Mit seiner Rolle als Johnny Strabler im Film “The Wild One”, schuf Marlon Brando das vielfach kopierte Stereotyp des unbeugsamen Aufsässigen, der sich gegen die Gesellschaft und ihre Regeln stellt. Brando gab so nicht nur der während der Fünfzigerjahre aufkeimenden Sehnsucht nach einem aufregenderen Leben jenseits der verlogenen Nachkriegsmoral erstmals Ausdruck, sondern machte den amerikanischen Durchschnittsbürger auch mit jenem Phänomen vertraut, welches sich anschickte, diese Sehnsucht zu erfüllen: Rock’n’Roll. Der Film portraitiert eine Bande damals so genannter Halbstarker, deren ganz und gar unpolitische Rebellion gegen spießbürgerliche Werte einzig aus Langeweile und um ihrer Selbst willen erfolgt. Auf die Frage, wogegen denn seine Gruppe rebelliere, erwiderte Strabler denn auch lakonisch: “Was haben sie denn im Angebot?” Und brachte so die subversiven Grundwerte des Musik-Genres Rock’n’Roll auf den frühen Punkt.
Auch Robert Turner aka Robert Levon Been (Bass, Gesang) und Peter Hayes (Gitarre, Gesang) sind 1998 wütend. Auf die Inhaltsleere des zeitgenössischen Pop, die allgemein regierende Oberflächlichkeit und die mangelnde Bereitschaft vieler Leute, die Dinge zu hinterfragen. Vor allem aber langweilen sich die beiden Frühzwanziger in San Francisco, wohin es den aus dem ländlichen Minnesota stammenden Hayes und Turner, gebürtig aus Santa Cruz, verschlagen hatte. Da die beiden friedliebende Menschen sind, beschließen sie ihrem Ärger Luft zu verschaffen, indem sie eine Band gründen. Und diese Band sollte aus naheliegenden Gründen ebenso heißen, wie Johnny Strablers Gang im Film “The Wild One”: Black Rebel Motorcycle Club.
Erste Tipps holen sie sich von Roberts Vater Michael Been, der in den Achtzigerjahren Sänger der New Wave-Band The Call war. Nachdem der Engländer Nick Jago (Schlagzeug) das Line-Up komplettiert hat, ergattert die Band nach anfänglichen Schwierigkeiten und einem Umzug nach LA einen Plattenvertrag mit dem Label ‘Virgin’. Gleich mit dem ersten, selbstbetitelten Album gelingt Black Rebel 2002 der ganz große Sprung. Durch den Erfolg der Strokes stehen die Zeichen Anfang des neuen Jahrtausends gut für handgemachten Rock’n’Roll ohne Zugeständnisse an den Mainstream. Der formelhafte Titel der ersten Singleauskopplung ‘Whatever Happened To My Rock’n’Roll (Punk Song)’ bringt das Anliegen des Black Rebel Motorcycle Club deutlich auf den Punkt und verhilft Band und The-Band-Genre zu einem frühen Hit.
Vor allem in England, aber auch dem Rest der Welt, feiern die Kritiker die zornigen jungen Männern als Retter des Rock und übersehen dabei, dass deren Debüt von der Single abgesehen vor allem ruhige Balladen enthält. Dem Erfolg der Band auf weltweiten Tourneen unter anderem mit Oasis tut dies jedoch keinen Abbruch. Im Anschluss ziehen BRMC auf Grund von Problemen mit dem Einreisevisum von Nick Jago eine Zeitlang nach England, um dort ein weiteres Album aufzunehmen. “Take Them On, On Your Own” erscheint 2003 und ist nun endlich das zornig-rockige Protest-Album, das die Band immer machen wollte. Das Werk erntet abermals gute Kritiken, kann aber die kommerziellen Erwartungen nicht ganz erfüllen. Nachdem sich die Truppe in der Folge unter anderem an Protesten gegen die Wiederwahl von George Bush beteiligt hat, begibt sie sich 2004 abermals ins Studio. Auf Grund unterschiedlicher Vorstellungen bezüglich der künstlerischen Ausrichtung, kommt es zu einem Zerwürfnis mit der Plattenfirma, was die Aufnahmen verzögert.
Erst im Februar 2005 unterzeichnen BRMC einen neuen Vertrag mit dem englischen Label Echo. Das dritte Album der Band wird indessen für den Sommer 2005 angekündigt. Wie versprochen erscheint “Howl” dann auch im August. Die Platte überrascht mit einer Abkehr vom “typischen” BRMC-Sound und wildert in den Bereichen Blues, Americana und Country. Es folgte eine Tour bis zum April 2006, die den Fans durch die Veröffentlichung der “Howl Sessions” versüßt wurde. Darauf enthalten waren sechs Tracks, die während den Aufnahmen für “Howl” entstanden. “Howl”s Nachfolger ist “Baby 81” und erscheint im April 2007. Es orientiert sich wieder am Sound der beiden ersten Alben mit den breiten Gitarrenwänden.
Im Juni 2008 verlässt Jago die Band während der laufenden Tour und wird durch Drummerin Leah Shapiro ersetzt. Damit scheidet der Drummer endgültig aus der Band aus was von Jago einerseits und Hayes/Been andererseits als Rausschmiss bzw. Auszeit bezeichnet wird. In der Vergangenheit gab es immer wieder Zwist aufgrund seines Alkohol- und Drogenkonsums. Im November 2008 erscheint das Album “The Effects of 333” als unabhängiger, Download-only-Release auf dem neue gegründeten, bandeigenen Label Abstract Dragon. Die Platte ist sehr experimentell und rein instrumental gehalten. Im darauffolgenden Jahr folgt das Live-Album “BRMC Live”. Ende 2009 wird Shapiro als ständiges, neues Mitglied bekannt gegeben. Das neue Album “Beat The Devil’s Tattoo” erscheint im März 2010.
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