(Foto: Phil Sharp)
Was wurde nicht alles über Mount Kimbie und ihr 2013er Cold Spring Fault Less Youth geschrieben. Das sei so Post-Alles und in dieser Form hätte es das so noch nicht gegeben und diese perfekte Verbindung von Elementen aller Herren elektronischer Stile und was nicht alles… Da muss man ja hin gehen!
Die liebevolle Vorankündigung des Gigs seitens der lieben Grete lässt erahnen, wie wund sich die Hände vor Vorfreude gerieben wurden. Wann-geht-es-endlich-los-Stimmung vs. Underground-Spontanität. Player One Wins.
Der sehr erwähnenswerte, den Beweggrund des Abends herleitende und den Smalltalk reduzierende Support SEAMS wird noch von sich hören machen. Leckerer Appetizer, überzeugt zuletzt mit Tracks die auf Namen wie „Nachtmusik“ hören.Atari und 4tozefloor sind hier die Hashtags. Die DJ’s dubben und soulen die kleinen technischen Probleme am Ende der Supportperformance wieder weg. Zu viel oder zu wenig Experiment für den Kotti-Passanten? Die Distanz jedenfalls verschwindet so langsam.
Aufgeregte Ohren hoffen, dass das jetzt endlich das letzte Pausenlied war und gespannte Münder pfeifen sich die Musiker auf die Bühne. Dem Anschein nach wird der Großteil des Publikums den Abend nicht hier ausklingen lassen, sondern das Wochenende ranhängen und après le spectacle im nächstgelegenen Späti des Vertrauens die verhedderten Fäden des Wochenendes weiter spinnen.
Zur Begrüßung gibt’s direkt ins Gesicht. Und Kopf und Arsch und Bauch. Mount Kimbie sind da wo sich Trentemöllers Gefrickel und UK Rave gute Nacht sagen. Vielleicht da, wo sie dem Dubstep gute Nacht und auf nimmer Wiedersehen sagen. Auf der Bühne: Etliche Synthies, ein Drumset und eine Gitarre, elektronisch verstärkt. Irgendwo wird noch eine Bassgitarre hergezaubert. Kopfnicken oder Tanzen? Einfach lächelnd zappeln!
Mount Kimbie – 'Carbonated' from DoBeDo Productions on Vimeo.
Schade, dass seine Majestät King Krule nicht mit von der Partie sein kann, doch auch ohne seine Anwesenheit schleicht sich seine näselnde Stimme durch die Membranen in die Synapsen. An einigen, unter anderem diesen Stellen wird klar, warum Cold Spring Fault Less Youth, das Album mit dem schönsten Titel 2013, auch in Hip-Hop-Kreisen so gezündet ist. Frenetisch feiert die Meute, konzentriert die Musiker auf dem Podest. Und die Meute so: „Ihr seid hier willkommen!“ Und Kimbie so: „Nehmt das!“ und feiern Bassadvent vor. Wider der fülleschaffenden Tieffrequenzarbeit und der abstrakt-konkreten Beatschnitzereien stehen transzendente Hall- und Echoschleier, passt das jetzt, oder nicht? Was diese Musik auf jeden Fall ist: interessant. Passt! Das Set ist trotz allem Experimentieren kompakt gehalten, knackig und irgendwie ohne Schnörkel, auch wenn der Post-Rock ständig freundlich um die Ecke lugt. Ein kleiner Erlebnisurlaub geht zu Ende.
(Marc Augustat)
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