Als Diane mit ihren Lemonbabies auf die Strasse ging war sie 15. Ab dann drehte sich die Welt um das kleine rotharige Mädchen schnell, heftig und strahlte in allen Farben, in denen das Schicksal die Bühne `Leben` zu tauchen pflegt. Solche Zeiten erlebt man als Glück. Man ist ausgefüllt, betriebsam und immer in Bewegung. Der Weg – so scheint einem – ist das Ziel. Wenn man Diane nach dem `Heute` befragt, ist sie voller Leidenschaft dafür, jetzt besser zu wissen, wer sie ist, was sie kann und was sie will. Fragen, die sie sich als Lemonbabie weder stellen noch beantworten musste.

Wie nahe ist dir dieses Album?
In mir schlummert seit 15 Jahren das Bedürfnis ein kleines, perfektes Pop-Album zu machen. Ich habe mich erstmals getraut zu sagen: Ich scheiß’ drauf und mache alles so, wie ich es will. Diese Musik ist mir so nahe, dass ich mich am Anfang nicht mal getraut habe, es Leuten vorzuspielen.

Der Schlagerhörer könnte dein Album gut finden. Wäre das eine Fehlinterpretation deiner Musik?
Ja, aber das wäre nicht schlimm. Ich freue mich natürlich mehr über die Leute, die meine Musik von Anfang an RICHTIG verstehen, aber ich kann auch niemandem vorschreiben, mich gut zu finden oder nicht. Wer bin ich denn?

Es wird Angebote aus diesen Bereichen geben. Es wird Leute geben, die versuchen werden, mit dir und diesem Publikum eine Menge Geld zu machen.
Was meinst du? Mit Michelle auf Tour gehen? Das würde ich nicht machen! Mir mit Michelle auf einer Veranstaltung die Bühne teilen? Das wäre mir egal! Du willst wissen, wie weit ich gehe, stimmt’s? Ich gehe so weit, wie Kopf und Bauch sagen: Geh! Es gibt eine Grenze, aber ich kann sie nicht in Worte fassen. Dieses Album ist ohne Druck und Zwang entstanden, und das wird auch so weiterlaufen. Alle, die an diesem Album gearbeitet haben, sind ihm quasi auf der Straße zugelaufen. Und jetzt sucht es sich da draußen Menschen, denen es etwas gibt und die dann mir vielleicht etwas davon zurückgeben.

Auf der Platte geht es viel um Zweisamkeit. Es wird gekuschelt, nebeneinander eingeschlafen und es gibt eine Kissenschlacht. Gefickt wird nie!
Es wird zwischen den Zeilen gefickt. Es fällt mir wesentlich leichter, Worte für emotionale Nähe zu finden als körperliche Nähe zu beschreiben. Ich finde Sex wichtig – vielleicht schreibe ich auch mal einen Song über den besten Fick meines Lebens – aber die emotionale Verbindung von Menschen finde ich tatsächlich interessanter und wichtiger.

Kuscheln und Sex liegen genauso nah beieinander wie Kunst und Banalität. Schnell wird aus Herz mit Köpfchen, Kitsch mit Streusel. Doch der Kampf zwischen Beatles und Stones ist längst vorbei, und die Entscheidung zwischen Abba und System Of A Down muss nicht mehr länger getroffen werden.
Wir entscheiden uns für beides! Wir hören Pop!

Text: Yessica Yeti