War der erste Albumschlag ‘Everything Goes In Circles’ des Projekts um Smoke Blow-Sänger Jack Letten und den Gitarristen Guido Lucas (Scumbucket) und Thilo Schenk schon eine sympathisch programmatische evolutionäre Geschichtsstunde in Sachen Post-, Punk und Wave, so schlägt das nunmehr mit neuem Schlagwerker und Letten als fester Mikro-Instanz zur echten Band zusammengeschweißte Team auf ‘Sendung/Signale’ die Gitarren etwas zurückhaltender an – und die Brücke von The Damned über die Misfits’schen Mittelsmänner zu Joy Division zugleich nur noch gekonnter ins bundesdeutsche Hier und Jetzt.

“Nach der letzten Platte hatten wir uns schon überlegt, den Punk etwas zurückzuschrauben und etwas zu machen, wozu man besser tanzen kann. Für mich ist es eine klare Weiterentwicklung, aber man hört schon noch, dass es dieselbe Band ist”, erklärt Thilo die charismatische Klangwandlung, die auch einen gewissen Herrn Letten einmal mehr zu stimmlichen Höchstleistungen hinreißen ließ. “Es ist eine ganz große Qualität von ihm, dass er so viele Gesichter hat. Und wir bieten ihm die Möglichkeit, die auch zu zeigen. Er ist eben auch facettenreicher geworden und die neuen Stücke mit ihrem wavigeren Touch haben es ihm ermöglicht, in einer ganz anderen Richtung zu klingen”, bestätigt Thilo die einfühlsame Seite des Kollegen aus Kiel.

So findet sich auf ‘Sendung/Signale’ gleich ein ganzes Füllhorn aus einschmeichelnd schwarzen, potentiellen Wave-Pop-Punk-Hits – mit Botschaft. Denn das Oberthema der Platte ist eindeutig Kommunikation. Angefangen vom Cover in der Gestalt einer imaginären Schiffs-Signalflagge, bis hin zum Abschlussstück ‘Zählzeit’, welches eine Klangcollage in numerisch chiffrierten Agentencode darstellt, werden hier nicht nur alle Ebenen des Mitteilungsbedürfnisses ausgelotet, sondern auch Wert auf den bidirektionalen Austausch gelegt: “Es gibt auf der Platte immer wieder Stellen, an denen wir uns zurückziehen und dem Hörer quasi Zeit geben zu antworten. Auf der ersten Platte haben wir eben nur gesendet und nichts empfangen, und es ist diesmal eher eine bewusste Kommunikation, bei der der Hörer sich zwischendurch auch seine Gedanken machen kann.” Gedanken über etwaige Plagiatsvorwürfe in Richtung des zwar gerade schon wieder abebbenden, aber dennoch kurzfristig nicht von der Hand zu weisenden Booms an Neo-New-Wave, welcher von Bands wie den Editors oder Interpol bestimmt wurde, macht sich Thilo allerdings zu Recht nicht, schließlich hat er deren Scheiben bis heute noch nicht mal gehört. “Wir wollten auf keinen Fall auf einen bestimmten Zug aufspringen. Jemand, der uns das vorwirft, kann uns eigentlich nicht wirklich kennen, weil wir das alles ja schon seit längeren machen. Kämen wir aus Amerika, wären wir wahrscheinlich die großen Vorreiter.” Neben der großartigen Kraftwerk Hommage ‘Dead Radio’ ist da nämlich auch noch ein ganz anderes deutliches Signal, das Genepool mit diesem Album senden. “Wir wollen mit der Platte und dem Titel eigentlich genau dagegen ankämpfen, das immer nur über den großen oder kleinen Teich geschielt wird. Das ist doch Banane. Wir wollen klar machen, dass wir eine deutsche Band sind und erst gar nicht versuchen, wie Amis oder Engländer zu klingen – das klappt nämlich sowieso nicht.” Eine klare Botschaft. Und zugleich eine wahre. Nicht nur dafür sollte man Genepool mit ‘Sendung/Signale’ einen willkommenen Empfang bereiten.

Text: Frank Thießies

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