Dass sich Synthie-Pop und andere Achtziger-Mitbringsel wieder ins Bewusstsein der Musiker geschlichen haben, empfinden viele oft als schlimmen modischen Fehltritt. Doch einmal abgesehen von all den szene-elitären Machenschaften einiger Bekleidungsfirmen – wer hat das The Killers-Debüt im vergangen Jahr nicht bis zum Kollaps gefeiert? Elektronische Verschnörkelungen lassen auch hier zu Lande den ein oder anderen Künstler wieder aufblühen, gar erst entstehen. Im Interview mit Barbara Morgenstern erfahren wir, wie trotz all der Erscheinungen drum herum, getragene Kleider zeitlos bleiben, und ihr neues Album ‘The Grass Is Always Greener’ ein so schönes Stück Elektro-Torte wurde.
Barbara Morgenstern, steht der Name auch in deinem Pass?
Ja, das ist mein wirklicher Name!
Deine neue Platte “The Grass Is Always Greener” lebt einerseits von wunderbaren Klavier-Harmonien, dann aber auch wieder von alles umschlingender Elektronik. Wie müssen wir uns die Einflüsse vorstellen?
Also, früher habe ich ganz viel Bauhaus, Joy Division oder New Order gehört. Und die Sympathie für Elektronik von New Order, gemischt mit dieser Frauenseite um Kate Bush, Joni Mitchell und Laurie Anderson, haben mich über die Jahre durchaus geprägt. Mein letztes besuchtes Konzert liegt allerdings schon recht lange zurück – Paula in Berlin.
Kritiker sagen, Bands wie Rosenstolz sollten endlich in höhere deutsche Pop-Ligen aufgenommen werden, seien sie doch genauso viel Schlager wie Wir Sind Helden. Wie viel Schlager bist du?
Null Prozent, ich habe mit Schlager nicht viel am Hut! Zudem glaube ich, dass es ein ziemlich einfaches Hilfsmittel ist, etwas schöngeistigere Sachen, gerade deutsche Sachen, Schlager zu nennen. Ich empfinde das nicht so. Und meine eigene Harmonik ist viel zu kompliziert, meine Texte zu verschachtelt, als dass das Schlager sein könnte.
Was ist die Philosophie der neuen Platte?
Es dreht sich viel um meine Welttournee und den damit verbundenen Gefühlen. “The Grass Is Always Greener” ist ja eher negativ gemeint – überall, wo ich nicht bin, ist es immer besser. Meine Erfahrung ist, dass dies nicht stimmt. Man sollte doch zufrieden sein, mit dem, was man hat, auch genug davon bekommen und das Schöne darin sehen können!
Stücke wie “Das Schöne Einheitsbild” glänzen allein durch Piano und Gesang. Braucht man da noch viele Effekte?
Ich mag es einfach total gerne, wenn viel passiert. Manchen Leuten ist’s am Ende etwas zu voll, doch gerade, wenn alles etwas verschwimmt, habe ich es noch lieber.
Das Goethe Institut hat Dich 2003/ 04 zusammen mit Maximilian Wecker auf Welttournee geschickt. Hört man in Shanghai auch gerne deutschen Elektro?
Viele fragen sich ja heute, ob man elektronische Musik überhaupt noch machen darf. Die frühen Neunziger sind vorbei, und die Leute aus der Ecke versinken im Selbstmitleid. Wir schreiben aber nach wie vor persönliche Stücke und machen Musik, die Spaß bringt. Man war auf der Tour schon ein wenig als deutsches Kulturgut unterwegs, aber wir durften sein, wie wir sind, was ungemein entlastend war. Viel zu viel, in viel zu kurzer Zeit, aber trotzdem eine wahnsinnig tolle Geschichte. Die Leute haben getanzt!
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