Cargo City über die Entwicklung vom Solo-Projekt zur Band-Einheit, Drogen schmuggelnde Mitfahrer und ihre zukünftige Weltherrschaft.
Der Singer/Songwriter Simon Konrad wurde in jungen Jahren gegen seinen Willen gezwungen, Gitarrenunterricht zu nehmen. Zum Glück. Denn mittlerweile zählt die Akustische zu seinem treusten Begleiter – natürlich neben seinen Band-Kollegen. 2007 begann der Frankfurter unter dem Pseudonym Cargo City eigene Songs zu schreiben. Bei seinen ersten beiden Langspielern “How to Fake Like You are Nice and Caring” und dem 2009er Nachfolger “On.Off.On.Off.” stand er noch als Solokünstler im Studio. Bei Konzerten hingegen, waren seine Mitstreiter Nadine, Rafael, Thomas und Felix von Beginn an an seiner Seite. Durch unzählige gemeinsame Auftritte sind die Fünf zu einer festen Einheit zusammengewachsen, die nun gleichermaßen am Aufnahmeprozess der aktuellen Platte “Dance/Sleep” beteiligt war. motor.de traf Simon, Felix und Rafael vor ihrer Show in Leipzig und sprach mit ihnen über die Taschengeld-Aufbesserung durch Mitfahrer und das Leben auf Tour:
motor.de: Ihr seid jetzt seit zweieinhalb Wochen unterwegs und die Tour neigt sich langsam dem Ende. Wie geht es euch? Wie ist die Stimmung?
Felix: Seit gestern dürfte ein Großteil von uns echt kaputt sein. Wir waren in Hamburg.
Simon: Und Hamburg ist gefährlich.
Felix: Ich war eigentlich schon relativ früh im Bett. Aber wir hatten ein gemeinsames Band-Appartement und nur einen Schlüssel. Zudem hatte ich das große Pech, dass ich der Einzige bin, der nachts sein Handy hört. Die haben sich dann alle der Reihe nach entschieden, nach Hause zu kommen. Ich bin also im Stundentakt aufgestanden, um alle nacheinander rein zu lassen.
Rafael: Du sahst auch sowas von sexy aus, wie du total verplant in Shorts die Tür aufgemacht hast. (lacht)
Cargo City – “Dance/Sleep”
motor.de: Wie ist denn das Feedback während der Tour? Seid ihr zufrieden? Sind die Clubs voll?
Simon: Das ist echt unterschiedlich. Die Konzerte mit freiem Eintritt waren mehr als voll. (grinst)
Rafeal: Es gab auch einige Gigs, bei denen wir gar nicht gedacht haben, dass so viele kommen werden. Gestern in Hamburg waren wir überrascht. Und auch in Freiburg. Da waren dann doch jede Menge Leute da.
Felix: München und Regensburg dagegen waren eher ernüchternd. Aber das lag an den Clubs. Die waren viel zu groß.
Simon: Ich bin auch schon gespannt, wie es heute Abend wird. Wir haben noch nie in Leipzig gespielt.
Felix: Zumindest die Mitfahrerin von heute will kommen. Das ist schon mal eine sichere Zusage.
Rafael: Aber wenn es nicht voll wird, dann sind wenigstens wir voll. Das hat ja auch was.
motor.de: Ihr nehmt also immer Mitfahrer mit, um euer Taschengeld aufzubessern? Wie waren denn die Erlebnisse mit den Mitfahrern?
Rafael: Das ist echt lustig. Und man spart einen Haufen Geld.
Felix: So richtig Pech hatten wir bisher noch nicht. Einmal hatten wir eine Mama mit ihrem Kind, die waren total schweigsam und haben sich für gar nichts interessiert.
Simon: Diese zwei Drogen schmuggelnden Dauertelefonierer aus Nigeria waren aber schon etwas seltsam. Die haben fünf Minuten vor Abfahrt noch einen fetten Dönerteller gegfuttert. Das war mutig und nicht gerade förderlich für die gute Stimmung im Bus.
Felix: Cool ist es, wenn sich die Leute echt dafür interessieren, was man macht und auch auf die Konzerte kommen. Der Typ nach Innsbruck war abends dann im Club und das Mädel heute will auch kommen. Das fetzt natürlich.
Rafael: Die war echt gut drauf und hat heute alle drei Alben von uns komplett durchgehört. Das sind um die drei Stunden.
motor.de: Na dann muss sie zumindest gefallen daran gefunden haben.
Felix: Nee, eigentlich hat die gar nichts dazu gesagt. Na, wir werden sie heut Abend fragen.
motor.de: Freut ihr euch denn, wenn die Tour zu ende ist und ihr wieder nach Hause könnt? Geht man sich mittlerweile schon auf den Nerv?
Rafael: Neee.
Felix: Überhaupt nicht.
Simon: Ich finde die Tour ziemlich geil. Das hat mich auch selbst überrascht. Wir sind uns sonst manchmal schon nach einer Woche auf die Nerven gegangen. Aber diesmal gar nicht, obwohl es schon knapp drei Wochen sind. Ich würde locker noch eine Woche dran hängen, wenn ich könnte.
Felix: Eine Woche? Ich würde die ganze Tour nochmal machen wollen. Ab nach Hannover und das Ganze von vorn.
motor.de: Euer aktuelles Album “Dance/Sleep” wurde Ende April veröffentlicht. Anders als die beiden Vorgänger, ist das nun euer erstes Band-Album. Was hat sich dadurch verändert?
Simon: Genau, die ersten beiden Alben waren noch Soloprojekte von mir. Da war ich allein im Studio und die Band war nur live dabei. Bei “Dance/Sleep” waren wir jetzt zu fünft im Studio und jeder konnte seine Ideen einfließen lassen.
Felix: Ich finde, wir sind auf alle Fälle rockiger und rauer geworden. Man hört auch, dass diesmal ein richtiges Schlagzeug mit eingespielt wurde.
Simon: Wir sind dadurch auch noch mehr zu einem Team geworden. Das ist super.
motor.de: Wie kam es denn dazu, dass aus dem Singer/Songwriter-Projekt von Simon nun wirklich eine feste Band entstanden ist?
Simon: Das war ein ganz natürlicher Prozess. Ich habe eigentlich nur die ersten vier Konzerte alleine auf der Bühne gestanden und mir dann sofort eine Band gesucht. Rafi und Nadine sind ja auch beide von Anfang an mit dabei. Und durch die vielen Konzerte und das Proben haben wir viel Zeit miteinander verbracht. Ich glaube auch, dass wir schon früher bei den Konzerten mehr als Band und nicht als Solo-Künstler wahrgenommen wurden. Ich bin auch viel mehr Teamplayer als Einzelgänger und absolut glücklich damit, wie es jetzt ist.
motor.de: Bisher sind eure Texte ja auschschließlich auf Englisch. Stand denn schon mal zu Debatte, sich auch mit deutschen Lyrics zu versuchen?
Simon: Eigentlich nie. Ich bin ja mir der ganzen Grunge-Bewegung großgeworden und die war nun mal fast ausschließlich englischsprachig. Ich denke, dass das einen großen Einfluss darauf hatte. Ich möchte auch gar nichts daran ändern.
Cargo City – “When I Sleep I Disappear”
motor.de: Im letzten Jahr schafften es ja gleich mehrere Songs auf den Soundtrack zum Films “Vincent will Meer”. Erzählt doch mal, wie es dazu kam.
Simon: Unser Produzent Ralf Hildenbeutel hat mit seinen Studio-Kollegen den Soundtrack arrangiert. Neben den ganzen instrumentalen Stücken wurden dann auch richtige Songs gebraucht. Er hatte sofort uns im Hinterkopf und als er dann fragte, waren wir natürlich begeistert.
motor.de: Was steht in Zukunft bei Cargo City auf dem Plan?
Simon: Na wir bringen jetzt erstmal die Tour zu Ende und gehen dann Montag völlig fertig zurück in den Berufsalltag.
Felix: Und im Sommer stehen ja dann auch noch weitere Konzerte an. Außerdem wollen wir schon in näherer Zukunft an einer neuen Platte arbeiten.
Rafael: Genau. Danach dann noch eine.
Simon: Und noch eine.
Rafael: Und dann reißen wir die Weltherrschaft an uns.
Interview: Christine Pötzsch
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