Eins plus eins macht zwei? Nicht, wenn man Poni Hoax heißt. Die französische Band setzt scheinbar alle Regeln der Logik außer Kraft.

Wie sonst wäre es zu erklären, dass vier Free-Jazzer und ein eingefleischter Velvet Underground-Fan zusammen ein zwischen Wave, Elektro und Pop changierendes Album herausbringen?

“Ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum das so ist”, lacht Nicolas Ker, Frontmann der Pariser (und besagter Velvet Underground-Fanatiker) beim Interview in einem Berliner Café. “Die Band existiert seit circa sechs Jahren. Ich arbeite erst seit zwei Jahren mit ihnen. Sie hatten die Musik schon aufgenommen, als sie nach einem Sänger suchten.” Die Frage, wie man vom Jazz auf ein Debüt wie ‘Poni Hoax’ kommt, das unter anderem mal an Joy Division, mal an Nick Cave erinnert, muss also leider unbeantwortet bleiben. Nicolas, der an diesem Tag mit einer leichten Grippe zu kämpfen hat, nichtsdestotrotz aber fleißig Kette raucht, schrieb lediglich die Texte zu einem Großteil der Songs. Das allerdings in nur einer Woche. Und offensichtlich mit einer gehörigen Portion Einfühlungsvermögen. So entstand ‘She´s On The Radio’, der Opener der Platte und Singleauskopplung, nachdem Nicolas vom Liebesleid einer seiner Bandkollegen erfuhr. “Er war mit einer ziemlich berühmten Sängerin zusammen. Als sie sich trennten, hörte er ihre Stimme immer noch übers Radio, was ihn ganz schön verrückt machte. Er fragte mich dann, ob ich einen Song schreiben könnte, der ‘She´s On The Radio’ heißt.” Mittlerweile dürfte die Verflossene nun des öfteren auch der Band ihres Ex über den Äther lauschen können. Die Presse bedachte das Debüt von Poni Hoax seit seiner Veröffentlichung in Frankreich im Juni letzten Jahres nämlich mit reichlich Lob. Sogar die kanadische Sängerin Feist outete sich in einem Artikel der New York Times als Fan. “Es gab nur gute Kritiken, was ich ziemlich überraschend fand. Ich hatte zwar nicht erwartet, dass jemand die Platte wirklich hassen würde. Ich hatte aber mit Gleichgültigkeit gerechnet”, meint Nicolas dazu. So kann man sich täuschen. Doch anstatt sich auf den Lorbeeren auszuruhen, schicken die fünf offenbar schon bald ihren zweiten Longplayer ins Rennen. Im Januar diesen Jahres gehen Frontmann Nicolas, Hauptsongwriter Laurent Bardainne, Arnaud Roulin (Keyboards, Bass), Nicolas Villebrun (Gitarre) und Vincent Taeger (Drums) bereits wieder ins Studio. Und das unter Umständen sogar in Berlin. Zum Zeitpunkt des Interviews konkurriert die deutsche Hauptstadt noch mit einem ländlichen Anwesen im Heimatland der Band. Die musikalische Marschrichtung scheint allerdings bereits jetzt klar zu sein, schenkt man den Worten von Sänger Nicolas Glauben: “Wir würden gerne das ‘Ok Computer’ der kommerziellen Tanzmusik machen”. Mit Free Jazz oder 60ies Rock`n´Roll à la The Velvet Underground braucht man wohl also auch in Zukunft nicht zu rechnen.


Text: Steffi Erhardt

 

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