Die Band Belle and Sebastian wurde 1996 in
einem Café in Glasgow gegründet. Stuart
Murdoch (Sänger/Songwriter) und Stuart David (Bass) kannten sich aus einem staatlich
geförderten Trainingsprogramm und hatten ein
paar Demos aufgenommen, die bei einem
Jeepster-Talentsucher landeten, der auch an
dem Musikbusiness-Kurs am Stow College teilnahm.
Der Kurs wird von dem ehemaligen
Partner Alan Rankine geleitet und produziert
und veröffentlicht eine Platte pro Jahr unter
dem College-eigenen Label Electric Honey
Records, normalerweise eine Single. Belle and
Sebastian hatten jedoch genug Songs, um ein
ganzes Album aufzunehmen und das war die
Geburtsstunde von Tigermilk. Es wurde in drei
Tagen aufgenommen, tausend Platten wurden
nur auf Vinyl gepresst, jetzt ist die Scheibe bis zu 600 Euro wert.
Im August unterschreiben Belle and Sebastian einen Vertrag mit Jeepster und am 18. November kommt die LP “If You’re Feeling Sinister) (JPRCD/LP/MC001) heraus und wird von der Kritik sehr gelobt. Als die Band im Vorprogramm der Tinderstick-Gigs im Londoner ICA spielt und dann Anfang November eine Headline Show bei Borderline bekommt, sind sie zum ersten Mal live im Süden zu hören. Dann setzte die Band den Plan um, den Sommer 1997 über EPs zu veröffentlichen, als erste kam am 28. April „Dog on Wheels“ heraus, mit frühen Demoaufnahmen, an denen keins der derzeitigen Bandmitglieder beteiligt war, einschließlich der Demoversion von „The State I Am In“.
Mark Radcliffe hatte die Tigermilk-Version dieses Songs schonungslos gespielt und die Fans, die kein Exemplar des Meisterwerks auf Vinyl hatten ergattern können, besänftigte die Dog on Wheels-EP (JPRCDS/12/7001) soweit, dass die Single auf Platz 59 der Single-Charts landete. Die zweite EP, „Lazy Line Painter Jane“ wurde am 28. Juli veröffentlicht, in derselben Woche, in dem die Band in der Union Chapel in Islington, London spielte. Trotz des schlechten Sounds tanzte das Publikum in den Gängen (und zwischen den Kirchenbänken) der Kapelle. Für die meisten war es das erste B&S-Konzert und es war für alle ein religiöses Erlebnis. Die EP „Lazy Jane“ blieb nur knapp unter den Top 40, sehr zum Vergnügen von Chris Geddees (Keyboard), der mit dem Boss von Jeepster, Mark Jones, gewettet hatte, dass sie es nicht schaffen würden. Die Band gab auf ihrer Minitour durch den Südwesten zwei weitere Konzerte in Oxford und Colchester und
bereitete sich so auf ihr amerikanisches Debüt vor.
Die LP „Sinister“ wurde in Nordamerika seit Februar von dem Virgin-Label Enclave vertrieben.
Belle and Sebastian machten sich im September auf den Weg nach New York, um am Festival
des College Music Journal teilzunehmen. Sie hatten zwei Gigs am Angel Oransanz Foundation
Centre For The Arts, einer alten Kapelle in Greenwich Village. Die Aufregung war so groß, dass Teile der Decke zur Band auf die Bühne kamen, als Belle and Sebastian stürmischen
Beifall ernteten. Die Band erhielt auch eine Einladung, Ende September auf dem BAM-Festival in Barcelona zu spielen. Diesmal spielten sie unter Sternen vor der gotischen Kulisse der Plaza Del Rei, bewacht von einer Legion Wasserspeier und faszinierten wieder ein Publikum.
Als letzte der Sommer-EPs kam am 13. Oktober „3..6..9 Seconds Of Light“ heraus und der
Musikpresse wurde endlich klar, wie wichtig B&S sind, als die Single von Melody Maker und von
New Music Express zur Single der Woche erklärt wurde. Obwohl der Song nicht oft im Radio
gespielt wird, wurde es der Top 40-Hit und schnellte aus dem Stand auf Platz 32 der Charts. 1998 kam „The Boy With The Arab Strap“ heraus, der bis heute ihr größter Hit ist: er landete auf Platz 12, bevor er wieder verschwand, ohne Spuren zu hinterlassen. Die
Band verschwand auch, hinterließ aber glücklicherweise eine Spur in die
USA und Europa, wo sie ihre ersten Konzert im Ausland gab.
Ah, und die Band wurde „Best Newcomer“ bei den Brit Awards, sehr zum Verdruss von Dennis Waterman, dessen Remix von „I Could Be So Good For You (Theme From Minder)“ als untauglich galt, weil er ganz einfach Mist war. Im nächsten Jahr wurden Watermans Tränen wurden jedoch Freudentränen, als er für „Best Thing To Happen To Rula Lenska“ einen
Ehrenpreis bekam.
Die vierte Single, “This Is Just A Modern Rock Song” wurde veröffentlicht, mit dem sublimen „Slow Graffiti“. 1999 war ein recht ruhiges Jahr für die Band. Die einzigen Highlights
waren der Re-Release von Tigermilk und The Bowlie Weekender, das Festival von Belle & Sebastian. Es fand auf dem Pontin’s Holiday Camp in Camber Sand statt und unter anderem traten Mercury Rev, Teenage Fanclub, Flaming Lips, Godspeed You Black Emperor, Mogwai und Broadcast auf; und All Tomorrow Parties wurde geboren.
Den Rest des Jahres und die erste Hälfte von 2000 verbrachte die Band eingeschlossen mit Tony Doogan im CaVa und beschäftigt mit Aufnahmen, aus denen schließlich die erste Top Ten LP „Fold Your Hands Child, You Walk Like A Peasant“ hervorgehen sollte. Die Begleitsingle „Legal Man“ landete auf Platz 15 der Charts und bescherte der Band ihren ersten Auftritt bei „Top of the Pops“ sowie ihre erste Begegnung mit dem Gesetz. Es war ein wilder Auftritt, der in nachgeäffte Butler und Rosen austartete.
Der stete Aufstieg von B&S erlitt einen kleinen Rückschlag als Stuart David die Band verließ, um sich auf Looper und das Bücherschreiben zu konzentrieren. Aber so schlimm war’s nicht. Schließlich ist Bassspielen keine Atomphysik. Die Mitglieder der Band nahmen sich den Rest des Jahres frei, um sich auf andere Projekte zu konzentrieren. Bel hatte die Gentle Waves, Mick The Amphetameanies, Beans und Stevie V-Twin und Richard Snow Patrol.
Im Januar 2001 kamen sie wieder zusammen, um mit Doogan wieder ein paar neue Songs
aufzunehmen. Der erste, “Jonathan David”, kam am 18. Juni 2001 als Single heraus und wurde
ein kleiner Hit in Großbritannien und ein Riesenhit in Brasilien. Die Band feierte das mit einer 13-Konzerte-Tournee durch Großbritannien sowie mit ausverkauften Touren in die USA, nach Spanien, Japan und Brasilien. Weil er einige grausige Tournee-Initiationstests bestanden hatte, wurde “Belfast” Bobby Koldea von V-Twin abgeworben und volles Bandmitglied als Bassist. Es fehlt ihm etwas von Davids trockener, scharfer Schlagfertigkeit, aber er tut dem Auge gut.
Die zweite und letzte Single des Jahres hieß „I’m Waking Up To Us“ und kam im November 2002 heraus. Die Band arbeitete zum ersten Mal mit einem Produzenten zusammen, Mike Hurst, der Mann hinter mehreren großen Hits aus den 60ern und vielen ausgefallenen Songs aus den 80ern.
2002 ging größtenteils mit den Aufnahmen für „Storytelling“ vorbei, dem Soundtrack für den
Film von Todd Solenz mit dem gleichen Titel. Nachher kam nicht alles aus dem Album in den Film, aber der Film hat schließlich die Musik inspiriert. OK?
Der Rest von 2002 verging on the road, oder so schien es, mit Konzerten in Großbritannien,
Dänemark, Schweden, Holland, Belgien, Frankreich, Italien, den USA, Kanada, Norwegen, Deutschland, Griechenland, Portugal und Spanien. Leider schied ein weiteres Bandmitglied aus, Isobel war die nächste, die aufgab. Sie kehrte mitten in der USA-Tournee zurück. Sie hatte niemals auch nur versucht, so zu tun, als ob das Rock’n’Roll-Leben das richtige für sie sei und die Minuspunkte waren mit der Zeit stärker geworden als die Pluspunkte. Das war’s dann also für sie.
Eine andere einschneidende Veränderung war, dass die Band Jeepster Records verliess. Beide
Seiten hatten sich verändert und man trennte sich in dem Einvernehmen, dass es für alle besser sei, etwas Neues auszuprobieren. Im Fall von B&S war das Neue Rough Trade Records. Für Jeepster hieß es, keine B&S-Platten mehr herauszugeben, sondern stattdessen einen lang gehegten Plan umzusetzen, nämlich eine B&S-Zusammenstellung auf DVD herauszubringen. Ein Highlight des Jahres war im Dezember, als B&S in London auf John Peels Weihnachtsfeier spielte.
Einige neue Songs wurden gespielt und ein trunkener Chor unterstütze die Band bei einigen
Refrains. Für viele war der Höhepunkt aber eine eigenwillige Interpretation von „The Twelve Days Of Christmas“, die Richard zu einer Perfektion seiner Vogelimpressionen inspirierte.
2003 stellten Belle & Sebastian ihr 6. Studioalbum fertig. Aufgenommen im palastartigen Glanz in Sussex und London mit dem Maestro der 80er Trevor Horn (Buggles, genau, ABC, TATU, Frankie Goes To Hollywood), war „Dear Catastrophe Waitress“ das erste Album mit Bobby und nicht Isobel und kam weltweit am 6. Oktober heraus. Die Band spielte auf ihren größten Headline Shows in New York City, Los Angeles und San Francisco. Sie wussten nicht genau, ob Neil Diamond „Love at The Greek“ im Greek Theatre in LA oder in San Francisco aufgenommen hatte, also machten sie beides, um sicher zu gehen.
Im Oktober 2003 kam die Jeepster-DVD „Fans Only“ heraus, mit der Geschichte von B&S 1996
– 2003, viel wortgewandter und unterhaltsamer als dieser Text. Die DVD hat viel bisher
unveröffentlichtes Filmmaterial – einschließlich einiger seltsamer Frisuren, das Euch hoffentlich
genauso zum Kichern bringt wie uns.
Im November 2003 koppelte die Band mit „Step Into My Office, Baby“ die erste Single aus
einem Album aus. Das Video, im Stil der 70er „Confessions…“, erzählt, wie Richard als
Fensterputzer in einem Büro vernascht wird. Graham Linehan – ganz im Stil von Father
Ted – hat die Bitte von B&S, das Video zu schreiben und zu drehen, dankenswerterweise
angenommen und es brachte jede Menge schulterklopfendes Lob – „Gute Arbeit“.
Die nächsten 9 Monate verbrachte die Band wieder auf Reisen, mit zwei Tourneen nach Japan, einer nach Amerika, das erste Mal in Australien und natürlich die üblichen Gigs in
Großbritannien und Europa. Nachdem die Band die fantastischsten Veranstaltungsorte in der
ganzen Welt kennen gelernt hatte, wollte sie den Erfolg dieser Shows in Großbritannien
unbedingt wiederholen und machte sich daran, ein freies Konzert im Botanischen Garten in
Glasgow und zwei Abende im Somerset House in London zu organisieren. Da man für Glasgow
im Juni mit dem üblichen Regen rechnete, wurden Rain Macs mit dem B&S-Logo hergestellt.
Eine höhere Macht nahm sofort Notiz davon und bescherte Glasgow den heißesten Tag des
Jahres und der Band 10.000 Menschen, die aus ihren Häusern kamen, um die Sonne zu
genießen. Die Shows in Somerset House im Juli waren auch etwas ganz besonderes, in einem
wunderschönen Londoner Hof, mit einer fantastischen Lightshow, die es mit den Shows der großen Festivals aufnehmen konnte.
Mit der Veröffentlichung von „I’m a Cuckoo“ von DCW im Februar 2004 kam eine
unvorhergesehene Präsenz von B&S im Radio sowie ihr bisher größter Hit mit einer Nummer
14. Die EP war auch deswegen denkwürdig, weil sie den allerersten B&S-Remix enthält,
nämlich die einzigartige Version von „I’m a Cuckoo“, von der australischen Band The
Avalanches. „Wrapped Up In Books“ kam im Juni mit dem epischen „Your Cover’s Up“ als
letzte Albumsingle heraus und wurde der 3. Top 20-Hit der Gruppe.
Der Erfolg des Albums „Dear Catastrophe Waitress“ und der Singles bescherte B&S eine
Nominierung für den Mercury Music Prize und eine für den Ivor Novello Award, es blieb aber
in beiden Fällen bei der Nominierung. Im November kam es noch merkwürdiger, als Trevor Horn eine Party bzw. ein Konzert veranstaltete, um seine 25 Jahre im Geschäft zu feiern und B&S bat, zu spielen. Die Band entledigte sich bei der Gelegenheit endgültig ihres Indie-Images und teilte sich die Bühne mit Pet Shop Boys, ABC, Grace Jones, Seal, Yes and Frankie Goes To Hollywood! Highlight? Vielleicht Stuart, als er die Zeile „I’ve got no claims to your crown“ von „I’m A Cuckoo“ in Richtung Prinz Charles sagte, der dem Konzert neben der Bühne zusah.
Ende 2004 war die Band wieder in Glasgower Studio, um das nächste Album zu schreiben, das
im Sommer 2005 in Kalifornien aufgenommen wurde. Am 23. Mai 2005 ist allerdings noch
eine Doppel-CD mit einer dreifachen LP-Zusammenstellung aller Jeepster-EPs und Singles mit dem Titel „Push Barman To Open Old Wounds“ herausgekommen.
promo
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