Eigentlich waren Taproot ja nie ein wirklich große Band. Ließen die Vorgänger ‘Gift’ (2001) und ‘Welcome’ (2002) vor allem in kommerzieller Hinsicht aufhorchen, steckte die Band musikalisch jedoch knietief im Nu-Metal-Sumpf. Auf dem neuen, bislang besten Werk, sieht es endlich auch in Sachen Musik verdammt gut aus. Dafür stecken Taproot jetzt knietief im Dispo.
Wenn man ‘Blue-Sky Research’ anhört, macht sich Erstaunen breit. Das sollen wirklich Taproot sein? Die Band, die mit altbekannten Laut/Leise-Spielchen und Riffs aus Wes Borlands-Rumpelkammer mehr als eine Million Tonträger absetzen konnte, hätte man ein derart reifes, überlegtes und zupackendes Album nicht zugetraut. Wie es aussieht, hat die Band die drei Jahre seit ‘Welcome’ tatsächlich mit Arbeit verbracht, anstatt sich auf der faulen Haut und dem Erfolg auszuruhen. Sänger und Gitarrist Stephen Richards kann dies nur bestätigen. “Nach dem Ende der letzten Tour ist die Band geschlossen nach L.A. gezogen. Und dort haben wir anderthalb Jahre nur an neuen Songs gearbeitet.” Im Laufe dieser Zeit musste mit Michael Beinhorn (Soundgarden, Ozzy Osbourne) ein Produzent gehen, um Platz für Toby Wright zu schaffen, der auch schon bei ‘Welcome’ an den Reglern saß. Bei einigen Songs des Albums hatte sogar Ex-Smashing Pumpkin Billy Corgan seine Finger im Spiel. “Mit ihm zu arbeiten war großartig. Er hat einfach alles hinterfragt und komplett neue Ideen eingebracht. Genau das haben wir gebraucht!” Zwei Produzenten, prominente Hilfe und Studiozeiten, von denen Nachwuchsbands nur träumen können – billig war das bestimmt nicht. “Das kann man wohl sagen!”, stimmt der Sänger lachend zu. “Genauer gesagt haben wir bei unserem Label einen mächtigen Schuldenberg angehäuft. Whatever! Die Mühen habe sich gelohnt und wir sind mehr als stolz auf das Ergebnis!” Zu Recht. ‘Blue-Sky Research’ ist zeitloser Rock mit Breitwandmelodien und wuchtiger Heavyness. Taproot sind somit der lebende Beweis, dass man auch in einem gesättigten Markt mit Mut und Ideen eindrucksvoll Akzente setzen kann.
Text: Martin Schmidt
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