Vor vier Jahren gingen die Beginner erstmals jeder für sich eigene Wege. DJ Mad war hinter diversen Plattenspielern zu finden, Eißfeldt aka Eizi Eiz aka Jan Delay suchte auf ‘Searching For The Jan Soul Rebels’ nach neuen Impulsen im Reggae und Denyo lud in die ‘Minidisco’ ein. All die so gemachten Erfahrungen vereinten sie dann gemeinsam wieder auf ‘Blast Action Heroes’ und landeten damit auf der Nr. 1 in den Charts! Nach diesem grandiosen Erfolg und dem damit verbundenen Rummel brauchten die drei aber auch wieder etwas Zeit für sich. Denyo meldet sich nun als Erster aus der Auszeit zurück und gewährt mit ‘The Denyos’ (Buback) einen tieferen Einblick in seine Person, als es bei den Beginnern möglich wäre!
“Bei den Beginnern ist der Fokus ja nicht zu 100% bei mir, sondern er ist ja auf uns als Band aufgeteilt. Ich gebe vielleicht jetzt nicht mehr von mir preis in den Texten, aber dadurch, dass es einfach doppelt so viele Texte von mir sind als bei den Beginnern, ist auf der CD mehr Denyo drauf, du bekommst mehr Denyo präsentiert und da steckt mehr Denyo drin”, beschreibt der Hamburger Rapper den Unterschied zwischen seinem Alleingang und der Arbeitsgemeinschaft bei den Beginnern.
Beim Produzieren wollte sich Denyo so vollkommen auf die eigene CD konzentrieren, dass er anfangs selbst den Brothers Keepers aus Zeitgründen eine Absage erteilte und eigentlich gar nichts zum zweiten Werk ‘Am I My Brother’s Keeper?’ beitragen wollte. Doch dann konnte Tone bei der Allstar-Single ‘Bereit’ nicht mitmachen. Da er aber seinen Part stark mit D-Flame abgestimmt hatte, brauchten Brothers Keepers jemanden, der das kompensieren konnte. So war Denyo wieder im Boot und entschloss sich sogar dazu, noch was mit Joachim Deutschland zu produzieren. “Wir haben da ein Ding namens ‘So Gerne’ gemacht, das total krank ist. Deswegen wollte ich dann gleich noch eines machen, das etwas mehr mit der Album-Thematik zu tun hat. ‘So Gerne’ war trotzdem wichtig, weil ich ja wusste, dass die CD insgesamt wieder ernster sein würde. Als Joachim mit dem Refrain ankam, fragte ich mich aber zuerst auch, was das mit Brothers Keepers zu tun hat. Zum Glück habe ich was gefunden, was dazu passte.”
Zu Joachims Idee mit der Zeile “Ich will dich so gerne/ so gerne verführen.” entwickelte Denyo eine Story, bei der er sich im Club in das falsche Mädchen verguckt: “Ich trau meinen Augen nicht,/ wie als wenn ich zuviel intus hätte./ So sinnlos. Echt, ne?/ Ich bin verliebt in ‘ne Skinprolette!” Bei ‘Some Brain In The Storm’ dagegen wird Denyo sehr persönlich und erzählt viel über seine familiäre Geschichte. “In dem Stück erzähle ich ein bisschen von mir und woher ich komme. Nicht jeder weiß ja, dass mein Stiefvater Iraker ist und so was. Ich weiß, was multikulti ist und kann das den Leuten ja ruhig mal erzählen. Damit die Leute mal erahnen, was geht!”
Auch im Refrain weist er darauf hin, dass es nicht auf die Hautfarbe ankommt – wenn es um gute Musik geht: “Der Beat von ‘nem Whitey./ Der Rap von ‘nem Browney./ Süchtig wie Alkis nach dem neuen Sounds, die…!” Produziert hat das Stück der noch unbekannte Mark Moerchen, dem Denyo aber gerne eine Chance geben wollte. “Das ist so ein Hamburger Freak, der sehr viele Beats macht. Er bastelt die jetzt schon seit Jahren, ist aber noch nicht so etabliert. Das ist einfach ein Newcomer, den ich mal pushen wollte.”
Auch bei ‘The Denyos’ hat er sich wieder auf ein kleines Team von Leuten verlassen, die das Ganze beeinflusst haben. Sehr stolz ist er darauf, dass Tropf und Dynamite, die damals die Dynamite-Deluxe-Produktionen für Samy gemacht haben, ihm einen Beat zusammen gebaut haben. “Tropf hat auch viel bei den Arrangements mitgemischt und ist daher so eine Art Co-Produzent für mein Album. Dann hat Jan noch das ‘Intro’ gesprochen und Mad die Cuts gemacht, u.a. bei ‘Hart Aber Izzo’. Das hat er sehr geil gemacht, da er das ‘hart, aber…’ von irgendeiner alten Deutschrap-Band genommen hat und das ganz cool mit dem ‘Izzo’ von Jay-Z zusammengescratcht hat. In dem Stück geht es übrigens darum, den Kopf hochzuhalten – egal, was passiert.”
Insgesamt setzt Denyo bei ‘The Denyos’ hauptsächlich auf die positiven Momente im Leben. Die intimeren und ruhigeren Geschichten hat er bewusst ausgeklammert. Was aber nichts macht, da er ja auch schon über seinen Alltag in ‘Bei Nacht’ erzählte, das er mit Eiz und Mad für ‘Threeshot – HipHop Kingz’ von J-Luv aufgenommen hat. “Wir haben einen melancholischeren, deeperen Track gemacht, da wir den Eindruck hatten, dass J-Luv mit den anderen viel Party- und Club-Zeug produziert hat. Der Beat hat uns einfach zu dem Thema inspiriert. Weil wir uns auch abends zum Arbeiten getroffen haben, bin ich auf die Idee mit den Nachtmenschen gekommen. Ich habe einfach erzählt, wie mein Leben momentan aussieht. Und Jan hat das auf seine Art und Weise getan. Was ich sehr schön fand, denn er hat tolle Bilder dafür verwendet, mit dem Fahrrad durch die ruhende Stadt zu fahren. Persönlich für mich finde ich auch diesen Widerspruch interessant, einerseits ein Nachtmensch zu sein, andererseits aber trotzdem früh aufstehen zu müssen.”
Schließlich muss ja der junge Vater seine Kinder in den Kindergarten beziehungsweise zur Schule bringen. Da ist es natürlich kein Wunder, dass er sich auf ‘The Denyos’ im Stück ‘Snooze’ wünscht, einfach mal weiterschlummern zu können. Zu seinen Texten lässt sich Denyo eben durch alles Mögliche inspirieren. Bei ‘Ain’t No Punchline When He’s Gone’ ersetzt er bei dem Bill-Withers-Klassiker schnell mal das Wort ‘Sunshine’ durch ‘Punchline’ und fertig ist der Titel der ersten Single. Für ‘Dieb Inside’ hatte er zuerst den Sample, hätte das Ding aber nicht gemacht, wenn ihm nicht ‘Dieb’ statt ‘deep’ eingefallen wäre. “Ich fand’s etwas langweilig, über meine Gefühle ‘deep inside’ zu rappen. Zum Glück ergab sich dann dieses Wortspiel. Es gibt meiner Meinung nach niemanden, der immer gut ist. Ich mag auch keine Leute, die so tun, als ob sie keine Egoisten wären. Es gibt natürlich Leute, die weniger egoistisch sind als andere. Das weiß ich auch an ihnen zu schätzen.”
Im Grunde amüsiert er sich auf dem Stück einfach ein wenig darüber. Das Problem gibt’s schließlich auf allen Ebenen, wie Denyo mit einem kleinen Beispiel zeigt. “Wenn dir einer das Portemonnaie klaut, kannst du den anzeigen und er kommt ins Gefängnis. Wenn dir aber die Werbung suggeriert, dass du ein Auto oder sonst was brauchst und du es dir mit teurem Leasing finanzierst, ist das etwas anderes. Da steht dann nur im Kleingedruckten, wie die Verkäufer dich abziehen. So was ist aufgrund der Krawatte und der scheinbaren Legalität in Ordnung. Jeder hat diesen Dieb in sich drin!”
Da darf im Text natürlich auch nicht der Politiker fehlen, dessen Einflussnahme auf die Entwicklung Deutschlands auch sieben Jahre nach seiner Abwahl immer noch viele Menschen beschäftigt: “In jedem von uns steckt ein Helmut Kohl./ Wenn’s keiner merkt, wird das Geld gestohlen.” Big Birne is watching you!
Text: Holger Köhler
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