Was für ein Medienauflauf. Obwohl das Kaiser Chiefs Album ‘Employment’ schon seit April via Import zu erhalten ist, bricht das Interesse an dieser Band nicht ab. Heute werden sie im Vorprogramm von U2 im Berliner Olympiastadion ihr Bestes geben. Aber aufgeregt sind Sänger Ricky Wilson und Songwriter wie auch Drummer Nick Hodgson nicht. Live 8 liegt hinter ihnen und steif und fest behaupten sie, dass über 1,5 Million Zuschauer in Philadelphia anwesend gewesen sind. Aha. Glauben wir es mal und wenden uns lieber ihrem erstaunlichen Album ‘Employment’ zu.

Während eine Band wie Bloc Party Anfang des Jahres noch ein einfaches Spiel hatte, so muss eine Band wie die Kaiser Chiefs um so härter unter Beweis stellen, was in ihnen steckt. Was sie so Besonders macht. Zu viele gute Bands auf einmal erscheinen derzeit an der Oberfläche und dass bei dieser Schwemme die ein oder andere Band auf der Strecke bleibt, ist leider nicht vermeidbar. Aber Hey! Eigentlich muss man sich bei den Kaiser Chirefs keine Sorgen machen. Das ist eine Konsensband. Pubbesucher und Fußballhooligans reihen sich mit Brit-Pop-Scheitelträgern in eine Reihe und lieben diese Band.

Woran das liegt? Vielleicht an der Bühnenpräsenz. Wenn man den Vergleich anstrebt, dann erinnern die großen Gesten von Ricky Wilson an Jarvis Cocker. Halt bloß nicht ganz so schwul. Wenn er durch die Luft wirbelt wie ein aufgebrachter Lemming und im Absprung sein blondes Haupthaar schüttelt, dann erscheint ein junger Damon Albarn vor einem. Bloß ohne Alex an seiner Seite, der zu guten Zeiten Kette rauchend pro Gig bestimmt zwei Packungen Malboro zu Asche verarbeitet hat. Und da wären wir auch schon bei den Referenzpunkten.

Während all die anderen im Augenblick den Punk-Wave-Geistern wie Wire, XTC oder auch Gang Of Four Tribut zollen, so liegt der Fokus bei den Kaiser Chiefs woanders. Siexties-Pop vereint sich mit Brit-Pop, und ‘Employment’ ist näher am Esprit von Blurs ‘Parklife’ dran als manch anderer Tonträger zuvor. Manche gehen sogar soweit und ziehen Madness als Vergleich heran. Was für ein Vergleich, mag der eine oder andere jetzt denken. Aber Obacht. Auch in dieser Aussage steckt ein Funken Wahrheit. Ins Rennen hat sich die Band aus Leeds mit der Single ‘Oh My God’ geschickt, gefolgt von ‘Everyday I Love You Less And Less’. Kraftvoller Pop mit infantil anmutenden Synthie-Attacken, der durch ‘NaNaNaNaNas’ und ‘LaLaLaLaLas’ unterstützt wird und sich aber sowas von all den anderen Bands unterscheidet. Gradlinig sind die Kaiser Chiefs  bei langem nicht. Auch leise Piano-Passagen kommen zum Einsatz, während das Tamburin den Hörer sanft auf ruhige Stücke wie ‘Born To Be A Dancer’ vorbereitet.

Ruhig geben sich Ricky Wilson und Nick Hodgson heute nicht. Während Sänger Ricky auf dem Bett lümmelt, zieht Nick die coole Nummer durch. Gegönnt sei es ihm. Mit ihrem ‘Employment’ weisen sie eine Hitdichte vor, nach der manch andere Band sich sehnt. Ohne viel Schnörkel, sondern lieber geradeaus mit Melodienreichtum gibt man sich dem Moment hin. Hinter den Reglern stand Stephen Street, der schon Pate stand für The Smith und eben auch Blur: “Die gute Sache an Stephen Street ist, dass wir alle wissen, was für Platten er zuvor gemacht hat. Wir wollten nicht wie Blur oder The Smith klingen. Wir wussten aber, dass er sehr gute Arbeit leistet.”

Und bei solch einer Hitdichte braucht man auch keine ausgeklügelte Marketingstrategie mehr, um sein Album zu positionieren. Was leider einige Personen den Kaiser Chiefs nicht abnehmen und insbesondere Nick Hodgson bitter aufstößt: “Unserer Erfolg ist organisch. Er ist nicht erzwungen. Viele Leute denken, dass eine riesige Marketingmaschinerie hinter uns steht. Wir sind aber einfach nur gut. Wenn du gut bist, dann brauchst du kein Marketing. Das große Geheimnis sind gute Songs.”

Text: Tanja Hellmig