“Wir haben uns zwei goldene Regeln gesetzt: Du musst betrunken sein und du hast pro Aufnahme nur einen Versuch!”
Gesagt, getan. Genervt vom Perfektionszwang der heutigen Zeit setzen sich Daniel Johansson und Joakim Sveningsson in ein Studio und schaffen eine Momentaufnahme zweier charmanter, liebeskranker Quartalsalkoholiker, die sich zusammentun, um gemeinsam zu trinken, Musik zu machen und versuchen, ihre gebrochenen Herzen zu vergessen.
Jeder Fehler, jeder schiefe Ton, alles wird verewigt – ohne Erbarmen. Wem das erste Take nicht gefällt, der soll halt einen neuen Song schreiben. “Es ist wirklich schade, dass heutzutage alle Aufnahmen so makellos sein müssen”, sagt Sänger Joakim. “In den Sechzigern sind die Bands einfach zwei Tage ins Studio gegangen, haben schnell zwölf Songs aufgenommen, auf diese Art im Jahr vier Alben veröffentlicht und dann ging’s gleich wieder ab auf Tour. Großartig.”
Die beiden Stockholmer hatten aber auch wirklich einen denkbar ungünstigen Zeitpunkt erwischt, von ihren Ladies verlassen zu werden: “Im späten November wurden wir sitzen gelassen! Das ist in Schweden wirklich die fieseste Zeit, schlecht drauf und alleine zu sein, weil es sechs Monate lang kalt und dunkel ist!”, erklärt Joakim. “Was willst du da anderes tun, als zu saufen und eine Band zu gründen?”
Seien wir ehrlich, die Alternativen wären mannigfaltig, aber gut, dass die beiden den Weg gewählt haben, der zu ‘Bravo!‘ geführt hat.
Ein Überbleibsel an Galgenhumor aus dieser Zeit ist der Name, Friska Viljor, der übersetzt so viel wie “frischer Wille” bedeutet. Joakim: “Zuerst wollten wir einen Namen, der das genaue Gegenteil von dem Gefühl ausdrückt, das wir hatten, als wir das Album aufgenommen haben. Inzwischen bedeutet er für uns aber mehr, dass man aus jeder Situation das Bestmögliche machen soll.”
Das ist Friska Viljor gelungen. Auf den ersten Blick erscheint ‘Bravo!’ fast schon fröhlich: überwiegend fidele Melodien, catchy Refrains, was willst du mehr, Popper-Herz?! Doch der wahre Gemütszustand der beiden Verlassenen offenbart sich in den Texten: Sie beschreiben schlicht Leben und Scheitern aus der Sicht eines Losers. “Genau so haben wir uns gefühlt. Loser eben”, so Daniel.
Aufgenommen haben Daniel und Joakim ‘Bravo!’ so gut wie alleine, live jedoch spielen sie mit Unterstützung von Maria Lindén, Matthias Areskog, Markus Bergkvist und Ludvig Rylander.
Zu Beginn der Aufnahmen legte Joakim sich eine neue Mandoline zu, die auch für den folkigen Touch in den meisten Songs verantwortlich ist. Dazu Daniel: “Diese Folk-Elemente waren eigentlich nie beabsichtigt, das macht mehr der Sound als die eigentlichen Lines, die wir geschrieben haben. Würde man denselben Song auf einer normalen E-Gitarre spielen, würde das alles viel rockiger klingen. Außer bei ‘I Gave My Life’ – das sollte genau so klingen.”
Bleibt noch eine Frage: Was wird aus Friska Viljor, wenn die kaputten Herzen wieder gekittet und die düsteren Gedanken verflogen sind? Offenbar kein Grund zur Sorge, Daniel sieht es amüsiert: “Man könnte zur Abwechslung ja auch mal über schöne Dinge schreiben. Und außerdem gibt es – auch von Liebeskummer abgesehen – so viele Gründe, traurig zu sein. Um ehrlich zu sein, fünf neue Songs haben wir bereits aufgenommen. Wenn alles gut läuft, erscheint unsere neue Platte in Schweden bereits nächsten September!”
Text: Seraina Nyikos
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