(Foto: Warner Music)

Manchmal muss halt „Ne, echt nicht!“ zu einigen Störfaktoren im Leben gesagt werden, um sich besser auf die guten Sachen konzentrieren zu können – so empfehlen das zumindest Nonono, die mit ihrer Carpe-Diem-Single „Pumpin’ Blood“ schon letzten Sommer einige empowered haben. Die drei schmusigen Schweden freuen sich seitdem über sämtliche mitpfeifende Fans, gestandene Popkultur-Bekenner feiern wiederum die tanzbare Mischung aus Indie mit Elektro. Am 28.03.2014 bringen die drei ihr Debüt-Album "We Are Only What We Feel" raus und legen damit die Pop-Tonalität für diesen Sommer fest: ruhig mal gut fühlen, freuen und so, statt immer nur scheiße gucken. Wie es sich für aufstrebende Stars so gehört, trafen wir uns im pompösen 10. Stock eines Hotels direkt am Alex, um über Shame-Songs, neue Herausforderungen des Musik-Business zu reden und selbstverständlich auch ihre Feel-Good-Songs zu singen. 

 

Motor.de: Eure Musik treibt immer zum Mitpfeifen, -singen, -klatschen. Und ich will euch irgendwie immer nur umarmen. Seid ihr denn wirklich so nett, wie eure Musik das vermittelt?

Michel:  Ja, sind wir tatsächlich wirklich!

Stina: Ja, das meinte auch eine Freundin, als sie Tobias und Michel das erste Mal kennengelernt hat: „Ich mag die echt voll und will die umarmen!“ – Ich hab’s euch Jungs noch nicht erzählt, aber stimmt echt! Umarmen ist auch unser kleines Ritual: jedes Mal, bevor wir auf die Bühne gehen, muss das sein.

Motor.de: War euch eigentlich bewusst, dass Deutsche allgemein ziemlich obsessed mit den Schweden sind: wie sie aussehen, sich anhören, sich anziehen?

Nonono: Ne, überhaupt nicht! Ich dachte, das wäre eher so ein Ding in den Staaten, die mögen die Schweden echt gerne. 

Motor.de: Also im Umkehrschluss: Was denkt ihr Schweden denn so von uns Deutschen?

Stina: Ich glaube, ich seid sehr gut darin, pünktlich zu sein. Ehrliche, loyale, auch strikte, hart-arbeitende Leute. Dann macht ihr aber auch hart Party – ich denke mal, das müsst ihr tun, weil ihr so viel arbeitet – da denke ich ans Berghain und richtig coole Clubs, wo ihr drei Tage lang feiert. Oder das Oktoberfest. 

Motor.de: Apropos feiern: Letztes Jahr hätte für euch auch nicht besser laufen können, oder?

Nonono: Letztes Jahr war wahnsinnig. Aber auch sehr viele Erwartungen.

Motor.de: Von Leuten euch gegenüber? Oder dass euch die Situation ein bisschen überwältigt hat?

Stina: Ich würde sagen, vor allem die Verbreitung von „Pumpin’ Blood“ und die Richtung, in die uns der Song gebracht hat: wir mussten plötzlich viel reisen, Live-Shows spielen, im Fernsehen auftreten und haben so viele neue Erfahrungen gemacht. Gleichzeitig mussten wir aber dafür sorgen, dass wir immer noch in der Musik stecken und das Ganze weiterhin wertschätzen können.


NONONO – Pumpin Blood (Official Video) on MUZU.TV.

Motor.de: Jetzt seid ihr kurz davor, euer Debut-Album zu veröffentlichen, in ein paar Tagen geht’s außerdem auf Tour in die big US of A. Das klingt ziemlich spektakulär – bleiben da für euer 2014 noch irgendwelche Träume offen?

Michel: Klar, wir haben noch jede Menge zu erträumen! Wir fangen ja gerade erst an und es wird sehr spannend zu sehen, wie das komplette Album angenommen wird. Wir wollen in Zukunft natürlich für die Leute spielen, die das ganze Album gehört haben – nicht nur die eine Single. Außerdem: mehr Videos, mehr Collaborations, mehr Schreiben. 

Motor.de: Ihr habt erst 2012 angefangen, gemeinsam Musik zu machen, richtig? Wegen des ganzen Erfolgs wurdet ihr quasi über Nacht dazu gezwungen, jede Menge Zeit miteinander zu verbringen. Funktioniert das?

Stina (lacht): Ich glaube, das war richtig gut. Wir kannten uns ja schon seit zwei Jahren, als wir uns dazu entschieden haben, eine Band zu werden. Davor wussten wir einfach nur, dass wir echt gut miteinander klar kommen. Wir verbringen zwar jede Menge Zeit miteinander, sind aber trotzdem unterschiedliche Menschen mit separaten Leben, wir respektieren uns und erdrücken uns nicht gegenseitig, sondern verbringen auch viel Zeit mit Familie und Freunden. Michel, du guckst mich an, als würde ich was Albernes sagen. Stimmt aber doch, oder?

Michel: Yes!

Motor.de: Tobias und Michel, ihr kanntet die Props des Musikbusiness ja schon als HipHopProducer Astma&Rocwell. War das für euch eine große Umstellung, plötzlich ins Scheinwerferlicht zu treten? Steht ihr jetzt jeden Morgen auf und denkt euch: Scheiße, was zieh ich nur an?

Michel: Ja, auf jeden Fall. Ich denke jetzt viel mehr nach und verstehe eben auch, wie anstrengend das ist: Studioaufnahmen, anschließend Interviews, Auftritte und auch danach ist nicht Schluss. Du wirst öffentlicher, vermute ich. Und das lässt dich mehr Dinge von dir selbst wahrnehmen.

Stina: Wenn du im Interview gefragt wirst „Was denkst du eigentlich darüber?“ ist das natürlich anders, als wenn man in der Familie darüber redet – und du fragst dich „Ja, genau. WAS denke ich da eigentlich wirklich drüber?“ Wenn du etwas sagst, werden die Leute immer wieder darauf zurückkommen und sagen: „Damals hast du das aber so gesagt!“. Normalerweise wirst du damit nicht konfrontiert, aber jetzt ist es immer präsent. Manche Leute lieben dieses Künstler-Ding, aber wir wollten einfach nur unsere Musik rausbringen. Jetzt fragen wir uns: Wie vorbereitet sind wir, unser privates Zeug da rauszugeben?

Motor.de: Ihr habt ja so einige Shows in letzter Zeit gespielt. Was ist da so Verrücktes passiert?

Stina: In den Staaten gab’s seltsame Situationen. Die hatten den größten Schneesturm seit Jahren, unser Gepäck ging verloren, wir waren drei Tage zusammen in einem Hotelzimmer eingesperrt. Wir hatten also nichts zum Anziehen und mussten dann zu einem ELLE Fashion Event in New York, wo du natürlich fashionable sein sollst… Alles was ich hatte, war ein Shirt aus Dallas auf dem „Dallas“ stand und ich seit fünf Tagen anhatte. Ich bin da angekommen, alle anderen Frauen hatten High Heels an und alles, mir ging’s außerdem ziemlich dreckig und ich musste auf Klo kotzen, also habe ich mich ziemlich shitty gefühlt. Der Trip war auf jeden Fall… seltsam. Voller Kontraste! (lacht)

Motor.de: Ihr seid sowieso ziemlich harmonisch untereinander. Wie habt ihr denn beim Album entschieden, welcher Song rauf darf? Mussten alle anfangen mit zu klatschen?

Nonono: Ja, da waren wir uns alle einig. Da ist einfach ein Gefühl, wenn ein Song vollständig ist. Ich glaube, man kann nicht sagen wieso, aber manche Songs schaffen es einfach nicht bis zum Ende – die fangen vielleicht mit einer super Idee an, aber dann verlierst du ihn irgendwie im Laufe des Weges. Manche Songs werden also nicht das, was sie hätten sein können.

Motor.de: Bei dem ganzen Reisen: Was ist so eure Lieblingsstadt?

Nonono: Ich dachte eigentlich nie, dass ich so ein großer US-Sucker sein würde. Aber gerade in New York, die ganzen Restaurants, Museen, Concept Stores und whatever – da werde ich echt inspiriert. Und genau so ist das mit Berlin. Ich war hier vor ein paar Monaten, auch im Berghain ,… (alle lachen)

Motor.de: Aha! Geheime Geschichten?

Stina: Nee, … ich hab‘ nur mein Portemonnaie verloren und wäre deshalb fast nicht zurück nach Schweden gekommen. Aber ich mag Berlin und das Club Feeling trotzdem noch! Auch Kreuzberg gefällt mir echt gut.


NONONO – Hungry Eyes (Official Video) on MUZU.TV.

Motor.de: Ihr hört ja bestimmt auch außerhalb von Clubs noch Musik. Gibt’s da einen Shame Song auf eurer Playlist, wegen dem ihr anderen Leuten euren iPod entreißen müsst, damit sie den nicht entdecken?

Michel: Ne, glaube nicht. Wir haben aber alle einen ziemlich breiten Geschmack. Ich meine, wir reden ständig darüber, einen 90s Glam Rock Song zu covern.

Stina: Ich hab’ allerdings die Angewohnheit, jeden Morgen Sinead O’Connors „Nothing Compares To You“ zu singen, …

Michel: Ja, aber das ist doch kein Shame Song, der ist super!

Motor.de: Welchen 90s Song stellt ihr euch da denn so vor?

Michel: Wir haben an diesen Mr. Big Song gedacht – wie geht der noch?

(Alle singen): I’m the one who wants to be with you… 

Michel: Ja genau! Sowas wäre bestimmt spaßig. Aber ich glaube nicht, dass einer von uns "Gangnam Style" auf dem iPod hat.

Stina: Hey, ist dieser eine von Mario einer?

Michel: "Let Me Love you"? Ich liebe den Song, der ist fucking amazing! Nichts, was du vor mir verstecken solltest.

Motor.de: Gibt’s denn auch einen Aufputsch-Song?

Michel: Der von Pharell Williams ist ein echter Wohlfühl-Song, das ganze Album eigentlich. Wann immer ich das höre, geht’s mir besser.

Stina: Welcher Song ist das?

(Tobias singt): I feel happy…

Motor.de (singt): Clap along if you feel…

Stina: Yeah, I like that!

Michel: Makes you feel good, ha? 

 

(Vera Jakubeit)