Nächste Woche ist nun also der WM-Spuk vorbei – und was kommt dann? Bleiben die aufdringlich-nervigen Flaggen an den Autos und Balkonen hängen, so dass jeder amerikanische Vorgarten dagegen unpatriotisch wirkt? Tauscht Deutschland die aufgekratzte Fröhlichkeit wieder ein gegen die sonst so präsente Griesgrämigkeit? Und was wird aus all den Public Viewing-Areas? Neulich, zwei Stunden vorm Deutschland-Spiel, lief auf dem Großbild-Fernseher beim Asia-Imbiss vor immerhin vier Zuschauern „Dr. Quinn – Ärztin aus Leidenschaft“. Vielleicht könnte man sich künftig ja dazu in der Öffentlichkeit treffen… Oder wir gehen eben alle mal wieder ins Kino. Ist ja auch irgendwie Public , Bier gibt’s da ebenfalls, und wenn man den richtigen Film aussucht, stimmen sogar die Emotionen.

So, nach dieser Bananenflanke von Überleitung nun also zu den neuen Filmen dieser Woche. Da wäre zum Beispiel „Ab durch die Hecke“: schon wieder ein computeranimierter Spaß für die ganze Familie, in dem irgendwelche possierlichen Tierchen aus ihrer gewohnten Umgebung ausbrechen, amüsante Abenteuer bestehen, um die Kleinen zu erfreuen, freche Sprüche klopfen, um die Großen zu erfreuen, und am Ende auch noch eine herrlich moralische Botschaft rüberbringen. Früher kamen solche Filme einmal im Jahr aus dem Hause Disney, zur Weihnachtszeit, und waren niedlich. Jetzt startet so etwas im Monatstakt und geht langsam ganz schön auf die Nerven.
Kommen wir zu zwei weiteren Tierchen, besser bekannt als Sandra Bullock und Keanu Reeves. Sie ist mal wieder ganz Rehauge, er ganz Hundeblick in „Das Haus am See“. Zum ersten Mal seit „Speed“ sehen sich die beiden wieder, wenn auch nicht ganz, denn zwei Jahre liegen zwischen ihnen. Was für ein Glück, dass es magische Briefkästen gibt, denn so können sie sich wenigstens auf postalischem Wege verlieben! Der ideale Film für alle Männer, die genervt sind, dass ihre Frauen so viel Fußball gucken – und für alle, die mal wieder sehen wollen, dass Reeves seine drei Gesichtsausdrücke doch noch effektiv einsetzen kann.
Noch sparsamer im Einsatz ihrer mimischen Mittel ist ja bekanntermaßen Milla Jovovich. Schon seit längerem beschränkt sich das Ex-Model darauf, durch futuristische Kulissen zu turnen und Zombies oder ähnliche Störenfriede zu jagen, und auch in „Ultraviolet“ bleibt sie diesem Muster treu. Irgendwie geht es dabei um eine sonderbare Epidemie, gefährliche Bürgerkriege und einen kleinen Jungen, natürlich alles in der Zukunft, aber letztlich erkennt man nur an Millas neuer Frisur, dass es sich hier nicht um einen weiteren „Resident Evil“-Film handelt.
Garantiert nicht bekannt vorkommt einem „Esmas Geheimnis – Grbavica“, denn wann guckt man schon mal Filme aus Bosnien. Vielleicht sollte man es tatsächlich öfter tun, denn das Mutter-Tochter-Drama hat nicht nur den Goldenen Bären der Berlinale gewonnen und zwei tolle Hauptdarstellerinnen, sondern auch mehr zu sagen als der Waschbär, die Schildkröte und die Bullock zusammen. Wobei mir gerade eine Idee kommt: ein Animationsfilm über die Nachwirkungen des Balkankriegs, mit putzigen Vierbeinern in den Hauptrollen und erzählt von Sandra Bullock. Das wäre doch was…
Etwas überraschungsärmer, aber verlässlich gut präsentiert sich dagegen das französische Kino. Natürlich ist „Eine fatale Entscheidung“ mit der wunderbaren Nathalie Baye als Polizistin nur auf den ersten Blick ein Krimi. Solche Gelegenheiten lassen sich die Franzosen ja nicht entgehen, und so wird aus der Geschichte, ehe man sich versieh,t eine psychologische Charakterstudie, in der mehr geredet als geschossen wird.
Hierzulande fragt man dagegen „Wie Licht schmeckt“. Klingt irgendwie nach problematischer Coming-of-Age-Geschichte. Oder nach nem Blindendrama. Ach, sieh mal an, es ist eine Coming-of-Age-Geschichte mit Blindendrama! Lukas haut von zu Hause ab, verliebt sich in die blinde Sonja und ist am Ende fast schon erwachsen. Wie das Leben eben so spielt.
Andere Leute suchen dagegen Elefanten, allerdings keine computeranimierten, sondern echte, wie zum Beispiel in “Revenge of the Warrior”. Tony Jaa, dessen „Ong Bak“ Kult ist unter Martial Arts-Fans, reist nach Australien, denn dorthin wurde der thailändische Palastelefant entführt. Down under angekommen führt der muskelbepackte Jaa dann weit weniger Gespräche als die französische Polizistin, prügelt sich noch mehr als Milla Jovovich und wartet auf nen Brief von Sandra Bullock. So etwas gibt es eben nur im Kino, nicht beim Fußballgucken auf der Fanmeile!