Eigentlich waren sie doch wieder mal kurz und einigermaßen schmerzlos, die Feiertage. Jetzt haben wir sie schon wieder hinter uns, und es besteht kein Grund mehr, sich mit der Verwandtschaft aufs Sofa zu setzen oder im Kino moderne Märchen oder Romantisches mit Herrn Schweiger zu gucken. Glücklicherweise gibt’s zumindest in cineatischer Hinsicht längst genug Alternativen, denn die besinnlichen Tage sind auf der Leinwand ab dieser Woche eindeutig vorbei.
Bei „Alien vs. Predator 2“, einer nicht gerade heiß erwarteten Fortsetzung, ist der Name selbstverständlich Programm. Die beiden außerirdischen Lebensformen bekriegen sich wieder gegenseitig, was die menschlichen Darsteller die meiste Zeit über dazu verdammt, bloß Staffage und Kanonenfutter zu sein. Dieses Mal vielleicht sogar noch mehr als zuletzt, denn erstmals ist sogar ein Alien-Predator-Hybrid mit am Start.
Ähnlich brutal, wenn auch viel näher an der Realität kommt David Cronenbergs „Tödliche Versprechen“ daher. Naomi Watts will als engagierte junge Krankenschwester zur Weihnachtszeit das Baby einer jungen Drogentoten retten, doch statt des Christkinds steht erstmal die Russenmafia vor ihrer Tür. Deren Jungs, vor allem ein über und über tätowierter Viggo Mortensen, versprühen allerdings mindestens so viel Charme wie Blut, weswegen Schwester Watts zwar in erster Linie wegen des Kindes, in zweiter aber auch sich selbst zuliebe am Ball bleibt. Der grandiose Nacktkampf in der Sauna entgeht ihr, anders als dem Zuschauer, allerdings trotzdem.
„Nackt“ und „Kampf“ sind übrigens auch Worte, die man im Zusammenhang mit „Das Herz ist ein dunkler Wald“ erwähnen sollte. Nicolette Krebitz’ zweiter Ausflug hinter die Kamera dürfte wie schon ihr Erstling „Jeans“ nicht überall gut ankommen – dieses Mal vor allem wegen eines hohen Grads von Künstlichkeit. Doch gerade weil das Ehedrama ein wenig seltsam und unkonventionell erscheint, ist es irgendwie sehenswert. Zumal die wunderbare Hauptdarstellerin Nina Hoss im Kampf um Selbstbestimmung und Rache am Ende sehr weit geht!
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Eine andere deutsche Rebellionsgeschichte, auf die ein Blick lohnt, bietet „Die Unerzogenen“. Darin muckt eine 14-jährige gegen ihre Eltern auf, wobei die Rollen ganz postmodern und After-68-mäßig vertauscht sind. Mama und Papa lieben das unkonventionelle Leben im verlotterten Chaos und bezahlen das Frühstück mit dem Verkauf von Haschisch, während das Töchterchen viel lieber spießig wäre. Das kennt man so schon aus der Bausparwerbung, taugt aber trotzdem zu einem originellen Film.
Noch überraschender, weil noch nicht im Werbefernsehen gesehen, sind die Konfliktparteien in „Astronaut Farmer“, wo sich ein Bauer mit FBI und NASA anlegt. Hinterm Schuppen bastelt Billy Bob Thornton nämlich an einer Rakete, um eines Tages aus eigenem Antrieb ins Weltall zu fliegen. Das hat das Zeug zur hysterischen Komödie à la Monty Python, ist aber letztlich vor allem romantisch und rührend und deswegen denjenigen empfohlen, die Weihnachten im Kino eher gemächlich ausklingen lassen wollen.
Dafür allerdings bietet sich auch „Der Fuchs und das Mädchen“ an, denn anders als bei „Alien vs. Predator“ liefern sich die Titelhelden hier keine tödlichen Zweikämpfe. Stattdessen erzählt „Pinguin“-Regisseur Luc Jacquet in einer Mischung aus Spielfilm und Tier-Doku von einer ungewöhnlichen Freundschaft, was mit Weihnachten nicht unbedingt etwas zu tun hat, aber natürlich bestens in die Schulferien passt. Also am besten dort die Kinder und kleinen Geschwister parken und selbst mit den nicht ganz so jugendfreundlichen Filmen dieser Woche den Kopf von den sentimentalen Rührseligkeiten der vergangenen Tage freimachen. Viel Spaß dabei!
Patrick Heidmann
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