Ellen Allien, eigentlich Ellen Fraatz, ist DJane, Produzentin, Party-Veranstalter und Labelbesitzerin in einem. Eine Power-Frau vor dem Herrn, die auch nach über zehn Jahren aktiven Lebens in der deutschen Techno-Kultur keine Spur Langweile angesetzt hat und weiter zielstrebig ihren Weg verfolgt.

Als sie 1989 für ein Jahr in London lebt und zum ersten Mal Acid-House Parties besucht, kommt sie zum ersten Mal mit elektronischer Musik in Berührung. Zurück in Berlin beginnt die Techno-Welle gerade auch nach Deutschland überzuschwappen. Ellen arbeitet 1992 im Fischlabor – eine der ersten Berliner Bars, in denen die DJs beginnen Techno und House aufzulegen – um ihre Akrobatik-Ausbildung zu finanzieren. Mehr aus Neugierde als aus richtiger Ambition schnuppert Ellen hinter die Plattenteller und ist schon bald darauf vom Vinyl mehr begeistert als von Jonglierbällen oder Trapez-Seilen.

Sie wird zum Resident-DJ im Bunker und dem Berliner E-Werk. Außerdem bekommt sie nebenbei noch ihre eigene Radio-Show “Braincandy” auf Kiss FM. Passend dazu gründet sie auch noch ihr eigenes Label Braincandy, auf dem sie experimentellen Techno veröffentlicht (O-Ton: “No easy stuff”).

Ihr Parade-DJ-Leben läuft eigentlich wie am Schnürchen, doch mit der eigenen Plattenfirma kommen mehr Probleme auf sie zu als sie sich das in ihrer jungen Naivität hätte träumen lassen. Der Vertrieb spielt kaum mit, und die Männerdomäne Musik-Bizz gibt ihr den Rest. So wirft sie Braincandy erst mal wieder über den Haufen. Seit diesem Zeitpunkt 1997 veranstaltet sie Partys namens B Pitch.

Zwei Jahre später wagt sie eine erneute Labelgründung und stampft B Pitch Control Records aus dem Boden, um den Sound der Parties auf Platte zu pressen. Mit Berliner Unterstützern wie Sascha Funke oder Tok Tok vs. Soffy O klappt das wunderbar, das Label wandelt sich in kürzester Zeit zu einem der angesagtesten Namen für elektronische Musik in Deutschland und Europa.

Ellen bleibt aber weiter als DJane höchst aktiv: Sie veröffentlicht Mix-Alben, bei denen sie sich nicht auf einen bestimmten Sound festlegen lässt. War “Flieg Mit Ellen Allien” noch höchst poppig ausgefallen, ist “Weiss.Mix” eine äußerst raffiniert gemixte Ansammlungen von abstrakten Künstlern wie Squarepusher oder Akufen.

Auch ihre eigenen musikalischen Vorstellungen bleiben nicht hinterm Berg. Auf ihrem ersten Album “Stadtkind” bewegt sie sich durch feinsten Electro-House, zu dem man sie auch singen hört. Berlin bleibt dabei ihren Texten zufolge die wichtigste Konstante in ihrem Leben. Als in den Nach-Millenniums-Jahren die Hauptstadt Szene endlich wieder eine Größe wie zu besten Tresor-Zeiten erreicht, versucht sie sich auch wieder als Party-Organisatorin und mischt bei den “Boogy Bytes” mit und gründet mit “Spielwiese” ein neues Label, das ausschließlich 7Inches veröffentlicht. Im April 2003 erschien ihr zweites Album “Berlinette”. Der Name ist Programm.