Gut anderthalb Jahre nach ‘Chateau Schrottgrenze‘ legen Schrottgrenze nun schon ihr neues Album ‘Schrottism’ nach. Wie inzwischen von der Band gewohnt, bleibt alles anders – wird aber auch immer besser.

Trailer für Schrottism

Das Besetzungskarussell um Sänger Alex Tsitsigias und Gitarrist Timo Sauer hat sich mal wieder weiter gedreht. Weil Bassist Herr Pohn und Schlagzeuger Caddy die Uni den Konzerthallen vorziehen, übernehmen zunächst zwei alte Bekannte ihre Plätze. Benni Thiel, unseren neuen Schlagzeuger, kennen wir schon seit sieben Jahren. Christoph Kohler, unser neuer Bassist, hat dagegen schon bei den letzten Platten ab und zu im Studio mitgespielt. Er hatte aber nie die Zeit, um live auch dabei zu sein. Da er jedoch inzwischen bei Junges Glueck ausgestiegen ist, kann er nun bei uns mitmachen.”

Alex spielte früher selbst bei Junges Glueck mit und unterstützte die Gruppe auch bei ihrem letzten Werk ‘Raus Aus Flüsterleben’, das damals Peta Devlin produziert hat. Ihre Arbeitsweise gefiel ihm dabei so gut, dass er sie gleich im Anschluss daran für ‘Schrottism’ ins Studio holte. Da Alex außerdem ihre Stimme mochte, überzeugte er sie noch davon, bei einigen Stücken mitzusingen. Außerdem ist noch Max Müller dabei, der Sänger von Mutter. “Wir haben diesmal einfach öfter Gäste ins Studio geladen, die dann spontan Sachen beigetragen haben. Bei ‘Künstler Muss Schön Sein’ musste dann sogar meine Freundin mitsingen.”

Das ist allerdings wohl nicht der Grund, warum gerade zu diesem Stück auch ein Video gedreht wurde. Hauptargument war, dass Kleon Medugorac, der auch für das Artwork von ‘Schrottism’ verantwortlich war, bereits ein dazu passendes Videokonzept entwickelt hatte. “Das gefiel uns sehr gut. Der Clip bewegt sich auch in seinem Collagen-Stil, was gut zur Musik passt.”

In dem Stück führt Alex durch das Aneinanderreihen von Slogans ein Wertesystem ad absurdum, das nur auf Äußerlichkeiten achtet. So heißt es im Text: “Künstler muss schön sein./ Kunst muss schön sein./ Text muss schön sein./ Sänger muss schön sein./ Germany 2000 schießmichtot./ Wütende Lobbyistinnen fordern mehr adäquate Unterhaltung: ‘Es ist ja kein Wunder, dass diesen Mist niemand hören will, denn er handelt ja nicht mal von uns’.”

Wem das zu parolenhaft ist, dem sei verraten, dass auch wieder einige schöne Alltagsgeschichten und Gesellschaftsbeobachtungen enthalten sind. Mit ‘Kanari’ hat Alex aber auch eine Art Liebeslied geschrieben. “Eigentlich geht es um eine nächtliche, flüchtige Begegnung, wie sie jeder vielleicht mal erlebt hat. Da ist es schon verlockend, das auszuweiten, aber keiner weiß, was dann passiert. In der Geschichte gibt es daher immer wieder Haken und Ösen. Zumindest wird angedeutet, dass es eine Beziehung ist, die schwierig oder auf der Kippe ist.”

In dem Stück heißt es unter anderem: “Wir waren nicht gemacht, um zu bestehen./ Und doch zu schwach, um gleich zu gehen./ Ich sollte weniger grübeln, hast du zu mir gesagt./ Und mich niemals in dich verrennen./ Doch der Kopf unter meiner Kasperkrone hatte längst kapituliert./ Und sich verloren in dir.”

Weniger grübeln möchte Alex jedoch auf ‘Schrottism’ keineswegs. Schließlich ist das sein Antrieb weiterzumachen. “Zum Glück ist Musik für mich ein Mittel, durch das ich viele Dinge, die mich nerven, ausblenden und somit stressfreier leben kann. Wenn jemand gar nicht mehr grübelt, braucht er auch keine Texte mehr zu schreiben.”

Text: Holger Köhler