Eine Karriere in Hollywood gehört mittlerweile als Accessoire zu einer anständigen Rapper-Karriere wie der protzige Goldschmuck, die Magnumflasche Champagner im aufgemotzen Nobelschlitten und die Horde halbnackter Frauen im Video. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis wir auch 50 Cent auf der Leinwand treffen würden, schließlich ist er bisher noch in jeden Fußstapfen seines Mentors Eminem getreten.
Ansonsten ist vom frühen Verlust der Mutter über die Dealer-Karriere und dem Beginn der HipHop-Laufbahn bis hin zu den legendären neun Schüssen alles auf der Leinwand zu sehen, was der Mann mit dem Quadratschädel immer wieder als seine medienwirksame Biografie präsentiert hat. Eine nette, von Joy Bryant (“Honey”) gespielte Freundin gibt’s noch dazu, irgendwann sogar ein Baby und zwischendurch immer wieder eine Art Story, die vor allem aus Stress mit Freund und Feind im Drogenmilieu sowie mit der streng-besorgten Oma besteht.
Regie bei diesem Biopic führte ausgerechnet der irische Regisseur Jim Sheridan , der bisher überwiegend mit europäischer Tristesse in Filmen wie “Mein linker Fuß” und “Im Namen des Vaters” beschäftigt war und mit der New Yorker Bronx eher wenig zu tun hatte. Vielleicht liegt es daran, dass die Gangster- und Ghetto-Milieus in “Get Rich Or Die Tryin'” so aussehen, wie man sie in diversen anderen Filmen (meist glaubwürdiger) gesehen hat.
Curtis ’50 Cent’ Jackson geht in seinem Leinwanddebüt tatsächlich das ein oder andere Risiko ein: Nicht nur, dass man ihn splitterfasernackt bei einer Prügelei unter der Gefängnisdusche sieht – einmal kullert sogar ein Tränchen seine Wange herunter. Die Qualitäten eines Eminems erreicht er dabei allerdings nie, sondern beschränkt sich letztlich darauf, zwischen zwei Gesichtsausdrücken zu variieren. Auch sonst kann “Get Rich Or Die Tryin'” nie mit “8 Mile” mithalten. Weder wirkt der Film besonders authentisch oder spannend, noch funktioniert er als Musikfilm. 50s Berufung zum Rapper wird immer nur sporadisch, reichlich unmotiviert angerissen. Und wenn er dann tatsächlich mal zum Mikrofon greift, fällt immer wieder auf, was wir eigentlich auch vorher schon wussten: auch in Sachen Rap-Skills spielt 50 Cent in der zweiten Liga.
Text: Patrick Heidmann
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