“And if the atom bomb should end us both I’ll be happy to go to the stars with you…” – unvorstellbar, dass jene Zeilen von einem Mann gesungen werden, der nie an seiner Größe zweifelte und noch vor zwei Jahren großkotzig von “der Weltdominanz” träumte. Doch Herr Sune Rose Wagner – Sänger, Songwriter, Gitarrist und die andere Hälfte (neben Sharin Foo) des dänischen Duos The Raveonettes – sorgt auf dem neuen Album ‘Pretty In Black’ noch für ganz andere Überraschungen.
Zunächst einmal verabschiedete sich der Wahl-New Yorker auf dem zweiten Longplayer von dem selbst auferlegten, strengen Regelwerk, das sich sowohl durch die EP ‘Whip It On’ als auch durch das Debüt ‘Chain Gang Of Love’ zog: keine Drei-Minuten-Limits, keine b-moll-Konsequenz und keine Drei-Akkorde-Reglementierung. Die saloppe Erklärung für den Kurswechsel lautet wie folgt: “Ich wollte etwas anderes machen. Das Schöne an Musik ist ja, dass du machen kannst was du willst.” Das Besondere: trotz des Verzichtes der raveonettschen Regeln büßt der Sound des neuen Albums von seinem Aufmerksamkeit schürenden, antiquierten Mix aus Rock, Surf und Sechziger- plus Achtziger-Noise nichts ein.
Daran arbeiteten, und das ist die wohl größere Überraschung – Ronnie Spector, Moe Tucker und Martin Rev. Jene Musikikonen konnte Herr Wagner aus dem Vorruhestand noch mal in ein Musikstudio holen. Während der Elektro-Punker und Keyboarder von Suicide Martin bei ‘You Say You Lie’ und ‘Uncertain Times’ mitwerkelte, setzte sich die großartige Moe (einst im Dienste von Velvet Underground) in den New Yorker Sohokan Studios nochmals an das Schlagzeug. Trotzdem weichen auf dem aktuellen Album lärmige Rückkopplungen, verzerrte Gitarren, Nico-Charm und Dark-Elemente dem satten Rock’n’Roll der Fünfziger und den sanften klängen der Sixties-Girlgroups. Dabei half die unvergessene Ronnie – ihr konnte Mastermind Sune nach vielen Jahren nochmals so bezaubernde “OhOhOhOhs” entlocken, wie einst Herr Spector auf ‘Be My Baby’.
Zu guter Letzt gab es noch eine personelle Veränderung: weil die attraktive Blondine an Herr Wagners Seite nie so glücklich am Bass aussah, entband er die mittlerweile in London lebende Kollegin von dieser Aufgabe. Da sie mittlerweile nicht einmal mehr an Interviews teilnimmt ,stellt sich die Frage was genau ihre Aufgabe ist?! Wagners Antwort darauf: “Sie singt.”
Text: Kamilla Jarzina
No Comment