Guten Freunden gibt man bekanntlich ein Küsschen, netten Menschen einen gutes Stück Musik für die Ohren. Das dachte sich auch das Quartett Missouri aus Hamburg und räumte vor einem Jahr mit ihrem dritten Album ‘In Voodoorama’ auch ganz prächtig ab. Mit groovenden Gitarren, intelligentem Pop und überraschenden Hooks schaffte es die Band ganz nach oben – auch ohne Teil der ‘Hamburger Schule’ zu sein.
Inzwischen sind knapp sieben Jahre vergangen, dass Sänger Red, Gitarist Frank Mollena, Tastenmann Christian ‘Wuschi’ Ebert und Steel-Gitarrist Crater Cain gemeinsam begannen, Musik zu machen. Nachdem sie 1999 eine wenig beachtete Single veröffentlichten, erschien 2000 ihr Debüt ‘It’s A Glow-In-The-Dark Good Time’. Englische Texte, schleppende Beats und wimmernde Gitarren zeichneten den zerbrechlichen Sound aus – eine Mischung mit der Frontmann Red heute nicht mehr so richtig einverstanden ist: “Es ist kein schlechtes Album, aber ich war froh, dass der Nachfolger wesentlich kraftvoller und euphorischer klang.” Auf ihrem zweiten Werk ‘To The Darkend Corners Here We Go’ zeigte sich die Band gefestigter und selbstbewusster. Der Weltschmerz war verarbeitet und man entdeckte den Rhythmus für sich. 2004 wurde dann ihr Jahr: Mit dem Album ‘In Voodoorama’ fanden Missouri endlich zu sich selbst und präsentierten eine völlig ungewohnte, dennoch famose Mischung aus Beats, Soul und knackigen Gitarrenriffs.
Zwar sehen die Vier diesen Schritt auch heute noch als ein kleines Risiko, schließlich war die Band klanglich weit von dem entfernt, was sie vorher gemacht hatte, doch muss man sich weiter entwickeln dürfen und auf dieses Recht pocht Red besonders: “Ich mag es nicht, wenn ich neue Songs von uns höre und die klingen wie die vom letzten Album. Wenn man ins Studio geht, muss auch immer ein Fortschritt, ein Ruck zu spüren sein. Vielleicht experimentieren wir deshalb so viel.” Möglich, denn “experimentieren” bedeutet bei Missouri ein wagemutiges Zusammenspiel von Soul-, Country-, und R’n’B-Elemeten, ein bewegender Rhythmus und eine ordentliche Portion Coolness.
Die Entwicklung weg von der selbstmitleidigen Düster-Pop-Band hin zur Deep-down-and-dirty-Combo ist für alle Mitglieder eine logische Konsequenz. Wusste man anfänglich nicht so recht, wo der Weg hinführen sollte, fühlt man sich jetzt um so sicherer: “An unserer neuen Platte ‘Run With The People And Hunt With The Hare’ zu arbeiten, war wie eine innere Befreiung. Als würde eine zentnerschwere Last von unseren Schultern fallen.” Bei den Aufnahmen zum aktuellen Album sind Missouri zum ersten Mal in ihrer Karriere gänzlich ohne negative Emotionen ins Studio gegangen und wollten eine schweißtreibende, positive Tanz-Platte machen. “Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden. Es sollten Songs werden, die dich zum Hüftwackeln animieren. Es ging uns nicht um langes Hin- und Hergrübeln, der richtige Beat an der richtigen Stelle ist schließlich eine Frage des Stils!” Eben.
Text: Marcus Willfroth
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