Der Aal ist gemeinhin als Fisch bekannt, und in dieser Form vor allem geräuchert beliebt. Aber da dies ja nicht “Fischfang-weekly.org” oder “Anglerparadies.net” (haha, “.net”, ihr versteht – kleiner Anglerwitz unter Freunden … äh, okay: weiter) ist, sondern euer gutes altes Musikmagazin motor.de (keine Autowitze, jetzt!), geht es an dieser Stelle natürlich nicht um einen Knochenflosser im wörtlichen, sondern im übertragenen Sinne. Und welches ist der tollste Fischname unter den Musikschaffenden? Richtig: Eels. (Denkt dran: Ein Wal ist kein Fisch, und Moby macht auch ehrlich gesagt schon länger keine so richtig spannende Musik mehr.)
Da dieser Tage eine Werkschau gigantischen Ausmaßes ansteht – Best-Of, Raritäten-Sammlung und Autobiographie! – begaben wir uns prophetischerweise zum Berg, um alle Infos dazu von dem zu erhalten, was der Engländer gemeinhin “the horse’s mouth” zu nennen pflegt.
“Das bin dann wohl ich”, bestätigt Mark “E” Oliver Everett seine Kompetenz in Sachen Eels-Info. Kunststück, immerhin ist der Mittvierziger seit nunmehr 13 Jahren einziges dauerhaftes Mitglied der Band. Also gut, dann mal gleich mittenmang gefragt: Bei soviel hörbarem, lesbarem und betrachtbarem Rückblick drängt sich der Eindruck auf… “als wäre ich fertig?” Genau! Oder zumindest im Begriff, ein Kapitel abzuschließen.
“Das stimmt! Ich bin normalerweise jemand, der nicht gerne zurückblickt – und ich denke das ist genau der Grund, warum ich es getan habe! Der Gedanke daran war mir immer unbehaglich. Also dachte ich mir: Vielleicht sollte ich es tun, und einfach mal sehen, was dabei herauskommt. Und ich stellte fest: Das war eine gute Sache für mich! Jetzt habe ich einen reinen Tisch hinter mir und kann vorwärts schauen! Das nimmt einem schon ziemlich viel Last von den Schultern. Zum Beispiel das Buch: Als ich den ersten Probedruck davon geschickt bekam, dachte ich bei mir: ‘Hey, das ist mein bisheriges Leben, das ich in diesem handlichen Paket in die Hände nehmen kann. Wenn das so ist, dann kann ich jetzt furchtlos der Zukunft entgegen treten!”
Sollte man meinen, wenn man die von vielen Tief- und Schicksalsschlägen genau so wie von grandioser Musik gekennzeichnete bisherige Lebensgeschichte des Mr E betrachtet – nachzulesen ab sofort in der bereits erwähnten Autobiographie “Things The Grandchildren should know”.
Um mit all den darin erzählten familiären Tragödien fertig zu werden, bedarf es wohl eines starken Menschen. Und sicherlich auch Zeit. Wie lange hat denn die Arbeit an dem Buch gedauert? “Ein paar Jahre”, kommt es lakonisch zurück. Und offensichtlich auch etwas länger als geplant bzw. von der durchschnittlichen Plattenfirma gewünscht. Denn statt zum lukrativen Weichnachtsgeschäft erscheint die ganze Chose nun nämlich erst jetzt, im Februar. Und sogar einen Tag zu spät zum Valentinstags-Geschäft…
“Das ist typisch für mein Timing. Wir hatten erst eine Veröffentlichung rechtzeitig für Weihnachten angepeilt, aber dann fügten wir immer mehr und mehr Details hinzu. Wir gruben Songs aus, erweiterten das Ganze um die DVDs, und irgendwann sagten wir uns: Lass uns Weihnachten vergessen, und einfach eine schöne Sache draus machen!”
Und das ist es auch geworden: “Meet The Eels Vol.1” (a.k.a. die “Best Of”) beinhaltet eine CD mit 24 Songs (darunter u.a. das Missy Elliot-Cover “Get Ur Freak On”!) – zugegebenermaßen eine sehr knappe Auswahl der “Hits”, bei der so ziemlich jeder Fan mindestens 15 Songs vermissen dürfte. Aber dafür gibt’s als Bonus eine DVD mit allen 12 Videos der Band sowie umfangreiche Begleittexte. Diese kann
auch “Useless Trinkets” vorweisen, die Versammlung der Eels-Obskuritäten. 50 Songs gibt es hier auf zwei CDs, darunter liebgewonnene B-Seiten (“z.B. “Birdgirl on a Cell Phone”), Remixe (“Mr E’s Beautiful Remix), Alternativ-Versionen (“My Beloved Monster Party”) und abermals strange Coversongs (“I Put A Spell On You”). Auch hier gibt’s obendrauf eine DVD, diesmal mit einer sechs Songs umfassenden Live-Performance vom 2006er Lollapalooza-Festival.
Fazit: Wenn der Aal was macht, dann vielleicht spät aber richtig. Wow!
Text: Ralph Schlegel
EELS on tour
19.02.2008 Köln, Theater am Tanzbrunnen
20.02.2008 Berlin, Volksbühne
21.02.2008 Hamburg, Kampnagel
11.03.2008 München, Muffathalle
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