Man hätte es ja nicht glauben wollen, als Exil-Berlinerin in Leipzig, aber hier jagt dann doch ein Konzerthighlight das nächste. Gestern stand Console auf dem Programm des Conne Island.
Vorher standen da noch „Good Enough For You“. Das sind zwei Spinner aus Wien, die so was wie Musik machen. Die Betonung liegt auf WIE Musik machen. Da trommelte zum Beispiel Karin Brüll dem Raumschiff Engelmayr auf dem Arsch rum. Das machte dann ordentlich Krach, weil Raumschiff Engelmayr (für’s bessere Verständnis: Raumschiff Engelmayr ist kein Flugobjekt, sondern der Name eines Musikers dieser Formation) an seinem Allerwertesten zwei Metallschüsseln und eine Eisenkugel hängen hatte. Auch Karin Brüll hatte ganz eigene Kreationen von Instrumenten mitgebracht. Ihre Klarinette war mit einem Pümpel (ihr wisst schon, dieses Saugteil, womit man versucht, verstopfte Klos zu entscheißen) ausgestattet und mischte den Sound irgendwo zwischen Blasen und Saugen. Dann wurde eine Axt rausgeholt, verstärkt und auf ihr losgerockt. Daneben haute Raumschiff auf die Seiten seiner E-Gitarre ohne auch nur so zu tun, als würde er hier irgendwelche Akkorde spielen. Dass das Ganze nicht nur lustig anzusehen und –hören, sondern durchaus tanzbar war, lag an den elektrischen Tönen aus dem mit vielen kleinen bunten Aufklebern geschmückten Laptop und daran, dass all die ungewöhnlich erzeugten Klänge wirklich Melodien ergaben.

Auf diese Art und Weise angeheizt, konnte Console ja mal kommen, mit seinem chilligen Ambiente-Sound. Dass man den jedoch hier so nicht erwarten kann, machte Console aka Martin Gretschmann schnell klar. „Wir sind nämlich bayrische Rockschweine!“ Und die Schweine rockten richtig los. Electromusik handgemacht. Fünf Menschen, Schlagzeug, Gitarre, Bass, mehrere elektronische Geräte, die mir unbekannt waren, wo aber immer fleißig dran rumgedreht wurde, und vor allem ganz viel Geblinke. Die T-Shirts der Band hatten radioweckerähnliche Zahlanzeigen, die immer hoch oder runter zählten und scheinbar wahllos auch einfach mal stehen blieben (z. B. auf der Teufel-komm-raus-23), oder blinkende Herzen für die Sängerin. Die ganze Veranstaltung wurde dann kurzerhand zur 10jährigen Geburtstagsparty von Console, anstatt zur angekündigten Release des aktuellen Albums „Mono“ erklärt. Und alle feierten. Die Geburtstagskinder sangen, spielten und hüpften und die zahlreich erschienenden Geburtstagsgäste tanzten fröhlich mit. Console, die bayrische Rocksau, sprang von einem Verstärker, der dann auch erstmal prompt umfiel, oder verschwand zwischen dem Drehen von Knöpfen und Verschieben von Reglern mal kurz, um Biernachschub zu holen, fragte dann seine weiter spielenden Bandkollegen nach einem Öffner oder wandte sich direkt ans Publikum, um Zigaretten zu schnorren. Rock’n’Roll von Computerkids! Im Hintergrund dazu schön anzusehende, sich dem Takt anpassende Videobildchen von Enten, Laubbäumen oder hängenden Gießkannen.
Nach zwei Zugaben war die Party eigentlich vorbei, wie die blinkende Durchlaufanzeige verlauten ließ, die zwischendurch auch gerne mal so Weisheiten wie „A plus A gleich B“ von sich gab. Aber nein, Console und seine Blinkmänner wurden nochmals zurückgeklatscht. Und meinten doch wirklich, dass hier mehr los sei als in Berlin. Ich war fast soweit, zuzustimmen.

Hingehen, hingehen, hingehen:

16.03.2007  Hamburg – Uebel & Gefaehrlich
17.03.2007  Bremen – Spedition
18.03.2007  Bielefeld – Forum
19.03.2007  Frankfurt – Brotfabrik
20.03.2007  Schorndorf – Manufaktur
21.03.2007  Zürich – Hafenkneipe
22.03.2007  Düdingen – Bad Bonn
23.03.2007  Augsburg-Musikkantine
24.03.2007  Wien -Gravity Festival
21.04.2007  Moskau – Aktovy Zal
04.05.2007  Budapest – Petofi Hall
04.08.2007  Freising – Prima Leben und Stereo