Blumentopf galten immer als Album-Act, weil sich ihre Langspielplatten erfolgreicher verkauften als ihre Singles. Doch mit der Auskoppelung ‘Horst’ von ihrem bereits fünften Album ‘Musikmaschine’ schlagen sie nicht nur ein neues Kapitel der Bandgeschichte auf, sondern auch in die Charts ein.

Das Verblüffende daran: Der Großteil des Textes besteht nur in der Aufzählung von Vornamen. Aber anscheinend fühlen sich davon viele Leute angesprochen – im wahrsten Sinne des Wortes. In der ersten Woche stieg das Stück auf Platz 68 der Charts ein. Wer seinen eigenen Namen allerdings nicht findet, der kann ja ganz einfach noch eine Strophedranhängen. Beispiel gefällig? “HolK, Schu, Roger, Heine, Holunder, Sentino, Sido, Italo Reno, Bushido – ob alt oder jung, ob groß, ob klein./ Nichts schützt davor, ein Horst zu sein./ Auch du bist einer, nimm mich beim Wort./ Diagnose: Horst!”

Richtig horstig finden Blumentopf auch die Debatte über Studenten-Rap. Insbesondere Schu kann nur darüber lachen, denn er selbst ist der Beweis dafür, dass Rap kein Abitur braucht: “Meine Eltern hat es überrascht, dass der Sohn ein Studenten-Rapper geworden ist. Sie meinten nur: ‘Wir haben da gehört, dass du Abitur hast!’ Also anscheinend habe ich für gewisse Berliner Jugendliche den Anschein erregt, dass ich auf dem Gymnasium war. Darüber kann ich mich nur amüsieren.”

Deswegen wird das Ganze auch zum Beispiel in ‘Gute Musik’ entsprechend mit einem englisch-deutschen Wortspiel kommentiert: “Und ihr habt recht, Rap braucht kein Abitur./ Aber jeder was zu essen, wenn der Magen knurrt. / […] / Und was heißt bitte, ich wäre nicht kredibil./ Selbst meine Schule war ‘real’.” Holunder dagegen geht bei seinem ‘Holunder Skit’ in die Offensive und erklärt, dass etwas Lernbereitschaft nicht unbedingt schadet: “Deinen Fünfer damals im Mathe-Zeugnis findest du witzig./ Doch die Bank kassiert die Zinsen bei dir dreifach und du blickst nichts./ Tut mir leid für dich, doch es ist mir egal./ Ich bin genial, das habe ich schriftlich vom Staat!”

Laut Sepalot ist ihnen ihre Position in der Szene sehr wohl bewusst. Jedoch können Sie die gegen sie erhobenen Vorwürfe kaum nachvollziehen. “Was zeichnet Studenten-Rap denn bitte aus? Dass wir zwei zusammenhängende Sätze sprechen können? Wir sind alle über 30 Jahre alt. Wenn wir da noch als Studenten durchgehen, ist das ja auch toll. Es ist definitiv nicht cool, der Dümmste zu sein. Das kann ruhig mal gesagt werden. Im Alter zwischen 13 und 16 ist es vielleicht cool, der Schlechteste zu sein – aber am Ende ist es das dann doch nicht!”

Bleibt zu hoffen, dass die jüngere Generation auf sie hört. Ein interessantes Beispiel dafür, welchen Einfluss ihre Texte – laut eigener Einschätzung auf ihrer Homepage – haben, ist der Fall Jürgen Hass. Der Mann hat aus Wut über den deutschen Staat im Ausland nach eigenen Angaben mehr als 370 Kinder adoptiert, um der Bürokratie eins auszuwischen. Ob er dazu allerdings wirklich inspiriert wurde, indem er sich die folgenden Zeilen aus ‘Fuck The System’ zu Herzen genommen hat? “Statt mit Transparenten auf die Barrikaden zu gehen/ musst du im großen Maßstab denken und den Laden übernehmen./ […] / Und all die Gesetze, die sie uns geschaffen haben/ […] /musst du für deine Zwecke nutzen, sie mit ihren Waffen schlagen. / […] / Dann fahr ich auf Dienstreise in jedes Parlament/ und adoptier’ die ganze Erde, bis mich jeder Papa nennt.”

Blumentopf hatten eben immer schon ganz eigene Ideen. Das gilt auch für ihre musikalischen Ansätze. Einer ihrer abgefahrensten Tracks ist dabei nun ‘Profis’, in dem die Jungs über Computerspiele rappen – und sich entsprechende Sounds rausgesucht haben. “Eigentlich hatten wir die Grundidee über einen ganz anderen Beat entwickelt”, erklärt Roger. “Aber dann hatte Schu noch den Einfall, das Ganze völlig auf Computerspiele zu trimmen. Das war dann echt eine unglaubliche Schneidearbeit, die Sounds aus den Klassikern zu verarbeiten.”

Schu ergänzt noch mit ein paar weiteren Infos, wie das Konzept dahinter gedacht ist: “Die Schläge aus ‘Street Fighter’ sind zum Beispiel die Drums. Da ist wirklich kein anderes Sample dabei, das nicht aus einem Computerspiel kommt. Bloß die Bassline haben wir dazugespielt. Wir wollten einfach ein Battle-Lied machen, was ja einem der HipHop-Prinzipien entspricht, aber das Ding diesmal nur mit Bezügen auf Computerspiele umsetzen. Das versteht bestimmt nicht jeder. Genauso enthält ja auch das Skateboard-Stück ‘Die Bretter, Die Die Welt Bedeuten’ von Holunder viele Insider-Andeutungen. Aber wer sich mit diesen Sachen auskennt, wird bestimmt bei einigen Zeilen sagen, dass das Eine oder Andere eine coole Idee ist!”