Jingo De Lunch verfolgen einen mutigen Plan. Sie wollen ins neue Jahrtausend retten, was bereits in den 80ern nur mittelmäßig funktioniert hat. Bewaffnet mit Karottenhose und Langhaar-Frise, jaulend-kratzender Frauenstimme und In-die-Fresse-Gitarren ziehen sie aus, uns das Fürchten zu lehren. Denn das beherrschen die Damen und Herren von der Es-geht-immer-lauter-Front auch nach dem Millennium noch hervorragend.
Alles auf Anfang: Im April 1987 tun sich eine kanadische Göre und diverse Punk-Musiker in der deutschen Hauptstadt zusammen, um mächtig Krawall zu machen. Das kann man aufgrund der lautstarken musikalischen Referenzen in den Hardcore-Combos Combat Not Conform und Manson Youth sowieso am besten. Schnell wird der Titel „Deutschlands unbestrittener Newcomer Nr.1 des Jahres“ eingeheimst. „Jingo De Lunch füllen Clubs und vereinen auseinander entwickelte Punk-, Core- und Sonstwie-Richtungen, die bisher als unvereinbar galten“, lobhymnet das Spex-Magazin Soweit, so laut.
In nur sieben Tagen spielt das Dauerwellen-Quintett sein erstes Album „Perpetnum Mobile“ ein. „Es ist angenehm in seiner frischen Stumpfheit“, bewertet Gitarrist Tom Schwoll das Erstlingswerk. Als Gewinner eines renommierten Berliner Nachwuchspreises und Support diverser Kultbands wie Ramones, Bad Brains, Motörhead oder den Toten Hosen scheint es allem Anschein nach ganz gut zu klimpern in der Musi-WG-Spardose. Umso überraschender platzt die Bombe, als Gitarrist Tom Schwoll nach vier Alben 1994 zu Extrabreit wechselt und der Rest der Band zwei Jahre später seine Auflösung bekannt gibt.
Zehn Lenzen lang widmen sich die Musiker diversen anderen Projekten. Sängerin Yvonne Ducksworth flüchtet kurzerhand über den großen Teich und Drummer Steve Hahn heuert als Roadie bei den Hosen an. Quasi zum zehnjährigen Nichtbestehen beschenkt sich die Combo selbst mit einer Comebacktour durch Italien und die Bundesrepublik. 2007 folgt mit “The Independent Years” Platte Numero Sechs: Eine Kompilation neu aufgelegter alter Punk-Metal-Schinken. Nur die Haare sind geschnibbelt. Man muss ja mit der Zeit gehen!
Jingo De Lunch sind:
Yvonne Ducksworth – Gesang
Tom Schwoll – Gitarre (bis 1994/seit 2006)
Joseph Ehrensberger – Gitarre (bis Dezember 2007)
Henning Menke – Bass
Steve Hahn – Drums
Tico Zamora – Gitarre (bei Live-Auftritten seit 2008)
Alben:
1987 Perpetuum Mobile
1989 Axe To Grind
1990 Underdog
1991 B.Y.E
1994 Deja Voodoo
2007 The Independent Years
2010 Land of the Free-ks
Jennifer Beck
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