisch, das vor allem live seine Wirkung entfaltet. Auf eine langjährige Musik-Sozialisation kann das Trio dabei erstaunlicherweise allerdings nicht zurückblicken, liegt der Altersdurchschnitt doch bei knapp Anfang 20.

Und auch die Test Icicles selbst existieren erst seit 2004. Damals zunächst aus purer Not gegründet, wie Rory erzählt: “Wir hatten bereits vorher eine Band. Unser damaliger Sänger, der ursprünglich aus Indonesien kommt, musste im Sommer wegen seiner Familie dorthin zurück. Wir hatten einen Gig mit den Unicorns, aber wir hatten ja keine Band mehr, und er sagte: ‘Ihr solltet das Konzert trotzdem spielen. Gründet eine neue Band, holt euch ein neues Mitglied und nennt euch Test Icicles. Also taten wir das, schrieben innerhalb weniger Tage ein paar Songs und spielten mit den Unicorns. Und irgendwie ging es dann weiter.”

So schnell wie der Dreier zusammenfand, traten nämlich auch diverse Plattenfirmen auf den Plan: “Wir haben nie irgendwelche Demos verschickt. Ich denke, das Demo, das wir in unserer ersten Woche aufnahmen, fiel einem Freund in die Hände, der es wiederum jemanden bei einem kleinen Label gab, den er kannte. Der Typ war ziemlich interessiert an unserer Musik und wollte wissen, wie es klingt, wenn man es besser aufnimmt. Also arrangierte er, dass wir es neu aufnehmen konnten. Dieses Demo ging an verschiedene Leute raus, und plötzlich zeigten ‘Virgin’ und mehrere andere Labels Interesse. Es war verrückt…”.

Die Wahl fiel auf ‘Domino’, und aus dem Behelfsprojekt Test Icicles ist mittlerweile ein Fulltimejob geworden, unter dem vor allem die zahlreichen anderen Bands der umtriebigen drei zu leiden haben. Bis zu 20 weitere Projekte soll es zeitweilig gegeben haben. Chaos statt Konvention eben.

Text: Steffi Erhardt