Seit einer Woche ist nun „Der goldene Kompass“ die Nummer 1 der deutschen Kinocharts, und seitdem wissen wir von jener Welt, in der die Menschen nicht alleine unterwegs sind, sondern jeder von einem Dämon begleitet wird – einem Tier, dass die menschliche Seele in sich trägt und ansonsten ganz hervorragend zur Persönlichkeit seines zweibeinigen Begleiters passt. Nicole Kidman etwa kommt mit einem Affen daher, der ähnlich hinterlistig wie sie und vor allem genauso rot behaart ist. Und Daniel Craig, seines Zeichens immerhin 007, wird von einem ebenso noblen wie gefährlichen Schneeleoparden unterstützt.

Ob in diesem Paralleluniversum auch die Filme eine Seele und damit ein Tier an ihrer Seite haben? Im Falle von „Bee Movie – Das Honigkomplott“ wäre das – natürlich! – eine kleine, besserwisserische Biene, schließlich handelt der Film von einer solchen, die übrigens nichts Besseres zu tun hat, als die Menschheit wegen Honigraubs zu verklagen. Genauso gut könnte es allerdings sein, dass es sich beim Dämon dieses Films dann doch nur als Jerry Seinfeld in einem albernen schwarz-gelben Kostüm handelt. So sah man ihn vergangenes Wochenende bei Thomas Gottschalk durchs Studio hüpfen, und tatsächlich wirkte das doch sehr wie aus einer anderen Welt importiert.

Bei „Hitman“ gestaltet sich die Sache schon schwieriger. Rein dem Aussehen des Hauptdarstellers dieser Computerspiel-Verfilmung nach zu urteilen, könnte man sich vielleicht eine Nacktschnecke als Partner gut vorstellen. Was natürlich missverständlich wäre: Timothy Olyphant wagt sich schließlich nicht an „full frontal nudity“, sondern hat sich bloß den Schädel rasiert. Und weil er ja einen skrupellosen Killer spielt, wäre vielleicht auch ein richtig fieser Pitbull nicht ganz unpassend. Wir verlosen übrigens 3 Hitman-Fanpakete mit FreiTix, Buch und Tattoo-Koffer.
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Für „Todeszug nach Yuma“ kommen derweil schon mal Kühe nicht als Dämonen in Frage, denn die müssen in diesem erstaunlich spannenden Western-Update schon frühzeitig zugunsten toller Schauspieler wie Christian Bale und Russell Crowe das Feld räumen. Auch Pferde wären vielleicht nicht ideal, schließlich sind die schon mit dem Ziehen von Postkutschen und dem Tragen von lässigen Cowboys beschäftigt. Bleibt also noch der Coyote, denn wenn es jemanden gibt, der es im Wilden Westen mit abgebrühten Gangstern und Ranchern aufnehmen kann, dann er.

Sehr viel lieblicher muss es da im Fall von „Der Klang des Herzens“ zugehen. Die Geschichte vom Waisenjungen auf der Suche nach seinen Eltern und zwei hübschen Erwachsenen, denen das Schicksal die große Liebe nicht zu gönnen scheint, ist derart zuckersüß und kitschig, dass eigentlich mindestens ein wunderschöner Schmetterling her muss. Oder vielleicht auch eine zauberhaft singende Nachtigall, schließlich dreht sich hier alles um die Kraft der Musik.

Eine ganz spezielle Angelegenheit scheint dagegen „Vorne ist verdammt weit weg“ zu sein, womit uns der Kabarettist Frank-Markus Barwasser aus dem Fränkischen – noch so einem Paralleluniversum! – beglückt. Wenn man sich seinen Erwin Pelzig, der sich hier als Chauffeur unter Beweis stellt, so ansieht, möchte man fast meinen, an dessen Seite könne eigentlich nur ein Pantoffeltierchen bestehen. Die Filzlaus scheidet jedenfalls schon mal aus, denn Pelzigs Hütchen ist aus Cord.

Und dann ist da noch „Ulzhan – Das vergessene Licht“ von der deutschen Regielegende Volker Schlöndorff. Auf dem Filmplakat sieht man ein wildes Wüstenpferd ungestüm durch die Steppe preschen. Wenn man allerdings bedenkt, dass die Geschichte ausgerechnet in der kasachischen Ödnis spielt und Schlöndorff zuletzt eher betulich als heißblütig inszenierte, könnte sicherlich auch ein zähes Kamel in Frage kommen. Aber letztlich sind solche Überlegungen ohnehin müßig. Denn eine echte Seele haben Filme heutzutage leider viel zu selten – und dem „Goldenen Kompass“ und seiner Welt macht Barry die Biene dieses Wochenende sowieso den Garaus.

Text: Patrick Heidmann