Schon länger hatte uns Herr Valo versprochen, mal wieder auf die härtere Tube zu drücken. Nach dem eingängig eingefahrenen ‘Dark Light’ erfolgt mit ‘Venus Doom’ nun die fällige Einlösung.
Denn hier stehen Metallica, My Dying Bride und Cathedral tatsächlich näher dran, als die noch zum Vorgänger bemühten und auch vorhandenen Bon Jovi- und U2-Referenzen. “Es rockt auf jeden Fall härter als ein paar Alben zuvor. Es ist gar nicht soweit entfernt von ‘Love Metal’, vielleicht sogar eine Weiterentwicklung davon”, weiß Ville zu berichten und liegt mit dieser Einschätzung goldrichtig, wenn auch das Härte-Heartagram diesmal ordentlich gen fettes Tiefdruckgebiet oszilliert. “Bei der letzten Platte habe ich viel auf dem Keyboard und auf Akustikgitarre geschrieben. Diesmal haben wir mehr als Band zusammen gejamt und ich habe mir die E-Gitarre geschnappt. Anfangs haben wir auch viel ohne unseren Keyboarder geprobt, weshalb dieses Instrument nun auch etwas minimalistischer zum Einsatz kommt”, erklärt Ville den Umschwung.
So offeriert ‘Venus Doom’ – neben der typisch melancholisch-melodischen Valo’schen Wohlklang-Versiertheit – nicht nur jene titelprogrammatische, sich hart schleppende und verheißungs- wie verhängnisvolle Genre-Finsternis, sondern trumpft auch mit veritabel variationsreichen Songstrukturen und -längen auf, die den Durchschnittsmaßgeeichten Single-Scout zur Verzweifelung treiben – ausgedehntere Instrumentalfreiräume inklusive. Ville versteht die latent vorhandene Tendenz zum Prog-Pop ganz pragmatisch. “Mit diesen ganzen neuen Nichtrauchergesetzten brauche ich einfach längere Gesangspausen in den Songs, damit ich draußen eine quarzen kann und so rechtzeitig zum letzten Refrain wieder zurück bin”, lacht der Kippen-König der Herzen. Dabei fehlt – nach kurzlebiger Verlobungs-Liaison mit der finnischen ‘Headbangers Ball’-Moderatorin Jonna Nygren – privat leider nur die Dame zum völligen Gewinnerblatt. Also doch ein ‘Blood On The Tracks’? Ville winkt ab. “Eher ‘Sperm On The Tracks’. Scheiße passiert eben. Ironischerweise sind viele Dinge erst tatsächlich eingetreten, nachdem ich die Songs darüber geschrieben hatte.” Glücklicherweise ist der Gothic-Robbie Williams mittlerweile wieder zu sexuellen Scherzen aufgelegt. Sogar hörbaren. ‘Venus Doom’ beinhaltet gar eine weibliche Ejakulation als kleine Klangprobe. “Ich kann aber nicht verraten, woher dieses Sample stammt. Da müsst ihr schon selbst in die Pornothek und Vergleichshörproben anstellen…” Bis zum nächsten freien Forschungssemester tut es die intensive akustische Auseinandersetzung mit der neuen HIM allerdings auch.
Text: Frank Thießies
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