Für viel Aufsehen haben die Jungs um Daniel letztes Jahr mit ihrer Platte gesorgt. Nicht immer wohlwollend sind die Kritiker mit dem Debütalbum “Viel Zu Stürmisch, Viel Zu Laut” umgegangen. Jetzt erst recht, dachten sich die vier Kölner. Und so kommt keine zwölf Monate später der Nachfolger “Kurz Vor Malmö” in die Läden. Sänger und Gitarist Daniel Roth stand uns deswegen Rede und Antwort.

Zur Erinnernung
Mark und Peer schalteten eine Anzeige im dem Stadtmagazin “Kölner”: “Junger Mann zum Mitreisen gesucht. Damals habe ich noch gar nicht in Köln gelebt. Dann ging alles ziemlich schnell: Erste Probe, erster Gig. Den Deal mit Motor hatten wir schon nach einem halben Jahr. Ich habe nicht vorgehabt, Musiker zu werden. Ich habe Songs geschrieben, wie man halt Songs schreibt, um Sachen zu verarbeiten. Die Musik als zusätzliche Kunst zum Malen und Theaterspielen. Das ist dann immer mehr gewachsen und es gab immer mehr
Reflektionsfläche.”

Das Label Motor
Wir haben per Post ganz klassisch ein Demo hingeschickt. Petra Husemann hat uns dann angerufen und uns auf ein Showcase eingeladen. Sie kam zum Soundcheck rein, hat eine halbe Stunde zugeschaut, ist gegangen und meinte: “Das fand ich gut”, und das war es dann. Motor ist schon ein spezieller Laden, das kann auch schwierig sein, weil es nicht ganz so stringent ist, was die da tun. Man wird auch gerne in eine falsche Schublade gesteckt, aber das hat man bei einer Major-Plattenfirma auch. Ein großer Vorteil ist, dass man mit den Leuten befreundet ist. Das ist auf Dauer gesünder. Sie haben uns beim Aufnehmen der Platte auch nie Vorschriften gemacht oder reingeredet.

Die erste Platte
Für die Zeit finde ich die Platte gut, aber man hat zu viel Promo gemacht, die Sache gepusht. Das hätte die Platte nicht benötigt. Mir wäre es lieber gewesen: Platte gemacht, Schluss. Rückblickend ging es zu schnell.

Die Presse
Ich habe mir alles durchgelesen, und unter den Artikeln waren fünf, die einem weh tun, weil sie persönlich werden. Aber so was habe ich auch in dem neuen Album verarbeitet.

Die neue Platte –  Nur ein Jahr später
Wir waren heiß, und es ist nicht unmöglich, innerhalb eines Jahres eine neue Platte aufzunehmen. Wir haben unsere Lebensstile geändert, ich habe meine Ausbildung an der Schauspielschule abgebrochen, um mich zu 100% auf die Band zu konzentrieren.

Der Vorwurf, zu verkopfte Texte zu machen
Aus diesem Grund habe ich das Germanistikstudium beendet, weil es mir zu verkopft war. Meine Texte sind nicht verkopft. Das ist die Kunst, den großen Bogen zu schlagen zwischen emotionalen, aber keinesfalls zu plumpen Texten. Man muss aufpassen, dass man nicht pathetisch wird. Wenn man Shakespeare gelesen hat, dann ist einem nichts mehr heilig. Aber da bin ich mit dem neuen Album ein bisschen weiter weggekommen.

Der Unterschied zwischen Musik und Schauspielerei
Du kannst ganzheitlich arbeiten und der Hauptunterschied ist, dass du du selbst bist, du musst keine Rolle spielen. Meine Texte sind demnach auch alle autobiographisch.

Mitgliederwechsel in der Band
Unser alter Bassist Volker ist aus gesundheitlichen Gründen ausgestiegen. Es war ein stressiges Jahr. Wir waren 120 Tage unterwegs. Er hat angefangen, Schmerzen zu kriegen. Ich wohne in einer Fünfer-WG und der tauchte da plötzlich auf, nur zwei Tage nach dem Ausstieg Volkers und konnte alle Lieder auf Anhieb perfekt spielen.

Songwriting
Das ist immer intuitiv, so muss man an Songs rangehen, die müssen aus dem Moment raus kommen, das ist dann wie ein Geschenk. Wenn man konstruiert, wird das nichts, du kannst im Proberaum konstruieren. Ich bringe ein grobes Konstrukt mit, das dann meist völlig verändert wird. Du willst an die Extreme von Songs herankommen, wie schaffst du es den Song so zu machen, dass er eine Unbedingtheit kriegt. Wie bei Tomte, dieses: Der Song und nicht anders. Das ist dann Arbeit, aber der Anfangsprozess ist immer intuitiv.

Die Schattenseiten des Musikerlebens
Das Schwierige sind die Übergänge. Es ist chwierig, von einer Tour nach Hause zu kommen. Besonders bei Konzerten, wo gerade 3.000 Leute waren und dann sitzt du zu Hause in deinem kleinen Zimmer, morgens um 5.00 Uhr, weil du noch Heim gefahren bist, um das Hotel zu sparen, und hast Bier getrunken und kannst auf keinen Fall schlafen, obwohl du müde bist. Das dauert dann zwei Tage, wieder aufs Normallevel zu kommen und das ist Arbeit, sich da hinzusetzen und runterzukommen. Aber auch schöne Arbeit, weil du immer was
lernst.

Die Zusammenarbeit mit Suzie von Klee
Wir haben eine Tour zusammen gespielt, die sind Kölner und wir treffen die ab und zu. Das war dann spontan. Der Song stand schon, dann haben wir sie angerufen und sie kam vorbei mit ihrer riesengroßen Brille.

Lieblingssong der Platte
“Millionen Fragen” find immer schön zu hören. Aber ich habe bestimmt fünf Lieblingssongs auf dem Album.

Unterschiede zum Prozess der erste Platte
Das war komplett anders, ich habe das gemacht, was mir gesagt wurde. Ich habe mich 500 Mal mehr mit der Platte beschäftigt, da ist jedes Wort umgedreht worden von verschiedensten Leuten. Die Platte ist ganz woanders für mich, die ist einfach intuitiv gemacht worden. Ich kann es nachvollziehen, was ich da gedacht habe. Das ist jetzt auch der Fall, nur ist es auf einer bewussten Arbeit geschehen. Das erste Album wurde
geschrieben und die Reflektionsarbeit kam anschließend. Jetzt war es alles vorher. Die Platte wäre nicht das, ohne das erste Album. Das ist für mich spannendste zu beobachten, wie Prozesse bei Bands zwischen zwei Alben an eben diesen herauszuhören sind. Da kann man bei Dorfdisko viel sehen, egal ob man es gut oder schlecht findet, ist es spannend.

Musikalische Sozialisation
Nirvana waren sehr wichtig für mich. Ich habe meine Haare so wachsen lassen, mich so gekleidet und hing auch so in den Seilen wie Kurt Cobain. Dann kam Rio Reiser, der mich mit seiner unverbindlichen und rotzigen Art dazu gebracht hat, Musik zu machen.

Malmö
Ich fahre nach Malmö, wenn die Platte rauskommt. Ich war noch nie da. Dann wird die nächste Platte geschrieben, so muss es sein: Die neue Platte fange ich an, in Malmö zu schreiben.

Drei Adjektive zu fünf Songs von Dorfdisko
“Wir kommen um uns auszuleben”
Mutig
Bestimmt
Momentan

“Die Anderen”
Aggressiv
Fordernd
Sauer

“Fest zusammen”
Freundschaftlich
Liebevoll
Bestimmt

“Millionen Fragen”
Tough
Radikal
Poppig

“Kurz vor Malmö”
Glücklich
Verträumt
Sommerlich