Dass der Kinostart dieser kleinen, liebevollen Dokumentation über einen der bedeutendsten Songwriter Amerikas mit dem 22.12. recht unglücklich gewählt ist, fügt sich auch posthum passend in das Bild eines Künstlers, der auch zu Lebzeiten nie zu sehr dem Licht der Öffentlichkeit ausgesetzt war, wie seine prominenten und omnipräsenten Kollegen.
Nein, der Mythos Townes Van Zandt lebt und zehrt gerade zu von diesem frei gewählten Underdog-Dasein, welches diesen Mann zu einer vertitablen Untergrund-Ikone im narzistsichen Nashville werden ließ. Nennt es Alternative Country, nennt es Folkblues, oder auch Americana – Van Zandts Musik ist genauso zerbrechlich poetisch, voll von emotional-melancholischer Emphase und deprimierender, sowie schalkhaft komischer Momente, wie sein Leben, welches Regiesseurin Margaret Brown hier mit viel Herzblut und Zugang zur Materie nachzeichnet. Familie (Van Zandt war dreimal verheiratet und das nicht kinderlos), Freunde und Musiker-Kollegen, darunter Willie Nelson, Kris Kristofferson, Steve Earle und Kinky Friedman, leiten zusammen mit grobkörnigen Originalaufnahmen durch die einzelnen Stationen eines vagabundenhaften Curriculum Vitae, welches in seiner Bedingungslosigkeit und tragischen Exzessivität nach nur 53 Jahren ein verfrühtes Ende findet. Dabei sind es vor allem die Sequenzen, in denen sich Van Zandts schelmischer Humor und seine bewahrt-bewährte kauzige Spitzbübigkeit offenbart, die einem Zugang zu einem Menschen suggerieren, der sich eigentlich lieber durch seine Musik erklärt hat. Ein gerechtfertigtes und gerechtes filmisches Porträt, charmant, unaufdringlich und gewinnend, genau wie die Kompositionen die es begleiten. Eine gute Gelegenheit also dem Mythos ein Stück näher zu kommen, oder ihn überhaupt für sich zu entdecken – for the sake of the song.
Zum Nachören:
Townes Van Zandt: „Legend“ (Charly/Soulfood Music)
Feines Doppelalbum, welches neben allen essentiellen Songs, auch mit ein paar Bonus-Tracks in Form von ausgewählten Duetten aufwartet, darunter ‚If I Needed You’, zusammen mit der begnadeten Emmylou Harris, die mit diesem Townes-Titel ja breit sind en Achtzigern einen größeren Hit einfahren konnte als der eigentliche Urheber. Gleiches gilt für ‚Panch And Lefty’, einer von Van Zandts bekanntesten Schlüsselsongs’, welcher auch erst durch die Interpretation von Willie Nelson und Merle Haggard zu seinen verdienten Ehren und der gebührenden öffentlicher Anerkennung kommen sollte. Ansonsten ist hier alles vertreten, was für Novizen, wie für Experten aufgrund der verdichteten Komprimiertheit gleichermaßen interessant sein sollte. Wundervolle Lieder und Lyrik, Songs und Sentenzen frei von gekünsteltem Sentiment, unprätentiös, schonungslos und zeitlos. Und somit wahrlich und wahrhaft legendär.
Text: Frank Thießies
No Comment