Obwohl das letzte unter seinem Namen veröffentlichte Album ‘U.S.S.R. – The Art Of Listening’ auch schon wieder fünf Jahre alt ist, war DJ Vadim in der Zwischenzeit ständig am Werkeln: Hier das DJing in Clubs rund um die Welt, da Produktionen für andere Projekte und Künstler. Quasi nebenbei hat er Klänge, Sänger und Ideen gesammelt, um sich nun selbst mit dem abwechslungsreichen ‘The Soundcatcher’ zurückzumelden.
“Ich bin soviel unterwegs, dass die Arbeit an fast jedem Song immer in meinem Laptop beginnt. Daher ist es für mich am Einfachsten, die Stücke nach dem Ort zu benennen, wo sie mir eingefallen sind”, beschreibt Vadim seine Arbeitsweise. Zwei dieser instrumentalen Entwürfe haben es dabei sogar geschafft, ihren Namen bis aufs Album zu retten: ‘Milwaukee’ und ‘Manchester’. Zu den beiden eher melancholischen Stücken sind auch zwei kleine Clips gedreht worden. “Manchmal ist die Stimmung in Orten wie diesen besser als in den vermeintlichen Party-Metropolen, obwohl sie als Industriestandorte eher nicht so hip sind. Dass ich also bei diesen Stücken die Projektnamen beibehalten habe, ist meine Verneigung vor diesen Orten!”
Den Raum zwischen den beiden Tracks füllt dagegen das treibende ‘Kill Kill Kill’, bei dem über einen ruhigen HipHop-Beat Rapper Big Red toastet, während Kathrin de Boer voller Soul dazu singt. “Der Refrain ist auf Englisch, aber seine Strophen rappt er in Französisch. Big Red kommt aus Paris und gehört zur Gruppe Raggasonic. In Frankreich ist er sehr bekannt, weil er unter anderem mit Supreme NTM zusammen gearbeitet hat.”
Das ist übrigens nur ein Beispiel dafür, dass Vadim stilistisch und sprachlich alles auffährt, was ihm weltweit inspiriert hat. Geholfen haben diesmal unter anderem Zion I aus der Bay Area, Skinnyman aus London, der Keyboard-Spieler John Ellis vom Cinematic Orchestra, der aus Nicaragua stammende MC Deuce Eclipse – und Clueso im Background von ‘Suffering Blues’. Zumindest erzählt das Vadim im Interview und entschuldigt sich gleich damit bei dem Erfurter, das sein Beitrag nicht im CD-Heftchen steht. Diese Vielfalt der Einflüsse kann natürlich für den unbedarften Hörer auch etwas verwirrend sein, wobei Vadim es schon schafft, seine eigene Linie dabei durchzuziehen. “Ob das die Leute verwirrt? Keine Ahnung! Ich mache die Musik in erster Linie für mich. Ich denke nicht darüber nach, ob die eine oder andere Sache besser zum Verkaufen der Platte wäre. Es ist mir schon klar, dass ich so keinen Nummer-Eins-Hit in den Charts lande. Ich versuche gar nicht, diesen Markt zu bedienen. Ich denke, dass die Leute, die meine Musik hören, offener sind. Da macht es ihnen nichts aus, ob einer in Französisch, Spanisch oder Deutsch singt. Künstler wie Manu Chao singen auch in vielen verschiedenen Sprachen, von denen einige Fans wahrscheinlich keine einzige verstehen. Trotzdem hat er weltweit Fans! Wenn der Flow stimmt, muss der Text nicht unbedingt verstanden werden.”
Auffällig ist allerdings auf ‘The Soundcatcher‘ auch, dass Vadim verstärkt jamaikanische Elemente eingebaut hat. Dabei ist er davon überzeugt, dass dieser Sound aus seiner eigenen Biografie heraus sehr gut zu ihm passt. “Als Heranwachsender bist du ein Produkt deiner Umwelt. Ich bin in Russland geboren und kam mit fünf Jahren nach London. Wenn wir stattdessen nach Bremen gezogen wären, würde meine Musik meiner Überzeugung nach sicherlich anders klingen. Ich hab nichts gegen Bremen. Das ist eine schöne Stadt. Aber London hat diese Einflüsse von den Soundsystems aus der Karibik, die auch Drum’n’Bass oder sogar Gruppen wie Portishead hervorgebracht haben. Ich mache kein Reggae, aber das hat mich schon beeinflusst!”
Text: Holger Köhler
Soundcatcher
VÖ: 30.03.
Label: BBE
Tracklist:
01. Intro
02. Fear Feats feat. Emo and Syrus
03. Talk To Me feat. Sena
04. Them Say feat. Diane
05. Soundcatchers feat. Abstract Rude
06. Manchester
07. Kill Kill Kill feat. Big Red
08. Milwaukee
09. Like The Wind feat. Deuce Eclipse
10. Black Is The Night feat. Katherin DeBoer
11. Got To Rock feat. Zion
12. Theme To Big Willy Dee
13. Ballistic Affairs feat. Skinny Man, Singa Blinga and Killa Kela
14. Sufferin Blues feat. Lil Green
15. Bath In Bleach feat. Monte Smith
16. Sd4
17. Watch That Sound feat. Emo
No Comment