Danko Jones ist zurück. Wenn zwar auch nicht mit einem Knall, aber dafür mit einem Knalleralbum im Gepäck. Denn “Never Too Loud”, so das aktuelle Werk des quirligen kanadischen Bandnamensstifters, ist das bislang feinfühlig rockendste und melodischste Werk jenes tapferen Trios, das es sich zur Mission gemacht hat, guten und grundehrlichen Rock’n’Roll unter die Menschheit zu bringen.
War diese Lebensaufgabe auf früheren Alben mal mit Blues-, Metal- und punkigen Einsprengseln ausstaffiert, so haben sich Danko und seine beiden Jungs, unter denen Schlagzeuger Dan Cornelius übrigens als Neuzugang begrüßt werden darf, auf ihrem neusten Werk nach eingehender Selbstanalyse, einer Eingängigkeits-Kur unterzogen. “Die Platte ist auf jeden Fall viel melodischer”, bestätigt Danko, “Und außerdem singe ich jetzt richtig, anstatt zu Schreien. Seit jeher wurden wir mit Bands wie KISS, Thin Lizzy oder AC/DC verglichen. Irgendwann ist mir bei unseren eigenen Sachen dann aufgefallen, dass ich gar nicht so singe wie deren Sänger. Die haben alle viel mehr Melodie in der Stimme, wohingegen ich bislang gesanglich immer nur Gas gegeben habe. Selbst Bon Scott ist melodisch unter all der Kratzbürstigkeit in seinem Organ.” In Bezug auf oben zitierte Idole und Vorbild-Bands kann man Danko jedenfalls beim Wort nehmen. “Never Too Loud” klingt streckenweise tatsächlich wie der uneheliche Bastard aus dem Besten, was die Siebziger im schnurgeraden Rockbereich zu bieten hatten. Um den vielleicht von einigen an dieser Stelle geäußerten Befürchtungen bezüglich der wohl möglich ins Manieristische stürzenden musikalischen Verbeugungs-Falle gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen: Den klanglichen Spagat zugleich mit einem Bein fest in der Rockmoderne zu stehen, schaffen Danko Jones ebenfalls mit links. ” Na ja, wir sind ja nicht Witchcraft und tun so, als würden wir in den Siebzigern leben. Wir benutzen die Technologie von heute, aber haben versucht dieselbe Atmosphäre wie damals zu erschaffen. Es klingt also alles nicht so, als wäre es 1977 aufgenommen, sondern wie heute – allerdings mit 1977 stets im Hinterkopf präsent.” So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die neue Danko Jones Scheibe insbesondere bei solchen Menschen extremen Anklang findet, die die gute alte Zeit ebenso wenig aus dem Schädel kriegen. “Mir ist bisher beim Reden über die neue Platte schon öfter aufgefallen, dass die richtigen Rocker, die Puristen, die Scheibe kapieren und lieben. Wohingegen all die Leute, die gerade immer auf die aktuellsten Trends und neuesten Bands der Stunde abfahren, überhaupt nichts damit anfangen können und gar nicht schnallen, was wir da gemacht haben”, sondiert Danko die aktuelle Lage der Lager. Zur personell veränderten Band-Situation kann Danko jedenfalls – analog zum eingangs beschriebenen musikalischen Selbstfindungsprozess – nur in den gleichen Tenor einstimmen: “Wir sind mit Dan jetzt endlich die Band, die wir immer sein wollten. Es ist das erste Mal, dass wir alle Spaß miteinander und Augenkontakt auf der Bühne haben und uns gegenseitig angrinsen. Ich glaube das Publikum kann das auch spüren. Selbst wenn es mal Meinungsverschiedenheiten am Tage gab, wenn es abends auf die Bühne geht, ist das vergessen und wir sind eine absolute Einheit.” Die – wie wir ja alle wissen – immer alles gibt. Schwitzender Live-Perfektionismus und ein Maximum an ekstatischem Entertainment stehen bei Unterhaltungskünstler, Radiomoderator, Kolumnist und wandelndem Rock-Lexikon Danko Jones seit Anbeginn an oberster Stelle der fast allabendlichen Bühnen-Tagesordnung. “Auch wenn ich jedes mal total kaputt von der Bühne ins Bett falle – ich wäre nicht mit mir zufrieden, wenn ich nicht immer 100 Prozent geben würde. Deshalb verstehe ich auch bei vielen Bands dieses ganze Feiern nach der Show nicht. Woher haben die noch die Energie dazu?” Nun, eine ganz einfaches Zahlenspiel, wofür man noch nicht mal in die Geheimnisse der Prozentrechnung vollends eingeweiht sein muss. Was zählt ist, dass Doktor Jones weiterhin für das volle Rock-Brett einsteht, auch wenn das auf Platte mal wie unlängst im Songwriting ruhig mal etwas fein geschliffener daher kommen darf. Dafür und für einen der jetzt schon heißesten und coolsten Scheiben des Jahre, ein dickes Danke, Danko.
Frank Thießies
www.dankojones.com
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