Der Titel für seine neue CD stand schon fest, bevor der Pariser Elektro-Experimentierer Joakim mit der Produktion fertig war. Folglich hat er sich strikt an sein Konzept gehalten und in bester Frankenstein-Tradition einige ‘Monsters & Silly Songs’ erschaffen. “Der Titel war so eine Art Anleitung für mich. Deshalb fügte ich später die vier Monster-Interludes ein, um gewisse Lücken zu schließen und dem Ganzen eher ein Konzept zu geben. Ich habe mich schon immer für Monster und mysteriöse Sachen interessiert. Vermutlich habe ich deshalb mein vorheriges Album ‘Fantomes’ genannt.”

Dazu passt, was er für seine Plattenhüllen selber gerne malt: Mal aufgerissene Münder auf abgerissenen Händen, mal Skelette mit Sprechblasen wie “All these drawings… what a stupid idea!” Dass so was sensible Gemüter etwas verwirren könnte, ist dabei einkalkuliert. Die gleiche Reaktion wünscht sich Joakim auch für seine Lieder. “Verwirrung ist doch eine ganz gute Sache, damit sich Dinge entwickeln und zwar nicht auf dem einfachen Weg, sondern durch eine kritische Auseinandersetzung. Heutzutage ist die Welt doch sehr durchstrukturiert. Deshalb möchte ich den Geist der Hörer für neue Ideen öffnen. Ich bekomme deshalb auch lieber eine ablehnende Reaktion als gar keine!”

Genauso wichtig wie die klangliche Umsetzung seiner Ideen ist Joakim eben auch die optische. Den Spruch, dass ein Buch nicht nach dem Umschlag beurteilt werden soll, findet er daher bei Platten eher unpassend. “Wenn ich eine weitere künstlerische Ebene da einbringen kann, mache ich das gerne. Das gibt dem Ganzen noch eine andere Perspektive auf die Musik! Diesmal habe ich zudem mit einem Programm gearbeitet, das die Klänge als Bilder wiedergab. Diese Grafiken habe ich auch ins Booklet gepackt.”

Ihm gefällt dabei, dass die Bilder ähnlich (un-)kalkulierbar sind wie seine musikalischen Produktionen. Wer nach dem Hören der Single ‘Lonely Hearts’ ein nettes Pop-Album erwartet, wird nämlich bei jedem Stück aufs Neue überrascht. Da kann ‘Love-Me-2’ schon mal locker die Länge von fast neun Minuten erreichen, Nicolas Ker von Poni Hoax über die melancholischen Piano-Klänge von ‘Palo Alto’ singen und das von Guillaume Teyssier geschriebene ‘Rocket Pearl’ erst düster los rocken, um dann beschwingt weiter zu laufen und schließlich in einem klopfenden Beat-Gewitter aufzugehen. “Eigentlich ist es immer ein bisschen so wie bei Frankenstein, wenn ich Musik mache. Am Anfang weiß ich auch nie, wo das alles hinführt. Ich habe immer nur einen Wust an Ideen, bevor ich mich Schritt für Schritt ans Album wage. Erst ganz am Schluss siehst du, was du erschaffen hast. Aber dann unterliegt es auch nicht mehr deiner Kontrolle!”

Dabei möchte Joakim schon, dass die vereinzelt eingesetzten Texte nicht nur als Begleitung zur Musik laufen, sondern durchaus auch etwas transportieren. “Das Stück ‘Lonely Hearts’ ist zum Beispiel eher nostalgisch und beschäftigt sich mit den kindlichen Erinnerungen, die wir immer mehr verlieren. Andere Songs handeln eher davon, dass du dich selbst verlierst. Texte schreiben ist allerdings noch etwas Neues für mich, deshalb denke ich, dass ich da noch einiges lernen muss. Denn besonders gut gefallen mir Texte von Songwritern wie Hank Williams, die eine richtige Geschichte erzählen, die einen berührt!

Text: Holger Köhler

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