Ein wenig standen Klee immer im Schatten von verkaufsmäßig erfolgreicheren deutschen Kollegen wie Wir Sind Helden, Juli oder 2raumwohnung. Ihre melancholisch-süßen Songs kennt man trotzdem: vom Bundesvision-Songcontest, aus Film (“Wahrheit oder Pflicht”) und Werbung (Aktion Mensch). Und so sind Suzie Kerstgens, Sten Servaes und Tom Deininger herangewachsen zum vielleicht schönsten Glücksbringer der deutschen Popmusik. Nach “Unverwundbar” und “Jelängerjelieber” sind auf Album Nummer 3, “Zwischen Himmel und Erde”, so gut wie gar keine elektronischen Beats mehr zu hören, nur noch handgemachte Musik. Grund genug mal bei Sängerin Suzie nachzufragen, warum…


Elektropop ist bei Euch ja gar nicht mehr angesagt, oder?
Nee, der ist wirklich ganz, ganz, ganz weit in den Hintergrund getreten.

Warum? Wolltet Ihr bewusst andere Hörer ansprechen?
Es fühlte sich für uns so einfach besser an. Alleine im letzten Jahr haben wir 120 oder 150 Konzerte gespielt, und dadurch hatten wir irgendwie mehr Lust auf organische Instrumente und nicht auf technischen Frickelsound. Außerdem liegen unsere Wurzeln ja in der handgemachten Musik. Schon als wir damals – noch unter dem Namen Ralley – angefangen haben, Musik zu machen, war das eher klassischer Gitarrenpop. Als wir dann so aus der Bahn geworfen wurden [Die Band hatte damals einen schweren Autounfall, den die drei nur knapp überlebten. Anm. d. R.], und als Klee neu angefangen haben, musste einfach eine Veränderung sein. Deswegen hatte das erste Klee-Album sehr viel mit elektronischen Sounds zu tun. Da hatten wir damals richtig Bock drauf. Das ist dann mit der Zeit aber immer mehr in den Hintergrund geraten, und wir verstehen uns ganz klar als klassische Popband.


Trotzdem scheint das ja ein genereller Trend zu sein, den auch andere Bands wie Paula gehen. Und in den Charts findet man momentan auch eher Gitarren.
Vor einigen Jahren war diese Elektro-Geschichte einfach ein Novum. Dass wirklich jeder solche Sound selbst machen konnte, im Studio oder sogar zu Hause, fing ja tatsächlich damals erst an. Deswegen war es total neu und spannend, so zu arbeiten. Mittlerweile haben sich viele vielleicht einfach weiterentwickelt und sind den nächsten Schritt gegangen. Als Rückschritt würde ich das aber nicht bezeichnen, selbst wenn Bands wie Paula oder auch wir im Ursprung eigentlich schon eher aus der Rock-Pop-Ecke kamen. Und sicher ist das keine bewusste, strategische Entscheidung oder eine Anbiederung an einen Trend.


Aber man achtet schon darauf, was die Kollegen und Konkurrenten so machen?
Natürlich nimmt man das wahr. Schließlich geht man ja mit offenen Augen und Ohren durch die Welt und ist interessiert an allem was musikalisch so passiert. Sei es in Deutschland, Europa oder auf der ganzen Welt. Das können die elenden Charts genau so sein wie eine Entdeckung aus dem Underground. Außerdem kennt man sich ja in Deutschland irgendwie untereinander und begegnet sich immer mal wieder. So etwas wie Konkurrenzgefühle habe ich da bisher aber eigentlich nicht entwickelt. Jeder hat seine Idee von dem, was er da macht, und das ist so spezifisch und individuell, dass man sich eigentlich nicht in Quere kommt. Viel mehr ist es sogar befruchtend und ganz schön, wenn man das alles nebeneinander mitbekommt und gemeinsam die Popkultur in Deutschland ein bisschen bunter macht.


Man ärgert sich also kein bisschen, wenn beispielsweise Juli drei Singles nacheinander in den Top Ten platzieren, man selber aber nicht?
Ich sehe da eigentlich gar keine Vergleichspunkte. Juli ist für mich etwas völlig anderes als Klee, die machen ganz andere Musik mit ganz anderen Inhalten, deshalb kann ich mich da irgendwie nicht drüber ärgern. Ich ärgere mich ja auch nicht darüber, dass Phil Collins Nummer Eins ist. Oder Robbie Williams. Ist doch schön für die, aber mit uns hat das einfach nichts zu tun.

Apropos ärgern: Was ist eigentlich euer Erfolgsrezept, dass ihr euch auch nach zehn Jahren gemeinsamen Musikmachens nicht auf die Nerven geht.
Ich glaube, es ist ganz hilfreich, dass wir auch schon befreundet waren, bevor wir zusammen Musik gemacht haben. Die beiden Jungs kennen sich ja sogar noch aus dem Kindergarten. Man ist immer schon so eng gewesen, dass uns nichts auseinander bringen kann. Außerdem ist die Musik für uns nicht nur ein Beruf, sondern wir leben auch so miteinander. Ob wir zusammen Fußball gucken oder zusammen Musik machen, wir verstehen uns einfach gut. Das ist viel mehr als nur Proben und auf die Bühne und danach geht man wieder getrennter Wege, weil der Job erledigt ist. Bei uns ist das eine 24 Stunden-Angelegenheit. Wir gehen in die gleichen Kneipen und Cafés und sind einfach gerne zusammen. Natürlich gibt es auch mal Phasen, in denen man genervt ist und seine Ruhe haben will, aber diese Freiräume hat auch jeder. Es ist bei uns einfach alles sehr zwanglos, um das Erfolgsgeheimnis mal auf den Punkt zu bringen.