Nach gründlicher Selbst-Analyse, wie ich sie in Gedanken versunken regelmäßig durchzuführen pflege, würde ich behaupten, dass meinerseits eine generelle Abneigung gegenüber jungen Bands existierte.
Nicht „jung“ im Sinne von „Frisch im Biz“! Gemeint sind Gruppierungen, denen es an Alter fehlt.
Als „Kindergarten-Bands“ von mir nicht immer liebevoll bezeichnet.
Ich dann immer so: „Die haben doch 0 Erfahrung, sind dementsprechend keine Musiker!“
Nur Glück, Promotion, ein aktueller Trend, pubertierende Mädels und reiche Eltern seien reale Gründe für frühen Erfolg.
So meine Argumentation. Damals. Eigentlich bis Vorgestern!
Am 17. Oktober 2007 begab sich meine Person dann in die Straßenbahn, um ein Konzert der Dänen Dúné zu rezipieren, weil Freikarte und so. Als relativ erwartungsloser Teil der Menge im Conne Island Leipzig, merke ich wie sich gegen Viertel 11 das aktuelle Raum-Klima schlagartig ändert:
Vielleicht der plötzlich auftretende Sauerstoffmangel, aufgrund der sieben Youngsters, welche auf der Bühne zu ihren Ton-Werkzeugen greifen!?
Eventuell eine chemische Reaktion zwischen Conne-Molekülen und den Hormonen rot-weiße-Fahnen-schwingender Fans!?
Möglicherweise hat auch nur jemand in meine Richtung aufgestoßen!?
Höchstwahrscheinlich war es jedoch die Euphorie bereits überzeugter Dúnéer, die mich unmittelbar packte und in Richtung Bühne warf. Sie mussten etwas wissen, was ich nicht wusste!
Hatte Band + Musik natürlich schon gekannt und war mir bewusst, dass sie nicht gerade miese Indie-Elektro-Rock-Fusion entstehen lassen. Dachte aber, dass es irgendwie unecht ist. Live würde sich die Wahrheit dagegen enthüllen lassen. Ich jetzt also abgeschätzte vierte Reihe und BO0O0OM…
Kein wenig „gemacht“. Von ganzem Herzen wurde gerockt, wild umhergesprungen, sich herzlich auf gebrochenem Deutsch bedankt und das nimmt man denen alles ab.
Dúné sind voll und durchgängig Musiker, die mit erwachsener Sicherheit ihre jugendliche Dynamik ausspielen. Man erkennt on Stage eine vertraute Gruppe mit publikumsfreundlicher Show und verdammt intensiven Sounds. Sechs Mann und eine Frau, die Bühnen-Präsenz und Talent ihr Eigen nennen können. Jeder Erfolg ist daher verdient, obwohl der älteste erst 20 Jahre jung ist.
In diesem Falle wird die Relation Alter-Können von mir respektvoll revidiert.
Blödes Vorurteil.
Möglichenfalls ist Dúné aber doch die Ausnahme unter immer jünger werdenden Musikern, deren Traum vom fixen Pseudo-Ruhm von einer konsum-affirmativen Musikindustrie unterstützt wird, wobei sie noch hätten ein bisschen reifen müssen…
No Comment