Manchmal kann man Musik schlecht in Worte fassen. Immer dann, wenn sie Gefühle erzeugt, kommt man ins Stottern und muss überlegen wie viel man preisgibt vom eigenen Inneren um zu beschreiben, was man hört. Martin&James sind so ein Phänomen. Der großen Tradition der Singer-Songwriter verschrieben, packen die zwei Schotten kleine und große Geschichten in wunderbare Melodien, die mitten ins Gefühlszentrum treffen.

Die eigene Geschichte beginnt 1997. Durch Freunde begegnen sich Martin und James, damals gerade mal 14 und 15 Jahre alt, erstmals beim Abhängen und bevor sie sich versehen, haben die beiden nur noch ein Thema: Led Zeppelin. Später gesellen sich noch andere Bands hinzu, bei Musik als Thema bleiben die beiden Jungen vehement. Da ist es nur eine Frage der Zeit bis man zusammen in einer Band spielt. Die heißt erst Indifference, und altersgerecht eher punkig, unterzieht sich später eine Metamorphose und wird zu The Sleeping Prophets. Nachdem James einen Ton-Technik-Kurs absolviert hat, nehmen The Sleeping Prophets ein Album auf, was hauptsächlich vom Verwandten- und Bekanntenkreis gekauft wird. Irgendwann, die Pubertät geht ihrem Ende zu, werden die Proben und Gigs mit den Sleeping Prophets weniger und weniger bis die Band im Nirvana des Erwachsenwerdens verschwindet.

James steigt in der Band seines Vaters ein, Martin versucht sich in einigen anderen Bands und spielt hier und da als Session-Musiker. Keiner der beiden Jungen gibt den Traum von der Musik vollständig auf, doch sollen sie erst 2005 wieder zusammen auf der Bühne stehen.

Nachdem sich James’ Vater die Hand gebrochen hat, braucht seine Band einen Gitarristen, der ohne Umwege in Martin gefunden wird. Der leckt Blut und belebt zusammen mit James die Sleeping Prophets, diesmal als Bwana Devil, wieder. Sie verschicken eine handvoll Demos und sieh da, die A&R-Belegschaft von Polydor wird aufmerksam. Wie es der Zufall so will, verletzt sich gerade am Abend eines wichtigen Gigs, eine Abgesandte von Polydor ist zugegen, der Bassist die Hand. Aus der Not wird eine Tugend und die Jungs spielen ihr Set akustisch. Womit keiner der beiden rechnete: Polydor verliebt sich den den Sound der beiden. Eine Entscheidung muss her. Band oder Duo. Unsicher über die Zukunft, hören die Schotten auf Live-Shows zu spielen, bis irgendwann auch der Drummer die Band verlässt. Ab da wird es einfacher. Man spielt Akustik-Sets und findet sich nach und nach in der Rolle des Duos zurecht.

Im Sommer 2008 führt der Weg nach Berlin. Dort nehmen sie ihr erstes Album auf, das die über Jahre hinweg gereiften kompositorischen Fähigkeiten von Martin&James erstmals in Albumformat festhält. Iron & Wine, Simon & Garfunkel, sie alle könnten Pate gestanden haben für die verletzlichen Akustiksongs und man beginnt sich zu fragen, wie lange es wohl dauern mag, bis das Duo den Machern von Grey’s Anatomy auffällt. In den Soundtrack passen würden sie ohne Zweifel.

Martin&James sind:
Martin Kelly – Gitarre, Gesang
James O’Neill – Gitarre, Gesang

Anna-Christin Voigt