Bernhard Eder ist Wiener. Vor ungefähr 150 Jahren hätte dieser Satz gereicht, um auch seine Musik ausreichend zu beschreiben. Die Hauptstädter aus dem Nachbarland galten damals nämlich als die typischen Vertreter einer schaffenskräftigen Gruppe von Musikern, deren Stil hauptsächlich eines war: romantisch. Und zwar nicht rosa, kitschig und voller Disney-Herzen. Die Liebe und das Leben sahen Franz Schubert und seine Clique damals eher als Quell von Nachdenklichkeit, Melancholie und nicht zu selten purem Leid.
Heute wohnt Eder in Berlin und Künstler wie ihn nennt man dort meistens Singer/Songwriter. Seine mehr als 10 Jahre lang bestehende Band wa:rum hat er dort gelassen, wie wahrscheinlich auch seinen alten Spitznamen aus dem Wiener Dialekt: “Tschutt” wird er dort gerufen. Die Atmosphäre des Prenzlauer Bergs sei es gewesen sagt er, die ihm die nötige Inspiration und Kreativität für sein Debütalbum vermittelt hat. Die Lieder darauf sind klar und nachdenklich und sie kommen aus einer Tiefe, die vor allem ehrlich klingt. Im Gegensatz zu den Werken seiner Romantischen Vorläufer ist die Instrumentalisierung von Eders Liedern eher spärlich gehalten. Lediglich seine Gitarre, manchmal eine Violine und sanfte Percussion – mehr stünde seiner zerbrechlichen Stimme und den fragilen Texten wahrscheinlich auch im Wege. Dabei vermeidet er dankbarerweise die Klischees des einsamen und staubigen Wanderers mit der Gitarre auf der Schulter oder des weinerlichen Minnesängers am Lagerfeuer. Die Stücke auf “The Livingroom Sessions” sind vielmehr so intim geschrieben und direkt abgemischt, das sie tatsächlich den Eindruck vermitteln, als säße der schlanke sympathische junge Mann direkt vor einem auf der Sofakante und spielte einfach nur seine schlanke sympathische junge Musik.

Samuel Jackisch