“Uns kann man live zuhören, ohne sich gleich die Ohren kaputtzumachen” – hätten wir das Verletzungsrisiko auf Herman Dune Konzerten also schon mal geklärt. Leise Musik ist natürlich nicht das Einzige, was die Band aus Frankreich ausmacht. Und so richtig leise ist auch das neue Album ‘Giant‘ eigentlich gar nicht.

Eher ruhig, durchaus beruhigend, aber nie unauffällig. Als erstes gefallen die extrem schönen Melodien und der sanfte Optimismus, der darüber schwebt, ohne aufgedreht zu sein. Als nächstes fällt die ungewöhnliche Instrumentierung auf. Gitarren, Schlagzeug, natürlich, aber auch Klarinetten und Hörner. Die alle auch ins Studio zu holen, ermöglichte diesmal ein Vertrag mit einem größeren Plattenlabel. “Wir wollten unser Album so produzieren, wie wir es uns gewünscht haben: mit viel Zeit und komplett live aufgenommen“, erklärt David-Ivar Herman Dune und räumt gleichzeitig auch mit dem sich hartnäckig haltenden Mythos auf, der Lofi-Sound sei eine Art Markenzeichen der Band. “Wir konnten uns einfach nie etwas anderes leisten“, so der unter anderem für Gesang und Gitarre, aber auch für die Ukulele Zuständige.

Video I Whish That I Could See You Soon (final version)

Der Einfachheit halber haben sich alle festen Bandmitglieder den Bandnamen als Nachnamen zugelegt, den Trick kennt man ja. Wobei von diesen festen Mitgliedern nach Andrés Ausstieg nach den Aufnahmen zum Album im letzten Jahr nur noch zwei übrig sind. “Das ist schon schwierig, schließlich hat er immer die Hälfte der Songs geschrieben, aber andererseits kann ich mich jetzt komplett ausleben und nur noch meine Lieder spielen.” Und davon schreibt David immerhin mindestens eins pro Woche, auch wenn natürlich nicht jedes davon das Licht der Öffentlichkeit erblickt. Keine Angst also, trotz des Ausstiegs ist kein Ende von Herman Dune in Sicht. Auf der Bühne wird es wohl auch nicht einsam, denn genau wie im Studio, finden sich auch auf Tour eine Menge Freunde der Band zum gemeinsamen Musikmachen ein. Geprobt wird dafür nicht viel, denn alle Mitwirkenden leben verstreut über den ganzen Globus. “Aber unsere Musik muss man auch nicht so viel üben. Es geht nur um das gute Gefühl und das entsteht, wenn wir alle zusammen kommen.” Klingt hippiemäßig? Und wenn schon, schließlich überträgt sich das gute Gefühl direkt auf den Hörer und klingt gar nicht nach Hippie, eher nach Indie-Pop. Noch besser klappt diese Übertragung natürlich live. “Je mehr Leute kommen, desto interessanter wird es, weil die Menschen so unterschiedlich sind. Aber so nett große Hallen auch sein können, es gibt doch nichts besseres, als einen Club, in dem man die Leute auch sehen und mit ihnen reden kann.” Und da die Ohren nicht kaputt sind, kann das Publikum dann auch noch hören, was die Band ihnen mitzuteilen hat.

Text: Caroline Keller