Indiependentmusik ist ja relativ. Und vor allem unabhängig. Aber doch ziemlich präsent. Auf dieser Seite natürlich. Aber auch überall anders. Zumindest wird wohl jeder an schrammelnden Gitarren und zu engen Hosen interessierter Mensch irgendwo in der Umgebung ein Etablissement finden, wo er zu alternativer Rock&PopMusik in die Luft springen kann. Anders geht es da den Tschechen. Und zwar nicht nur den in schönen kleinen böhmischen Dörfern lebenden Tschechen, sondern auch denen in der Millionenstadt Prag. Mit einem von diesen saß ich dort letztens in diversen Kneipen. In der fünften oder zehnten oder wievielten auch immer lief plötzlich ein Regina-Spektor-Song. Ondrej rastete aus. „Hey, das ist unglaublich. In einem Pub nur 10 Minuten von meiner Wohnung läuft diese CD.“ Ich erkundigte mich, was daran so erstaunlich sei. Er erklärte mir, dass es so was wie Indiepoprock hier nicht gäbe. Das gäbe es nur auf den Rechnern von vereinzelten Gestalten und ganz selten in diesem von Amerikanern betriebenen Laden. „Kennt hier einfach keiner.“ Letztens aber habe er in einer Zeitung einen kleinen Artikel über Arcade Fire gelesen. Das erste Mal seit deren Gründung vor vier Jahren. In Zeiten der weltweiten Vernetzung sind Informationen in Zeitschriften glücklicherweise nicht mehr das Medium auf das man angewiesen ist. Also kein Grund zum Weinen. Was mir aber wirklich fast die Tränen in die Augen trieb, war der Fakt, dass man also auch nie auf einem Tanzfloor zu den Libertines losrocken kann. Und das passiert dem größten mir bekannten Libertinesfan, der gerade mit seinem tausendsten Bier in der Hand neben mir sitzt. Es gäbe irgendwo eine Art Club, wo am Wochenende auch ab und zu mal ein Song der Strokes gespielt wird. Das ist dann ein großes und kurzes Fest für Ondrej und Konsorten. Der Abend hat sich sofort gelohnt. Aber den Spaß teilen nicht viele. „Es weiß ja auch keiner, wie er dazu tanzen soll.“ Und live geht auch nicht viel. Desöfteren wird daher gerne mal die Reise nach Dresden angetreten, um Adam Green oder Bloc Party zu Gesicht zu bekommen. Aber es gibt Hoffnung in Form einer tschechischen Indieband: The Prostitutes. Laut Ondrej die erste tschechische Indieband überhaupt. Und wie ich gerade vernahm, spielen The Killers und The Hives bei Rock for People, dem größten tschechischen Rockfestival. Dieses Festival verdient allerdings einen eigenen Blog. Nur eins sei gesagt: Da lebt der Rock. Aber der Punkrock. Und jeder Indiepopper, der seine Bügeljeans wertschätzt, kann eigentlich gleich zu Hause bleiben. Aber das sind ja eh nicht viele…