Zum Zeitpunkt meiner kleinen telefonischen Seance mit dem Sänger des recht untypischen Slipknot- Seitenprojekts Murderdolls haben wir zwar weder den 13., noch schlägt die Uhr Mitternacht. Wenigstens ist es Mittwoch und Wednesday durchaus gut aufgelegt. Kein Wunder, schließlich konnte der Mann, der schon im zarten Kindesalter sein privates Film- und Fernsehstudium vor dem heimischen TV-Gerät begann, mit ‘Transylvania 90210’ endlich das Solo-Album veröffentlichen, das ihm schon lange in seinen Albträumen als Vision heimsuchte. Und wie der Titel schon nahe legt, hat die nächtliche Spukprogrammklaue während besagter Mattscheiben-Sozialisation Wednesday mehr beim Schopf gegriffen, als der blütenweiße Sonnenschein-Vorabend-Zeigefinger

‘Songs Of Death, Dying, And The Dead’, so der erhellende Untertitel der schaurig-schönen Scheibe, verdeutlicht dann auch eingehend, wovon sich der bleichgesichtige Rastarocker eine ebensolche abgeschnitten hat. Richtig, Wednesday ist besessen von den Dämonen des Schock-Rock; Hier geht’s um Alice Cooper, Marilyn Manson, Twisted Sister, und manchmal auch anderen haarsträubenden Achtziger-Sleaze-Rock – genau in der Reihenfolge. Gespenstisch grandios, in alter Ghoul-School-Tradition, und dennoch künstlerisch am modernen musikalischen Leben gehalten. Wednesdays Werdegang und musikalisches Übel nahm seinen Ursprung übrigens vor geraumer Zeit in den Frankenstein Drag Queens from the Planet 13, einer Band, die erst nach ihrem Dahinscheiden den wohlverdienten Kultstatus erreichen sollte. Seitdem hat der wilde 13 einiges erreicht, natürlich sehr zum Neid seiner einstigen Mitverschworenen. “Seitdem ich mit den Murderdolls Erfolg hatte, hab ich keinen Kontakt mehr zu den alten Mitgliedern. Es war eh ein ständiger Wechsel an Musikern, insofern wird es eine Frankenstein Drag Queens Reunion so schnell nicht geben”, so Wednesday. Warum auch die Geister der Vergangenheit reanimieren, wenn man seit jeher für das Gros des Outputs an Schockermelodien und ironischen Grabgesängen zuständig war? So hat Wednesday sein Solo-Debüt auch – bis auf das Schlagzeug – im Mondschein-Alleingang eingespielt, und sich erst dann einen verrotteten Haufen finsterer Schergen zusammengesucht, die fortan nach Toresschluss die Band Wednesday 13 bilden, ecce MM. Momentan bereist man in dieser Besetzung mit den finnischen Goth’n’Rollern 69 Eyes das neblige England, ein Dreamteam, was allegorisch eigentlich nur vom Gespann Karloff & Lugosi übertroffen wird. Apropos. Nachgehakt, welche Horrorikonen Wednesday aus ihren mehr oder minder frischen Gräbern geschaufelt gern mal zu Hause zum Essen begrüßen würde, lautet die Antwort naturgemäß Ed Wood, Vincent Price und Bela Lugosi – ein Trio Infernale vor dem Herrn. Bis es soweit ist, muss sich Herr 13 leider noch mit solch weltliche Dingen wie einer unmenschlich großen Merchandise-Sammlung begnügen, die von Frankenstein-Fanartiklen bis zu guten alten G.I. Joe-Actionfiguren reicht. “Das Teuerste, was ich besitze, ist eine sprechende Original-Herman Munster-Puppe von 1968. Die habe ich mal zu Weihnachten gekriegt, und das ist eines meiner stolzesten Besitztümer. Ich habe einen speziellen Raum in meinem Haus, wo ich das alles aufhebe.” Wer hätte nicht gerne so einen Schrein des Grein? Da schockt es auch nicht weiter, dass Wednesday, dessen Namen übrigens dem jüngsten weiblichen Spross der altehrwürdigen Adams Family entlehnt ist, sein eiskaltes Händchen demnächst in einen eigens kreierten Fanartikel stecken kann. Die Wednesday 13-Handpuppe. Höllisch gut. “Ein Freund von mir ist Ausstatter für Horrorfilme, und er hat auch schon ein paar Bühnenrequisiten für mich gebastelt. Ich will coole Sachen für die Fans rausbringen. Wenn es damals eine Alice Cooper- oder Dee Snider-Handpuppe gegeben hätte, hätte ich die ja auch unbedingt haben wollen.” Hätte ich heute auch noch gern. Da heißt es also wieder mal ein paar Organe spenden oder mit krummen Buckel irgendeinem Scharlatan Doktor für seine ominösen Experimente beim Ausbuddeln helfen. Was macht man nicht alles für den nächtlichen Kick on route 666.

Text: Frank Thießies