Mein Vater war CDU Mitglied (wurde aber später aus der Partei ausgeschlossen, da er notorisch vergaß seinen Beitrag zu bezahlen). Meine Mutter war Babysitter bei Willy Brandts Söhnen und wählte ihren Auftraggeber. Bei uns am Mittagstisch wurde deshalb gern diskutiert, war jede Meinung erlaubt. Solange zumindest, wie man sie begründen konnte. Als mein Bruder dort das erste mal mit einem „Atomkraft, Nein Danke!“-Button saß, fragte ihn mein Vater welche Energiepolitische Alternative er denn zu bieten habe. Er hatte keine auf Lager und sein Button musste während des Essens abgenommen werden. Mein Bruder kaufte sich kurz darauf Kool and the Gang und Earth, Wind und Fire-Platten, wurde Popper und verabscheute so genannte Alternative sowieso.
Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass genau die gleiche Diskussion ein Vierteljahrhundert später noch einmal aktuell werden sollte. Zum ersten Mal habe ich jetzt auch so einen Button. Das Motiv ist dasselbe, der Anstecker an meiner schwarzen HUGO Jacke aber deutlich kleiner und dezenter als der, den mein Bruder dereinst abmachen musste. Und ich kenne auch die Antwort, auch wenn mich mein Vater leider nicht mehr fragen kann. Ich weiß, dass es in Form von Sonne, Wind, Wasser und Erdwärme erneuerbare Alternativen gibt, die so oder so gehoben werden müssen, da Uran genauso endlich ist wie Erdöl, Kohle und Gas. Natürlich hat Kernkraft eine bessere CO2 Bilanz als andere fossile Brennstoffe, aber zu welchem Preis? Jetzt noch bis zu 40 Jahre (länger reicht der Uranvorrat weltweit eh nicht) den Kohlendioxid-Ausstoß zu minimieren um dafür 4 Millionen Jahre strahlenden Müll in ungesicherten Anlagen wie Asse zu hinterlassen, leuchtet mir nicht ein.
Damit bin ich nicht allein. Künstler wie Wir sind Helden, Mia, Klee und Rainer von Vielen touren mit der Böll-Stiftung (www.sonnewindundwir.de) durch das Land um auf Alternativen aufmerksam zu machen. Dieses Wochenende mit Mia. (5.9.) in München und am 20.9. mit KLEE in Essen. Wir unterstützen das als Motor Music, denn wir finden es gut Pop und Diskurs miteinander zu verbinden und glauben, dass es höchste Zeit ist, sich auf unsere Zukunft zu konzentrieren. Ohne erneuerbare Energien wird der Kampf um zwangsläufig sich verknappende Ressourcen grausam und die Erde durch die bei ihrer Verbrennung entstehenden Emissionen unbewohnbar werden. Es geht heute also weniger darum gegen, sondern für etwas zu sein. Das hätte nur damals schon mein Bruder wissen müssen…
Liebe Grüße
Euer Tim
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