Der Wirbel hat sich ein bisschen gelegt, in das Leben der Mitglieder der wichtigsten Band der Nullerjahre ist ein kleines Stück Normalität zurückgekehrt. Während sich die Hype-Karawane an den Maximo Parks, Kaizer Chiefs und Arctic Monkeys dieser Welt geweidet hat, haben die Strokes beinahe ein ganzes Jahr konzentriert und abgeschieden an ihrem dritten Album gearbeitet. Mit “First Impressions Of Earth” wollen sie all jenen Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen, die ihnen zuletzt künstlerische Stagnation vorwarfen. Wie ernst Julian Casablancas, Nicolai Fraiture, Nick Valensi, Fabrizio Moretti und Albert Hammond Jr. dieses Anliegen ist, zeigt nicht zuletzt die dieser Tage stattfindende Welt-Promo-Tour, die die New Yorker über 14 Stationen einmal um die ganze Welt führt.
Wir treffen die Band am Tag nach ihrem Konzert in der Berliner Maria, welches ausschließlich glückliche Gesichter hinterlassen hatte. Die Strokes spielten sich während des für ihre Verhältnisse ungewöhnlich langen Sets von einer Stunde und 20 Minuten in einen wahren Rausch, das Publikum – neben Adam Green und Fab Morettis Herzensdame Drew Barrymore noch etwa 800 weitere Leute – reagierte begeistert, auch auf die noch unbekannten neuen Songs.
Der Interviewtag mit Julian verläuft hingegen nicht ganz so harmonisch. Zwar von sanfter Wesensart und äußerst freundlich, treibt der Strokes-Vordenker durch seine freigeistigen Intermezzi nicht nur dem Promoter mehr als einmal den Schweiß auf die Stirn. Mal will Julian spontan ein Buch lesen, dann wieder muss er vor unserem Gespräch auf einmal dringend telefonieren. Kaum hat er mich begrüßt, ist er mit einem treuherzigen “I’ll be with you in a minute, urgent phone call, you know?” auch schon wieder verschwunden. Auch im anschließenden Gespräch tummelt sich Casablancas mit Vorliebe auf Nebenschauplätzen und in Alltagsgesprächen. Wann immer sich die Gelegenheit bietet, nicht über Musik zu sprechen – Julian nutzt sie. Böse kann man dem 27-Jährigen aber nicht sein. Dafür ist er viel zu nett. Und ich werde mich demnächst mal etwas genauer in meiner Ahnenreihe umsehen. Wer weiß, vielleicht habe ich ja dänische Vorfahren…
Gestern beim Konzert in der Berliner Maria wirkte euer Auftritt sehr spontan. Fast so, als hättet ihr auf Zuruf entschieden, was gespielt wird. Hattet ihr keine Setlist?
Wir hatten schon eine Setlist. Selbst die spontansten Bands gehen nicht ohne Setlist auf die Bühne. Ab und zu brüllt jemand aus dem Publikum einen Titel, den wir dann spielen, aber sonst ist das Meiste geplant.
Hin und wieder habt ihr aber doch die Köpfe zusammengesteckt bevor ihr weitergespielt habt, oder?
Ach das meinst du. Das war wegen Adam Green. Er hatte sich einen Song von uns gewünscht, den wir zuerst nicht spielen wollten. Wir haben uns dann kurz beraten und uns entschieden, ihm den Gefallen zu tun.
Dann war Adam Green also gestern tatsächlich im Publikum?
Ja, er hat sich die letzten zwei Tage in meinem Hotelzimmer einquartiert. Wir hatten allerdings ein zusätzliches Bett (lacht). Wir sind gut befreundet mit Adam.
Bis zu diesem Zeitpunkt ist Julian leicht abwesend und folgt dem Gespräch nicht so, wie man sich das wünscht, da er in einer alten Ausgabe eines Musikmagazins mit einer damaligen Strokes-Titelgeschichte blättert. Mit einem wehmütigen Glanz in den Augen blickt er schließlich hoch:
Hah, those where the good old days!
Vermisst du die alten Zeiten manchmal?
Nicht unbedingt. Das war damals und jetzt ist jetzt, das ist schon okay so. Ich mag es aber hin und wieder einmal innezuhalten und mir einen kleinen Schnappschuss aus der Vergangenheit anzugucken, mich zu erinnern.
Zumal die letzten paar Jahre ja vermutlich besonders schnell an euch vorbeigezogen sind und es kaum einmal Gelegenheit gegeben haben dürfte innezuhalten, ist es nicht so?
Komischerweise nicht. Mir ist es jedenfalls nicht schneller vorgekommen als andere Jahre meines Lebens.
Ihr seid quasi aus dem Nichts zu den Rettern des Rocks ausgerufen und dann von vielen Kritikern ebenso abrupt wieder fallen gelassen worden. Haben die teilweise nicht mehr ganz so euphorischen oder sogar schlechten Kritiken zu “Room On Fire”, eurem zweiten Album, dich eigentlich verärgert?
Ach weißt du, daran kann ich doch sowieso nichts ändern. Ärgern würden mich schlechte Kritiken, wenn ich fände, sie seien berechtigt.
Und, waren sie das?
Ein bisschen schon. Zumindest habe ich bei manchen verstanden, was sie meinen. Hätte ich die Platte ein bisschen besser aufnehmen können? Hätte ich hier und da ein paar Sachen anders machen sollen? Ja, ich glaube schon. Aber damals habe ich es nun einmal genau so gemacht und jetzt lässt sich die Uhr sowieso nicht mehr zurückdrehen. Also, was soll’s!
Das perfekte Album nimmt man ja ohnehin nie auf, oder?
Ja, das stimmt wahrscheinlich, obwohl sich das neue wenigstens im Moment für mich so anfühlt. Aber natürlich ist es genau das, Perfektion zu erreichen, was mich antreibt, was ich erreichen will! Vor einigen Tagen sagte jemand im Interview, unsere neue Platte sei zu perfekt. Was soll das denn bitteschön bedeuten? Wie kann etwas zu perfekt sein? Es geht nicht um Style oder Image – es geht darum, musikalisch alles richtig zu machen. Und da bin ich ganz nah dran, das spüre ich.
Nach Meinung vieler wart ihr sogar schon an diesem Punkt – mit “Is This It”, dem Debüt. Damals habt ihr in einer knappen halben Stunde eigentlich alles gesagt. Das neue Werk ist nun deutlich länger als seine Vorgänger und auch die einzelnen Songs überschreiten bisweilen gar die Vier-Minuten-Marke. Man tut was man tut, über solche Dinge denken wir nicht nach – es gibt keinen Plan. Es hat sich eben so ergeben, dass die ersten Platten kürzer waren. Und nun sind es halt 20 Minuten mehr als sonst. Es hat sich einfach richtig angefühlt, in dieser Form war die Platte für uns rund.
Inwiefern hat sich euer Verhältnis untereinander durch diese irrwitzigen letzten Jahre im Auge des Sturms geändert?
Gar nicht so sehr wie man vielleicht meinen sollte. Gut, wir sind älter geworden, haben uns weiterentwickelt. Es gibt verschiedene Ebenen: Wir lachen immer noch viel zusammen und machen irgendwelchen Scheiß. Anderseits tragen wir natürlich mehr Verantwortung als ganz früher. Insgesamt kann man wohl sagen: Es ist anders, aber doch dasselbe. Ich hoffe jedenfalls, dass wir immer gute Freunde bleiben – egal, was passiert.
“First Impressions Of Earth” klingt anders als seine Vorgänger. Es ist in Teilen das Album, das viele Kritiker von euch schon gerne nach dem ersten gehört hätten, da es eine musikalische Weiterentwicklung dokumentiert, die auf “Room On Fire” so nicht stattgefunden hat.
Was meinst du, sorry?
Nun, dass das neue Album anders klingt als seine Vorgänger, und ob diese Veränderung gewollt war…
Nun, wir hatten einen anderen Produzenten. Er hat uns geholfen, den Sound, der uns vorschwebte, zu realisieren, und… Bist du eigentlich Däne?
Was? Nein, wieso?
Wegen der Zigaretten (zeigt auf die auf dem Tisch liegende Schachtel ‘Prince Denmark’)?
Nein, ich bin Deutscher, diese Zigaretten kriegt man auch hier.
Aber du bist nicht aus Berlin, oder?
Ich bin nicht hier geboren, lebe aber schon sehr lange hier. Warum willst du das wissen?
Dein Akzent klingt in meinen Ohren ganz anders als der der meisten Deutschen, die ich bisher getroffen habe. Er erinnert mich an den meiner Mutter, einer Dänin. Hast du vielleicht irgendwo anders Englisch gelernt?
Ehrlich gesagt nicht. Ich bin in Aachen aufgewachsen, das liegt in Westdeutschland, und habe dort ebenso Englisch gelernt wie die meisten Leute auch: Schule, Songtexte, Gespräche mit englischsprachigen Bekannten – solche Sachen. Wenn du aus dem Westen kommst, ist das nicht gleich an der Grenze zu Holland?
Ja, das stimmt – Aachen liegt direkt an der holländischen Grenze. Und?
Da haben wir die Erklärung! Daher kommt dein weicher Akzent. Die meisten Holländer haben nämlich fast gar keinen Akzent, wenn sie Englisch sprechen.
Das liegt vielleicht daran, dass dort die Filme nicht synchronisiert werden. Hier bei uns wird alles übersetzt, während in Holland schon die Kinder originalsprachige Filme sehen können und so sehr früh an die Sprache herangeführt werden.
Ich glaube, dass ist nicht die ganze Erklärung. Meine Theorie ist, dass das US-Englisch eine Mischung aus UK-Englisch und Holländisch ist. New York war immerhin einst eine holländische Kolonie. Im Prinzip haben also alle New Yorker einen holländischen Akzent wodurch ich mich immer zuhause fühle, wenn ich in Holland bin.
Für mich klang Holländisch immer eher wie eine Mischung aus Deutsch und Englisch.
Das kann auch gut sein! Einigen wir uns darauf: Holländisch ist Deutsch mit englischem Akzent, okay?
Interessanter Ansatz, leider drückt die Zeit. Zurück zum Album also. Du hast es schon angesprochen: “First Impressions Of Earth” ist das erste Album, das ihr nicht komplett mit eurem bisherigen Stamm-Produzenten Gordon Raphael aufgenommen habt sondern mit dem Hit-Produzenten David Khane. Wie ist es dazu gekommen?
Es ist einfach so gut mit David gelaufen. Das heißt nicht, dass es mit Raphael nicht gelaufen wäre – auch mit ihm kommen wir sehr gut klar. Es war uns aber wichtig, einen wirklich deutlich wahrnehmbaren Schritt in unserer Entwicklung zu tun. Wir wollten ausschließen, dass die Leute diesen Songs nur wegen des Sounds keine Chance geben, nach dem Motto: Ah, schon wieder dieser Strokes-Sound, nein danke! David war mit unglaublicher Hingabe bei der Sache, während Raphael mehr mit so einer lockeren ‘Mal-sehen-was-passiert-Attitüde’ an die Arbeit ging. Ich habe das an ihm eigentlich immer gemocht – die mysteriöse, entspannt-freakige Relaxtheit, die er ausstrahlt. Nun aber war es Zeit für etwas anderes.
Er war also ein klassischer Fall von been there, done that?
Ja, schon. Zunächst hatten wir sogar geplant, die Platte mit beiden zusammen aufzunehmen, aber ihre Persönlichkeiten haben nicht harmoniert. David ist der technisch versierte Produzenten-Typ und Raphael lässt sich mehr von Eingebungen treiben – das hat nicht gepasst. Und irgendwann war Gordon dann auf einmal raus aus der Sache, das hat sich irgendwie ergeben.
Drei Songs habt ihr immerhin mit Raphael aufgenommen, richtig?
Genau.
Hat es denn zwischen euch und Raphael, dem Erfinder des Strokes-Sounds, wegen der Trennung böses Blut gegeben?
Ich weiß es gar nicht so genau. Ich muss ihn unbedingt anrufen, bevor all diese Interviews veröffentlicht werden, die wir gerade geben. Eigentlich dachte ich, dass es keine Probleme gäbe. Aber dann traf ich ihn vor einiger Zeit auf der Straße und das war schon etwas seltsam. Wahrscheinlich ist er enttäuscht von uns – und das kann ich sogar verstehen. Er hatte unsere Zusage, die Platte zu machen, und dann war er auf einmal raus – das ist schon enttäuschend. Ich hoffe aber sehr, dass das keinen dauerhaften Keil zwischen uns treibt. Ich schätze ihn sehr, als Mensch und Produzent.
Er lebt jetzt in Berlin, oder?
Ja, ich glaube schon. Ich muss ihn unbedingt anrufen.
Einmal mehr stammt das Gros der Songs des neuen Albums aus deiner Feder – auch wenn hier und da erstmals die Credits geteilt werden. Wie läuft das eigentlich bei euch, arbeitest du alles komplett aus und erzählst den anderen dann was sie zu spielen haben?
Nicht dieses Mal. Ich habe versucht, die Ideen so reduziert wie möglich zu präsentieren. In der Vergangenheit kam es durchaus vor, dass ich sämtliche Parts vorher komplett ausgearbeitet habe. Diesmal jedoch habe mich so weit wie möglich raus gehalten. Gut, hier und da hatte ich einen Drum-Beat oder eine Basslinie, im Wesentlichen aber habe ich es den Jungs überlassen, was sie aus den Songs machen – und ich denke, es hat funktioniert.
Es klingt auch sehr nach einer Band-Platte, so als hättet ihr eine Menge gejammt.
Klar, wir probieren eine Menge. Im Endeffekt kann ich dir aber gar nicht genau erklären, wie unsere Songs entstehen.
Ist der Titel der Platte – “First Impressions Of Earth” – einfach nur ein Titel, oder repräsentiert die Platte tatsächlich deine Sicht auf die Welt?
Durchaus. Ich denke, die Welt, in der wir leben, ist melancholisch und schrecklich, aber gleichzeitig auch sehr schön – und so ist auch die Platte.
Es macht den Anschein, dass euer Image und die Art, wie ihr wahrgenommen werdet, sehr wichtig für euch sind. Nehmt ihr Einfluss auf alle die Band betreffenden Bereiche?
Nein, das ist sowieso unmöglich. Wir machen eine Menge Fotosessions, wo die Fotografen einfach reinkommen und machen, was sie wollen. Und sie suchen ja dann auch die Fotos aus, die sie verwenden. Wir verbinden mit unserer Kleidung und unserem Auftreten keinerlei Aussage, es geht nicht darum, ein Statement abzugeben. Wir tragen einfach nur die Art von Kleidung, von der wir denken, dass sie gut zu uns passt – wie die meisten Leute. Abgesehen natürlich von jenen, die froh sind, wenn sie überhaupt etwas zum Anziehen haben. Ansonsten – hey, es sind nur Klamotten, die moderne Version eines Kartoffelsacks (lacht).
Das ist natürlich sehr sympathisch, was du da sagst. Trotzdem kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass ihr viel Wert auf einen gewissen Style legt. Nicht zuletzt auch gestern wieder auf der Bühne – der Nebel, das Licht von hinten. Das wirkt alles sehr einheitlich, man hat das Gefühl, dass ihr euch darüber Gedanken macht.
Klar machen wir uns Gedanken. Was das Licht betrifft, so gefallen mir einfach keine grellen Spots, kein gleißendes Licht in meinem Gesicht. Ich mag die Bühnenbeleuchtung etwas, nun ja: old fashioned, und das mit den Spots von hinten habe ich mir ehrlich gesagt bei The Mooney Suzuki abgeguckt. Ich sah sie vor einiger Zeit live und die Optik hat mich weggeblasen – ich konnte fast nichts auf der Bühne erkennen, das war beeindruckend mysteriös. So müssen sich die Leute gefühlt haben, die in den Sixties als Erste die Rock-Musik entdeckt haben. Das funktioniert aber nur in den kleinen Clubs, in großen Hallen kannst du sowas nicht machen. Du siehst, wir beschäftigen uns schon mit solchen Dingen. Und ja: Wo wir die Möglichkeit dazu haben, nehmen wir auch Einfluss. Wir halten aber nicht ständig Meetings ab und machen keinen großen Aufriss. Wenn einem ein Foto nicht gefällt, wird eben ein anderes genommen, keine große Sache. Aber es läuft nicht so wie bei Creed oder so. Manche Bands haben richtige Anweisungen für Fotografen: Nur im Halbprofil, nicht zuviel Licht – so was ist affig!
Nun seid ihr ja gerade auf dieser großen Promo-Tour etwas länger in den Städten, in denen ihr spielt, als auf einer normalen Tour. Habt ihr da vielleicht zwischen Interviews und Konzert auch mal die Zeit, euch ein bisschen umzusehen?
Ja, auf jeden Fall. Wir hatten überall Zeit in der Gegend rumzulaufen, und es war fantastisch. Ich weiß, dass das hier (gemeint ist der Potsdamer Platz in Berlin) eine etwas seltsame, künstlich geschaffene Umgebung ist, die nichts mit Berlin zu tun hat. Aber trotzdem ist das echt abgefahren – besonders der Weihnachtsmarkt da unten, das ist weird stuff man! Generell genieße ich es sehr, auf so einer Tour einfach mal für zehn Minuten normal zu sein. Auch wenn wir natürlich nie zu den wirklich interessanten Plätzen kommen, da wir uns in den ganzen Städten nicht richtig auskennen und dafür die Zeit dann doch nicht reicht. Richtig auskundschaften können wir unsere Umgebung also nicht. Die Leute vom Hotel kannst du ohnehin nicht fragen, wo man hingehen kann – die haben eh keine Ahnung.
Im Video zu “Juicebox”, der ersten Single des neuen Albums, nehmt ihr auf sympathisch-selbstironische Weise die Tatsache auf die Schippe, dass ihr kaum Erfolg in eurer US-amerikanischen Heimat habt. Nehmt ihr das tatsächlich so auf die leichte Schulter?
Es ist ja nicht so, dass wir dort gar keinen Erfolg haben. Ich denke, für amerikanische Verhältnisse befinden wir uns ein bisschen im musikalischen Niemandsland. Sieh dir an, was bei uns läuft: HipHop, Pop und wenn Rock, dann schlechter Hard-Rock und andere komische Sachen. Die Musikindustrie in Amerika ist so ein riesiger verwobener Apparat – ein gigantisches Corporate-Netzwerk, in das sie dir nicht so leicht Eintritt gewähren. In Europa hat man als Indie-Band im weitesten Sinne deutlich bessere Karten. Hier kann man eine Menge aus eigener Kraft schaffen, in Amerika kommt es nur darauf an, wie viel Geld du in die Sache steckst. Mit fünf Millionen Dollar im Rücken geht da so einiges. Wir haben es mit guter Musik, Presse-Aufmerksamkeit und vielen Konzerten zu einem gewissen Bekanntheitsgrad gebracht, mehr geht nur mit Geld. Ich hoffe, dass unsere Plattenfirma uns mit der neuen Platte vielleicht ein bisschen mehr Vertrauen schenkt als bisher.
Erfolg ist euch also schon wichtig?
Nun, Bestätigung ist einfach wichtig bei allen Dingen, die man in seinem Leben macht. Ob für dich als Person oder für die Dinge, die du tust. Ich halte auch nichts von dieser angeblichen Indie-Credibilität, die es zu bewahren gilt. Wo man angeblich nicht mehr cool ist, wenn einen mehr Leute mögen als diese kleine, überschaubare Szene. Das habe ich immer schon anders gesehen. Ich wollte immer, dass meine Lieblingsbands – Guided By Voices, Velvet Underground – so groß werden wie die Stones, das war immer mein Traum. Und natürlich möchten auch wir mit unserer Musik so viele Leute wie möglich erreichen.
Für eine Menge Leute habt ihr ja die ‘gute Musik’ zurück auf die Agenda gebracht. Von Franz Ferdinand bis jetzt zu beispielsweise den Arctic Monkeys hätte es eine Menge der neuen Bands gar nicht gegeben.
Ich habe die Arctic Monkeys gesehen, sie sind fantastisch! Diese Jungs sind zwar noch verdammt jung aber sie haben den absoluten Durchblick – das ist die Band zurzeit. Ich muss aber noch mal auf deinen Akzent zu sprechen kommen. Du erinnerst mich wirklich an meine Mutter – das ist eine gute Sache.
Vielleicht habe ich ja dänische Vorfahren, von denen ich noch nichts wusste.
Wahrscheinlich ist der Akzent, den man in der Gegend spricht, aus der du kommst, vom Dänischen beeinflusst, kann das sein?
Eher nicht. Aber im Rheinland wird schon ein weicheres Deutsch gesprochen als hier in Berlin, wo die preußische Tradition in der Sprache fortlebt – vielleicht ist das der Grund.
Siehst du, wie du das jetzt ausgesprochen hast, das würde kein Deutscher so machen! Jedenfalls keiner, den ich bislang getroffen habe. Hat mich auf jeden Fall sehr gefreut, dich kennen zu lernen. Und du musst gleich unbedingt noch auf den Weihnachtsmarkt hier unten gehen – der ist echt skurril!
Text: Torsten Groß
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