Was zunächst wie ein schlechter Witz klingt entpuppt sich als
knallhart kalkulierte Rechnung die gar auch noch aufgeht. ‘Alive &
Amplified’ ist unwiderstehlich. Zugekleistert, zuckersüß und
zartschmelzend? Sicherlich, aber diese Siebziger inspirierten
Bubblegum-Hymnen sind dabei niemals klebrig, und zehren dazu noch von genügend Kredibilität und nonchalantem New Yorkertum, dass man sie mit gutem Gewissen in eine Assotiationskette Mott the Hoople, Lou Reeds ‘Transformer’ und ELO als Mods verkleidet einreihen könnte. Sammy selbst jedenfalls empfindet die klangliche Kurskorrektur seiner Band dann auch ganz pragmatisch als evolutionäre Notwendigkeit. Um Überleben zu können mussten wir uns einfach in eine andere Richtung entwickeln und etwas machen was sonst niemand macht – survival ofr the fittest„, womit er auf den erneut akuten Hives-Hype und die Nachwehen des Garagenbandtrend im allgemeinen anspielt. Vor dem Hintergrund des gewagten Experiments, der Verschmelzung von künstlerischer Eigenständigkeit mit kommerzieller Kompositionsbefruchtung, ist die Zusammenarbeit mit dem Pop-Produzententeam The Matrix dann auch eher als lehrreiche Behauptungsprobe zu werten. So ging es bei der Stippvisite in Hitsville wohl auch um den Blick über den eigenen Tellerrand. Eine nicht immer einfache Gradwanderung, wie Sammy zugibt. Ich hab mich öfter gefragt, ob wir jetzt entweder zu weit gehen uns zu weit aus dem Fenster lehnen, oder ob wir zu sehr an unserem alten Ding festhalte. Ziemlich zweischneidig. Es war teilweise ein richtiger Kampf um die Hackordnung bis wir uns dann irgendwo in der Mitte getroffen haben. Und genau das sind die Sachen auf dem Album. Wenn
es unserem Bedürfnis nach Energie, Momentum und Vibe genügt und zugleich ihrem Bedürfnis nach Pop und Zugänglichkeit, dann weiß man, dass an den Stücken was dran sein muss.„
Der ersehnte große Wurf? Man kann es ihnen nur wünschen.

Text: Frank Thießies