Glasgow ist seit Jahren ein hervorragender Lieferant für innovative und gleichwohl unterschiedliche Musik. Mogwai, Arab Strap, Belle And Sebastian oder Idlewild sind da nur einige Bands, die nunmehr schon seit Mitte der Neunziger für Hörgenuss aus Schottland stehen. Mit dem fulminanten Erfolg von Franz Ferdinand wurde vergangenes Jahr eine weitere Truppe über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt, die immer noch auf ihren ganz großen Durchbruch wartet. Die Rede ist von den Sons And Daughters und ihrem neuen Album ‘The Repulsion Box’.
Alex Kapranos, seines Zeichens Frontmann von Franz Ferdinand, war es, der damals die Sons And Daughters allerorts als seine Lieblingsband verkaufte und deren Debüt EP ‘Love The Cup’ bei nahezu jeder Gelegenheit in den Himmel lobte. Vielleicht auch ein Grund, warum die zwei Mädels und die zwei Burschen der Sons And Daughters daraufhin wie Franz Ferdinand beim selben Label (Domino) unter Vertrag genommen wurden. Dabei sind Sängerin Adele Bethel und Schlagzeuger David Gow keine unbeschriebenen Blätter im Musikbusiness, denn beide sind auf diversen Arab Strap-Veröffentlichungen zu hören und tourten auch gemeinsam mit der Gruppe durch die Lande. Schotten halten eben zusammen. Gitarrist und Sänger Scott Paterson erklärt in diesem Kontext, was das Besondere an der heimischen Szene ist: “Das wirklich schöne an Glasgow ist, dass es von London weit entfernt ist. Du siehst dort keine A&R Menschen und auch niemanden vom NME. Die Leute gründen dort eine Band aus Spaß, in London dagegen in der Hoffnung, einen Plattenvertrag zu bekommen. In Glasgow denkt man sich, wir bekommen bestimmt keinen Vertrag, aber dafür können wir die Musik spielen, auf die wir Lust haben. Es ist alles viel entspannter und das ist wirklich toll an Glasgow.”
Weniger entspannt lassen es die Sons And Daughters hingegen auf ‘The Repulsion Box’ angehen. Überwiegend Up-Tempo Nummern, die in einer halben Stunde von Punk über Rockabilly bis hin zu Folk ein weitgefächertes Spektrum abdecken, das auf krachigen Gitarren, einem treibenden Drum-Sound und zum Mitsingen einladenden Refrains aufbaut. Lediglich zwei Wochen Aufnahmezeit bedurfte es, um ‘The Repulsion Box’ im Kasten zu haben. Aufgenommen wurde übrigens vor den Toren Kölns in den Conny Plank Studios, wo bereits so namhaften Künstler wie Kraftwerk, Devo oder Can gastierten, um ihre Musik zu konservieren. Von der deutschen Kultur hat man während des Studioaufenthaltes aus guten Gründen allerdings recht wenig mitbekommen, wie Adele sich erinnern kann: “Wir sind nie in Köln gewesen, denn wir waren während des Karnevals da. Unsere Hausköchin warnte uns davor. Sie sagte, dass es etwas zu verrückt sei. Eine Parade konnten wir aber sehen und das war eigentlich lustig. Wir waren manchmal in einer kleinen Kneipe, in der die Einheimischen waren. Sie waren echt nett zu uns und kauften uns jede Menge Drinks, Kölsch und Jägermeister. Doch, wir hatten eine wirklich gute Zeit, als wir die Platte aufnahmen.” Das hört man.
Text: Manuel Möglich
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