Irgendwie schaffen es Jimmy Eat World, immer wieder das Gleiche zu machen, ohne dabei langweilig zu werden. Und das seit 14 Jahren und auf sechs Studioalben. Allein das reiht die vier Jungs aus Mesa, Arizona, in die Reihe der ganz großen Rock-Bands dieser Tage ein.
Rock-Band – stimmt das überhaupt? War da nicht was mit Emo? “Nein, wir sind eine Rock-Band, die gitarrenlastige Rock’n’Roll-Musik spielt, basta”, erklärt Bassmensch Rick Burch unmissverständlich. “Mit dem Begriff Emo haben uns nur Presse und Internetseiten in Verbindung gebracht, weil es bequem für sie war. Doch dieser Begriff beschreibt die Musik als Ganzes, jede Musik hat Emotionen. Eminem macht Emo-Musik, Mariah Carey auch. Elton John – emotionale Musik. Dito für die Rolling Stones!” Und Gitarrist Tom Linton ergänzt: “War doch damals mit den Grunge-Bands Anfang der Neunziger nicht anders. Plötzlich waren alle Grunge – das ist so einfach, so bequem.” Gut, wenn sie unbedingt wollen, dann sind Jimmy Eat World eben eine Rock-Band.
Nach ziemlich genau dreijähriger Schaffenspause melden sich Linton, Burch, Adkins und Lind mit dem wie zu erwarten überraschungsfreien “Chase This Light” zurück. Könnte man fast schon religiöse deuten, diesen Titel, doch damit läge man gründlich falsch. “Hat nichts mit Religion zu tun”, bestätigt Linton, “ist einfach nur der Name eines Songs und wir dachten, dass das ein guter Titel wäre”. Etwas tiefgründiger hätte man es sicher gerne gehabt, doch auch Interviews sind keine Wunschkonzerte. Dennoch nachgehakt – wie stehen die Jimmys zu Religion? “Viele Religionen haben sich in Gier verloren und sind schädlicher, als dass sie nützen. Versuch’ einfach nur, ein guter Mensch und nett zu deinem Nächsten zu sein. Mach’ was du willst, solange du niemandem damit schadest”, bringt es Burch agnostisch auf den Punkt.
Und da es über das neue Werk sonst nicht viel zu sagen gibt, außer, dass es erfreulich grundsolide Jimmy-Eat-World-Hausmannskost serviert, kann man vielleicht mal dem Geheimnis auf den Grund gehen, wie das dezent apathisch anmutende Künstlerkollektiv auch diesmal wieder jede Menge eingängiger Rock-Hymnen hat kreieren können. “Es kommt darauf an, die wahre Bestimmung der einzelnen Stücke zu finden. Jeder Song hat eine eigene Persönlichkeit, und wenn du etwas aus ihm machen willst, das er nicht ist, geht das schief. Manchmal muss man verschiedene Sachen ausprobieren, bis es ‘klick!’ macht und du denkst ‘Das ist es!'”, beschreibt Linton das Jimmy-Erfolgsprinzip. Und vielleicht, vielleicht haben Jimmy Eat World noch nie so oft und schnell ‘klick!’ gemacht wie auf “Chase This Light“.
Benjamin Foitzik
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