Licht und Schatten stehen bereits als Worte für das Gute und das Schlechte, für Hell und Dunkel, für Erleuchtung und Unverständnis. Dabei sind Licht und Schatten in der Praxis gar keine Antagonisten, sondern zwei Protagonisten, die sich gegenseitig brauchen, um ein Spannungsfeld zu kreieren – um die Kunst von Josephine Sagna, Stefanie Thiele und anderen ins rechte Licht zu setzen, für Menschen der Nacht, die sich in Pandemiezeiten immer häufiger ein neues Licht suchen mussten, und für jene, die Licht und Schatten gekonnt arrangieren, um ein Bild für einen Social-Media-Post zu kreieren.

Lichtplanung und Lichtkonzeption – was ist das eigentlich?

Lichtkonzeption und Lichtplanung sind die Basis dafür, um ein Objekt oder eine Person ins rechte Licht zu setzen. Dabei steht nicht etwa ausschließlich die persönliche Empfindung im Fokus. Stattdessen fußt eine versierte Lichtkonzeption auf Berechnungen und dem gekonnten Einsatz der wichtigsten Kennwerte. Um zu verstehen, was Lichtplanung bedeutet, verraten die Planer von Getlight, wie sie vorgehen:

  1. Im ersten Schritt geht es um die Bedarfsanalyse. Bedarf und Nutzung des Raumes werden festgestellt und dokumentiert. Rein technisch betrachtet geht es dabei um Werte wie die Beleuchtungsstärke, die Lichtfarbe und Wiedergabe im Raum sowie um geeignete Leuchtmittel.
  2. Die technischen Daten ermöglichen eine Berechnung des Beleuchtungsniveaus und der Lichtwirkung. Die Planer setzen dabei auf Lichtberechnungen und CAD-Simulationen, um Technik, Theorie und Best Practice zu verbinden.
  3. Geht es um die komplette Neuausrichtung eines Raumes, eines Ateliers oder einer Brain-Storming-Area im Betrieb, ist die Zusammenarbeit mit einem Architekten denkbar. Besonders modern sind Planungen, die auf einer Architekturbeleuchtung inkl. LED-Technik beruhen.

Nach der technisch fundierten Planungsleistung in der Theorie, die in der Auswahl der Leuchten endet, ist die Arbeit der Lichtplaner noch lange nicht zu Ende. Wirtschaftlichkeitsberechnungen, die Anschaffungs- und Betriebskosten berücksichtigen, sowie Lieferung, Montage, Einweisung und Betreuung der Lichtanlage gehören zum Portfolio der Lichtplaner und machen den Unterschied zu einem bloßen Lichtkauf.

Warum braucht es eigentlich eine Lichtplanung?

Licht und Schatten sorgen für Emotionen. Das bedeutet für ein gemütliches Zuhause: Nur wenn die Lichtplanung stimmig ist, erhält das Wohnzimmer Wohlfühlflair und das Büro eine motivierende Beleuchtung. Doch was bedeuten die technischen Werte eigentlich für Ateliers und Co.?

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Eine Ausleuchtung ist dort vor allem aus zwei Gründen nötig: Zum einen ist das Tageslicht nicht rund um die Uhr verfügbar. Da die Arbeitszeit jedoch nicht zwingend dann enden muss, wenn das Tageslicht als Lichtquelle versiegt, ist eine künstliche Beleuchtung Pflicht. Zum anderen kann das Alter der Mitarbeiter eine ganz unterschiedliche Beleuchtung erfordern, denn das Sehvermögen ändert sich. Um die Sehschärfe zu erhalten, steigt der relative Lichtbedarf mit dem Alter stark an. Die Kontrastempfindlichkeit hingegen sinkt erst deutlich später. Arbeitsbereiche oder auch Galerien deswegen über die Maßen auszuleuchten, wäre hingegen eine schlechte Option, denn auch die Blendempfindlichkeit steigt mit zunehmendem Alter, heißt es seitens der DGUV, der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. 

Durchdacht zu arrangieren sind in Arbeitsbereichen, aber auch in Arealen mit Publikumsverkehr, wie etwa in Ausstellungsräumen, diese Lichtwerte:

  • Die Beleuchtungsstärke, die in Lux angegeben wird, gibt es in einer Range zwischen 100 und 1.500 lx. Wichtig ist eine gleichmäßige Ausleuchtung des Bereichs je nach den Anforderungen. Müssen feine Montage- oder Kontrollarbeiten durchgeführt werden, wird eine Beleuchtungsstärke von 750 lx empfohlen. Höchst präzise Arbeiten, wie sie etwa ein Uhrmacher ausführt, brauchen eine Beleuchtungsstärke von 1.500 lx.
  • Die Farbwiedergabe sollte so gewählt werden, dass Objekte und Personen wirklichkeitsgetreu und natürlich wirken. Ein besonders großer Stellenwert kommt der Farbwiedergabe des Lichtes immer dann zu, wenn es auf die Farbe ankommt – also beispielsweise in der Textilbranche, aber auch im Nahrungsmittelbereich und natürlich in der Kunst. Als Maßeinheit dient die Farbtemperatur, die in Kelvin angegeben wird. Ein neutraler Farbbereich in „Neutralweiß“ wird mit einer Farbtemperatur zwischen 3.300 und 5.000 Kelvin erreicht. Unter diesen Werten wird die Farbtemperatur als „Warmweiß“ beschrieben; darüber als „Tageslichtweiß“. Jedem Farbbereich kann eine Wirkung zugeordnet werden. Eine warmweiße Beleuchtung, wie sie beispielsweise von Glühlampen bekannt ist, hat einen hohen Rotanteil und sorgt für eine gemütliche Atmosphäre im Raum. Neutralweißes Licht lässt den Raum sachlich wirken. Der hohe Blauanteil bei einer Raumausleuchtung in Tageslichtweiß wird in der Regel als kühl und technisch empfunden. 

Und was ist mit der Schattenseite?

Die kann gekonnt eingesetzt werden, um Raumbereiche aus dem Fokus zu nehmen. Eine diffuse Beleuchtung würde beispielsweise helle Bereiche auch hell erhalten. Es gibt – je nach Anordnung der Objekte im Raum – nur wenig Schlagschatten. Das Pendant, um vergleichsweise viele Schatten zu erzeugen, wäre eine harte Beleuchtung durch eine große Anzahl an starken Lichtquellen, die punktuell wirken. Großflächige Direktstrahler sorgen für nur wenig starke Schatten – und eine dementsprechend gute Ausleuchtung.