Die Welt des Kinos kann doch immer wieder sehr rätselhaft sein. Und das nicht nur inhaltlich, wenn man mal wieder nicht verstanden hat, was der Film da oben eigentlich erzählen will, sondern auch ganz pragmatisch. Warum zum Beispiel hat es sich so eingebürgert, dass der Frühling traditionell eine Filmflaute mit sich bringt und überwiegend jene billigen Machwerke starten, von denen sich ohnehin niemand etwas verspricht, während im Sommer ein Mega-Blockbuster den nächsten jagt? Ist nicht eigentlich aktuell das Wetter viel geeigneter für einen Kinobesuch als in drei Monaten? Und warum laufen trotzdem in manchen Wochen so viele Filme an, dass ich hier gar nicht weiß, wohin damit, während es kurze Zeit später so wenige sind, dass ich kaum Ahnung habe, womit ich meinen Text füllen soll?

Diese Woche sieht es mal wieder besonders lau aus, weswegen wir uns ein wenig länger als eigentlich gewünscht mit „Neues vom Wixxer“ aufhalten werden. Auch das ist schließlich so ein Film, der Fragen aufwirft. Wer waren all die Menschen, die sich den ersten Teil angeschaut haben? Musste die Fortsetzung wirklich sein? Wie konnte es passieren, dass der neue Film zwar reichlich viele Peinlichkeiten zu bieten hat und dennoch mehr Spaß macht als der erste?
Auf jeden Fall ist es immer wieder erstaunlich, dass wirklich jedem dahergelaufenen Fernseh-Comedian heutzutage die Möglichkeit gegeben wird, im Kino aufzutreten – und das Publikum sich das auch scharenweise antut, obwohl es die flauen Gags freitagabends bei den Privaten doch viel günstiger haben kann. In „Neues vom Wixxer“ kommt man ja halbwegs gut weg, schließlich gehören Oliver Kalkofe und Bastian Pastewka noch zu den erträglicheren Spaßmachern. Außerdem gibt es ein putziges Wiedersehen mit Joachim Fuchsberger, was natürlich ein Fest ist für alle, die wirklich noch die alten Edgar Wallace-Filme liebten. Gastauftritte von Hella von Sinnen, Oliver Welke oder Martin Semmelrogge müssen aber wirklich nicht sein. Dann doch lieber der fast unfehlbare Christoph Maria Herbst, der in jeder kleinen Szene als Adolf Hatler lustiger ist als „Mein Führer“ in fast zwei Stunden.

Wer statt solcher belanglosen und nicht wirklich temporeichen Sketchparaden doch eher auf echtes, dramatisches Kino steht, hat zum Glück in dieser Woche auch etwas zu gucken. „Der letzte König von Schottland“ kommt mit vielen Vorschusslorbeeren auf die Leinwände, schließlich hat Forest Whitaker dafür kürzlich den Oscar als bester Hauptdarsteller gewonnen. Etwas Besseres als die Leistung dieses Schauspielers gibt es wirklich selten zu sehen: er spielt Idi Amin, den grausamen und skrupellosen Diktator, der in den Siebzigern in Uganda mit einem Schreckensregime herrschte, mit bemerkenswerter Präzision.
Es ist faszinierend zu sehen, wie Whitaker auch die charismatische und humorvolle Seite dieses Monsters herausarbeitet, mit der er im Film einen jungen Schotten betört und ihn zu seinem Leibarzt macht. Es dauert quälend lange, bis der naive Kerl (übrigens ebenfalls sehenswert gespielt von James McAvoy, den man bisher nur als Faun aus „Die Chroniken von Narnia“ kennt) endlich begreift, was in seiner Wahlheimat tatsächlich passiert. Flucht ist aber dennoch fast unmöglich, wie das Filmfinale mit einer Brutalität zeigt, die beinahe so beeindruckend ist, wie der Hauptdarsteller.

Zurück zur Albernheit geht es dann in einem Film mit dem schönen Titel „Schnitzelparadies“. Handlungsort dieser holländischen Komödie, die in ihrer Heimat ein Megaerfolg war, ist die schmuddelige Großküche eines Hotels, in der sich jede Menge Hilfsarbeiter mit Migrationshintergrund herumschlagen, gelegentlich in die Pfanne spucken und sich in die süße Nichte des Chefs verlieben. Um politische Korrektheit schert sich der Film dabei ebenso wenig wie um guten Geschmack, weswegen das „Schnitzelparadies“ vielleicht nicht für jeden ein Genuss ist. Aber immerhin wird die Sache mit so viel Schmackes serviert, dass man mehr als gesättigt aus dem Kino kommt. Oder ist einem doch nur der Appetit vergangen?

Die dort fehlende Subtilität kann man derweil übrigens in „Play“ finden, einer kleinen, melancholischen Großstadtballade aus Chile. Die Regisseurin erzählt von einer jungen Krankenpflegerin, die die Aktentasche eines wohlhabenden Architekten findet und damit auch von den Klassenunterschieden in Südamerika. Aber Fragen stellen sich dennoch auch hier wieder: Wird sich das jemand anschauen? Muss man heutzutage nicht so ein Medienspektakel veranstalten wie der „Wixxer“, um die Menschen überhaupt ins Kino zu locken? Und worüber schreibe ich eigentlich zum Frühlingsanfang nächste Woche?

Text: Patrick Heidmann