Ein dunkler Raum im Keller und ein Flimmern ist das einzige Licht. Das ist ein digitales Lagerfeuer werden die belehrt, die sich ringsherum versammelt haben. Viele von ihnen sind Werber und wenn sie das später ins Mikrofon sagen, welches im Kreis herumgereicht wird, dann klingt das ein wenig gedrückt. Fast so als wäre dies eine Selbsthilfegruppe. Das mag dem Thema geschuldet sein: Es heißt Antiwerbung. Was das ist weiß keiner so genau. Auf einer Leinwand flimmern Bilder von Abgehängten Werbeplakaten. “Tell me Something” steht auf einem. “Toll, das soll heißen der Konsument spricht zum Produkt und nicht das Produkt präsentiert sich dem Konsumenten,” sagt einer der für dieses Schild Leib und Leben riskiert hat, als er es gestern Nacht auf einer Bushaltestelle am Potsdamer Platz montierte und fotografierte. Die Meute staunt und fragt sich insgeheim ob sie jemals mit einem Produkt sprechen möchte.

Eine Stunde später ist keiner wirklich schlauer. “Ich seh es schon, meine Kunden wissen auch nicht was Antiwerbung ist, wollen das aber alle als neuen Trend haben und wir gucken dann beide in die Röhre”, stöhnt ein Werber am Ende. Eine Bekannte die ich unter den Anwesenden ausmache meint, sie habe sich auf das Geflimmer vor ihr konzentriert, der Rest sei doch Bullshit Bingo gewesen.

Die Gesellschaft verändert sich rasant, die Technik dazu auch. Ehrbare Menschen, wie auch die Veranstalter des Symposiums welches ich eben erleben durfte, versuchen zu vernetzen, abzubilden und zu ordnen. Andere versuchen mit Buzzwords schnelles Kapital zu machen und schmuggeln sich dort ein.
Streng genommen ist Web 2.0 auch nichts anderes. Ein Vorstand der deutschen Telekom erklärte auf einem anderen Panel, während einer anderen Veranstaltung beim Web 1.0 hätten Computer mit Computern kommuniziert, im Web 2.0 seien es nun Menschen, die mit Menschen sprechen. “Es ist also ein Telefon” rief einer aus dem Publikum und hatte recht. Alle lachten. Die Buzzwords wechseln halt fast so schnell wie die Vorstände der Telekom.