Das Austauschen der Blicke und der Instrumente. Auch das ist es, was von Contriva in Erinnerung
bleibt. Zumindest wenn man sie einmal live gesehen hat. Die vier Freunde von Schultagen an.
Zurück aus den Tagen, als eine Gitarre ein großes Versprechen war. Und eine Weiche, die vier Leben lenkt. Masha Qrella, Max Punktezahl, Rike Schuberty und Hannes Lehmann sind den Schienen gefolgt. Dorthin, wo sie jetzt sind, wären sie ohne Contriva nicht gekommen. Genauso sicher gäbe es Contriva nicht mehr, wäre die Band nicht immer noch Herzensangelegenheit der vier Freunde. Nur die Instrumente werden inzwischen nicht mehr so häufig getauscht. In Berlin fing 1997 alles an. Berliner Moden sah man kommen und vorüberziehen. Manchmal war man Teil von ihnen, spielte Wohnzimmerkonzerte als sich Leise anschickte, das neue Laut zu werden. Meistens jedoch blickte man skeptisch auf die bunten Blasen. Ihrem tiefen Mißtrauen gegenüber den Hypes der Großstadt ist Contriva bis heute treu geblieben. Nachzuhören auf drei Alben und vier Eps und diversen Singles und Samplerbeiträgen. Nachzuhören im Oeuvre einer Band, die mit stoischer Gewissheit ihr kleines, großes Thema umspielt: den perfekten Indiepopsong, gerne ohne, manchmal mit Gesang. Und das so zeitlos präzise, wie man es auf der anderen Seite des großen Ozeans etwa von Yo la Tengo kennt. Mit letzteren teilen Contriva, so Max Punktezahl, einen weiteren Anspruch.
Ihr Live-Repertoire umfasst noch immer sehr sehr viele Stücke der zehnjährigen Bandgeschichte: “Schließlich ist da so vieles drunter, was uns immer noch wichtig ist.”
Mit der Zeit kamen neue Neben- und Hauptbeschäftigungen. Hannes Lehmann und Masha Qrella gehören zu Mina, auch schon seit 1997. Masha Qurella veröffentlicht lakonisch-intensive Songwritermusik – seit 2003 ebenfalls auf Morr Music. Max Punktezahl gründet die Popband Jersey und ist nicht nur live Teil der erweiterten Notwist-Familie. Contriva machen Pausen, um sich immer
wieder und immer intensiver zu finden.
Sorgsam drapierte Töne, instrumentierte Aufmerksamkeit, auch dafür stehen Contriva, umsichtig und nur für Momente, wenn sich Gitarren umgarnen, opulent. Das war so auf “Zimt” ihrem tastenden Debüt von 1997 (für das eigens das label lok-musik gegründet wurde). Oder auf “If you had stayed…” (Monika/lok 2003), ihrem bislang melancholischsten Ausloten von Klang und Raum. Dazwischen passierte Schönes und Wichtiges. Ihre Version des Blumfeld-Stückes “Eintragung ins Nichts” etwa, veröffentlicht auf der Blumfeld-EP “Wellen der Liebe”. Oder eine Interpretation des
Depeche-Mode-Klassikers “Things you’ve said”, veröffentlicht unter eigener Fahne. Mit “Separate Chambers” haben sich Contriva nun auf der Morr Music-Landkarte eingetragen. Im Sommer einer Band, die noch lange bleiben wird. Keinen Zweifel.
Morr Music
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