Was lange wärt, wird gut. Ein Sprichwort, dass leider viel zu oft fehl verwendet wird (man denke nur an den Axel Rose Hokuspokus „Chinese Democracy“), bei Mellow Mark aber genau ins Schwarze trifft. Schon seit 1994 mit der Musikmacherei beschäftigt, erscheint erst neun Jahre später das Debüt-Album „Sturm“. Aber ganz von vorn:

Am 23.5.1974 wird Mark Schlumberger im beschaulichen Bayreuth geboren. Mit fünfzehn begreift er, dass für ihn nur eine Karriere als Musiker in Frage kommt, zu groß ist die Diskrepanz zwischen der eigenen und gesellschaftlichen Weltanschauung. Er kann sich nicht an die bürgerlichen Normen anpassen, wird schnell zum Schwarzen Schaf: „Ich habe mit 15 angefangen Musik zu machen und wollte auch nie etwas anderes machen. Außerdem hatte ich Schwierigkeiten in der Schule. Ich hatte irgendwie das Image des schwarzen Schafes und ich wurde es nicht los. In der zwölften Klasse hatte ich dann genug und habe mich ganz der Musik gewidmet. Ich hatte also praktisch gar keine andere Wahl.”

Mit zwanzig wird aus Mark Schlumberger Mellow Mark, drei Jahre später aus Bayreuth die Hansestadt Hamburg. Sesshaft wird er dennoch nicht. Sein zu Hause ist allein die Welt. So zieht er mal als Straßen-Musiker durch die Lande, mal stehen gewöhnliche Bühnen-Gigs mit DJ und Co-Rapper auf den Programm. Im Oktober 2002 zieht er gar mit der Saian Supa Crew durch ganz Deutschland. Zeitgleich bringt er seine EP “Revolution” auf den Markt. Den Höhepunkt 2002 allerdings stellen die 22 Gigs mit Gentleman, einem seiner größten Vorbilder, dar. Zusammen mit ihm bereist Mellow verschiedene Länder und Kulturen: „Wir haben auf Kuba gespielt, wir spielen in Russland im Herbst, wir versuchen, die Welt zu sehen und mit der Band rumzureisen, als musikalischer Botschafter zu fahren, um die Welt kennen zu lernen und nicht nur aus der Zeitung darüber zu lesen.“ Lohn des Fleißes war der Gewinn des Radio-Nachwuchspreises des ECHO. Als er die Auszeichnung in Empfang nimmt, stellt Mellow verblüfft fest: „Das war ein Online-Voting, da haben dann Leute gestimmt, die nicht wollten, dass Ben oder Yvonne Catterfeld gewinnen. Das ist ein gutes Zeichen für Leute, die online voten”.

Die Veröffentlichung der Single “Weltweit” läuft dagegen alles andere als reibungslos. Die Ereignisse des elften Septembers veranlassen Mellow, den Song lediglich via Internet zu veröffentlichen. „Ich habe ihn auf unsere Aktivisten-Website www.freedom-of-speech.info gestellt. Das ist ein Diskussionsforum, wo Menschen über das politische Geschehen und die Meinungsfreiheit diskutieren. Ich habe die Website ins Leben gerufen, als Bush gesagt hat: ‘Wer nicht für uns ist, der ist gegen uns’, eine erschreckend undemokratische Aussage.“ Nur eines, von vielen Projekten, die der bekennende Globalisierungsgegner betreut.

2003 wird das Debüt-Album „Sturm“ vie Wea (Warner) releast. Ein Jahr später erscheint bereits der Nachfolger „Das 5te Element“. Beides sind Hip Hop-Soul-Reggae-Platten, in denen der Multiinstrumentalist gekonnt soziale und gesellschaftliche Missstände anprangert, politische Entscheidungen in Frage stellt und zur „Revolution“ aufruft. Auf die Frage ob er sich vorstellen könne, in der Politik zu arbeiten, antwortet er verneinend: „Ich bin halt kein Politiker, ich möchte nicht sagen, ich habe die Lösung für die Probleme der Welt. Ich bin Musiker!” Und Nomade. So ist der Sänger in der Zeit viel auf Reisen. Unter anderem spielt er in Russland, Griechenland und findet zwischendurch die Große Liebe. (Die Ehe mit der Kubanerin zerbricht jedoch wieder.) Zusätzlich erhält Mellow von den Machern der German Reggae Awards den Preis für das beste Reggae-Album.

Im Jahr 2007 erscheint das vierte Album „Metropolis“. Gekennzeichnet durch den gefundenen Seelenfrieden Mellows (die Dreadlocks sind ab!!!) ist es eine eher mäßige Weiterentwicklung zu den Vorgänger-Alben. Zu hören gibt es Bewährtes: ruhige, Roots-inspirierte Songs, ohne große Überraschungen. Eine Tour steht auch an.

Hans Erdmann