Vor dem Juni haben die Kinobesitzer des Landes in diesem Jahr richtig Angst. Dann geht’s los mit der jetzt schon kaum mehr erträglichen Fußball-WM – wer soll dann noch ins Kino gehen? Nicht, dass es nicht genügend Fußballmuffel gäbe, aber ob man an all den Großbildleinwänden und Bierständen vorbeikommt, dürfte die Frage sein.
Fußball oder nicht Fußball ist auch die Frage in „FC Venus“. Christian Ulmen und Nora Tschirner ziehen zurück in die Provinz, er verbringt mehr Zeit in seinem Fußballverein als zu Hause und schnell wird aus dem Streit eine Wette. Fortan geht alles nur noch um das Match der Männer gegen die Spielerfrauen, was ungefähr so viel Witz hat wie eine 70er Jahre-Klamotte. Trotzdem ist das Ganze irgendwie sympathisch, nicht zuletzt wegen des immer souveräner spielenden MTV-Duos in den Hautp- und Anneke Kim Sarnau und Florian Lukas in den Nebenrollen.
Alles andere als sympathisch ist dagegen „Hostel“: hier ist Ekel angesagt und zwar volle Breitseite. Zwei eher schlichte amerikanische Backpacker landen in der Slowakei, wo angeblich die heißesten Mädchen zu allem bereit sind. Doch statt in sündigen Betten landen die Jungs in siffigen Kellern, wo Perverse Geld dafür bezahlen zu foltern. Spannend ist das nicht, eher ein bisschen dumm – und eben unglaublich eklig. Und für die slowakische Tourismusbehörde sicher ein herber Rückschlag.
Dagegen lacht die Cannabis-Industrie über „Kifferwahn“. Das schrille Musical mit dem Splatter-Finale macht sich lustig über einen Propagandafilm aus den 30ern, in dem Schüler und vor allem deren Eltern vor den enormen Gefahren des Drogenkonsums gewarnt wurden. Aus braven Schulmädchen werden Dominas in Lack und Leder, für den nächsten Joint verkauft man sein Baby an kannibalistische Chinesen und ständig tanzt Jesus wie im Solariumsvollrausch durchs Bild. Völlig durchgeknallt – und trotzdem nicht annährend so bizarr wie das Original von damals.
Ebenfalls Trash-Appeal, allerdings unbeabsichtigten, entwickelt „Wu Ji – Die Reiter der Winde“. Das ist angeblich der teuerste chinesische Film aller Zeiten, was man allerdings den Kostümen und Spezialeffekten ebenso wenig ansieht wie den Plastikschwertern, mit denen in dieser merkwürdigen Mischung aus Märchen-Romanze und Martial Arts gekämpft wird.
Wer auf der Suche nach Subtilität ist, wird in dieser Woche erst in „Das geheime Leben der Worte“ fündig. Was als Bohrinseldrama zwischen einem Brandopfer und seiner Pflegerin beginnt, entwickelt sich zu einer tragischen Reflexion über verletzte Seelen und die Grausamkeit des Krieges. Das klingt spröder als es ist, nicht zuletzt Dank der großartigen Dialoge und fantastischen Hauptdarsteller Tim Robbins und Sarah Polley.
Fürchterlich unoriginell wirken dagegen die neusten Beiträge zum Thema Familienfilm. In „Deine, meine und unsere“ kommen Rene Russo und Dennis Quaid zusammen auf 18 Kinder, was man in den USA scheinbar erstrebenswert und witzig findet. Und „Bambi 2 – Der Herr der Wälder“ ist natürlich ganz schlimmer Frevel. Ganz egal wie viel Mühe man sich gibt – an einem Klassiker wie „Bambi“ darf man sich einfach nicht vergreifen.
Bleibt noch die übliche Frage: was ist bloß los mit den Österreichern? Seit wann dreht man denn südlich der Alpen so viele spannende Dokumentarfilme? Gleich zwei auf einmal starten diese Woche: „Workingman’s Death“ über Schwerstarbeit und Hungerlöhne und „We Feed the World“ über die grotesk-tragische Entwicklung globaler Ernährung. Warum beide am selben Tag in die Kinos kommen? Keine Ahnung – aber vermutlich besser jetzt als zur Fußball-WM.
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